Freitag, 31. Juli 2015

Tag 40 Steife Briese

3:15h mein Wecker klingelt. Die Nacht war unruhig, das Schiff schaukelte und ruckte alle paar Minuten kräftig an den Leinen. Ich freue mich das es los geht. Leider ist es trotz Vollmond noch stockfinster. Es sind zu viele Wolken. Ich warte. Um 4:00h mache ich einen Rundgang zur Mole um zu sehen wie das Wasser aussieht. Das Jadefahrwasser ist durgängig befeuert und kann auch Nachts befahren werden aber als ich das ganze Geblinke und Geblitze der Tonnen im Wasser sehe entscheide ich mich weiter zu warten. Dann kommen die Fischer zurück. Um 4:50h traue ich mich dann ins dämmerige Zwielicht. Der offizielle Sonnenaufgang ist 5:21h. Der Wind weht frisch und ich bin froh als ich das Großsegel gesetzt habe. Bis ich die offene Nordsee erreiche sind Fahrt- und Windrichtung ungünstig und so entscheide ich mich zu Motorsegeln. Einige Tests ergeben das ich nur mit Segel 3,5kn mit Motor Unterstützung 5,5kn schnell bin.

Um 6:40h ist der Leuchtturm Mellum erreicht. Der Wind ist wirklich frisch und kommt aus NW, die Strömung setzt nach NW. Das hatte ich doch schon mal. Und richtig vor mir sind große Brecher, weißes Wasser und unsichere Wassertiefe. Das hätte meine (betonnte und offizielle) Abkürzung werden sollen aber ich fahre lieber den langen Weg. Der hat tieferes Wasser und weniger brechende Wellen.

9:05h Die offene Nordsee ist erreicht. Irgendwo unterwegs habe ich meinen Bootshaken verloren und ein Bändsel, das wird mir allerdings erst viel später auffallen. Die Nordsee ist auch nicht ruhiger aber wenigstens brechen die Wellen weniger oft. Auf das Vorschiff will ich nicht mehr bei diesem Eiertanz und so bleibt es beim Großsegel mit Motorunterstützung. Das mein Vorsegel nicht mehr festgebunden ist kann ich nicht ändern. Der Wind pfeift. Die Wogen wogen. Die Illub fährt - und zwar schnell! Ich muss mich etwas konzentrieren damit ich genug esse, trinke und bei der Beschaffung der Nahrung den Kurs halte. Außerdem ist mir ein bisschen mulmig und ich darf nicht zu viel unter Deck herumturnen sonst wird mir am Ende noch kotzschlecht.

9:57h Mist! Zwei Segellatten, das sind Fieberglas Verstärkungen die in eingenähten Taschen im Segel stecken, lösen sich. Die obersten beiden sind schon halb herausgerutscht. Damit ich sie nicht verliere muss ich das Segel bergen und die Dinger neu befestigen. Ich tue mein Besstes die Illub in den Wind zu drehen, wo sie ohne Unterstützung bei dem Wellengang natürlich nicht bleiben möchte, und klettere schnell zum Mast um die nötigen Handgriffe zu erledigen. Im Ganzen muss ich zweimal zurück ins Cockpit um die Illub wieder in den Wind zu drehen doch an Ende sind die Segellatten wieder an Ihrem Platz und das Segel steht wieder. Puhh!

11:20h Die Sonne kommt heraus! Ich erreiche das Elbfahrwasser und sichte das erste Segelboot außer mir. Ab jetzt fahre ich vor dem Wind, der sich mit den Wellen deutlich beruhigt hat. Der Motor wird ausgestellt und die Fock aufgeheisst. Toll endlich ein bisschen Ruhe zu haben. Hinzu kommt das Gefühl es geschafft zu haben. Ich werde vor einsetzen der Ebbe und wie geplant mir der Strömung in Cuxhaven einlaufen!

12:50h Wieder Probleme mit diesen Segellatten. Aber jetzt habe ich schon Übung. Trotzdem muss ich mir etwas ausdenken um das Problem in den Griff zu bekommen. Ich hatte zu Hause schon Probiert die fehlenden Teile zu Bestellen war aber bis zur Abfahrt erfolglos geblieben...

14:55h Fest in Cuxhaven! Ich bin stolz auf meine Manöver und die ordentliche Vorbereitung der selben! Im Hafen werde ich direkt mehrfach auf mein Schiff angesprochen. Ein Schwede, natürlich ein Albin Vega Fan und meine Nachbarn „Wir hatten selber eine Vega. 'Tim' Baunummer 1494. 20 Jahre lang sind wir damit herum gefahren. Ein tolles Schiff!“
Ja ja, noch ein bisschen small Talk aber dann schnell ins Bett. Um 17:00h ist mein Schiff aufgeklart, ich habe mich im Hafen angemeldet, der Höflichkeit mit den Nachbarn ist genüge getan, ich habe gegessen und mich bei den wichtigsten Menschen als „sicher im Hafen“ gemeldet. Fertig.

49sm
5kn Durchschnitt
10Std. Auf dem Wasser
Windstärke 6-7Bf (40-60km/h)
Wellen bis 3,5m (mein GPS hat eine Höhendifferenz von max 7m aufgezeichnet!)


Am Ende werde ich ca. 16Std. Schlafen

Meine gefahrene Route stimmt übrigens exakt mit der Planung überein ...sieht man von der Entscheidung ab nicht durch die gigantischen Wellen beim Leiuchtturm Mellumplate zu fahren ;-)

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