Freitag, 3. Juli 2015

Tag 12: Goodies und eine Ankernacht

Der Tag beginnt damit das wir unseren Nachbarn herauslassen und unsere Schiffe umparken. Im Päckchen liegen ist zwar praktisch und kommunikativ, ist aber auch ein bisschen nervig. Immer müssen Leinen und Stromkabel neu verlegt und kleinere Manöver gefahren werden. Mir macht es eigentlich nichts aus, aber die Stimmung von dem fahrenden Schiff schwappt da vielleicht auch etwas über. Er träumt von Helgoland und der offenen See. Sie hat sich viel in der Kajüte verkrochen und schien gar nicht so angetan. Er spricht von Tieden, Winden und Optionen, sie will lieber einen Kaffe. Am Ende laufen sie mit der Tiede aus mit dem Ziel Borkum. Das wären ungefähr 60sm die teilweise gegen Strömung gesegelt werden müssen. Also locker 15 Stunden auf dem Wasser. Ob sie am Ende doch nur 30sm bis nach Schirmonnikoog gefahren sind weiß keiner.
Helgoland scheint unter den deutschen Seglern so wie so ein Zauberwort zu sein. Steht der Wind auf West sagen alle: Helgoland! Ich habe das gefühl alle möchten gerne dort hin fahren und die wenigsten trauen sich. In meinen Gesprächen mit Christoph kommt Helgoland und die offene See auch vor. Vielleicht fahre ich auch einfach mal raus bis kein Land mehr da ist. Irgendwie verlockend, irgendwie zum Fürchten – jetzt wo das so eine ganz reale Möglichkeit ist. Es müssen nur die richtigen Winde wehen...

Christoph und ich beschließen eine Nacht im Watt zu ankern. Es gibt mal wieder allerhand zu tun und als wir unsere nebeneinander liegenden Schiffe aufklaren schenkt er mir plötzlich eine Hängematte für das Vorschiff! Toll! So etwas wollte ich schon immer haben. Die Hängematte wird zwischen Mast und Vorstag vorne über dem Deck befestigt und mann kann sogar während der Fahrt dort liegen! Als ich die Hängematte gerade mal ausprobiere kommen Thomas und seine Familie mit der Sasa in den Hafen. So schnell sieht man sich wieder beim Nordsee-Island-Hopping.

Wir brauchen noch ein paar Lebensmittel und so machen wir uns auf zum Supermarkt. Auf dem Weg entdecken wir am Rande des Stegs zwei Klappfahrräder zum Verkauf. Die Räder sind ein bisschen wackelig und haben kleine Roststellen aber der Preis von 75€ für beide ist unschlagbar. Ich rufe bei Johann an, dessen Nummer dabei steht, und frage ob ich eines haben könne. Er will aber beide auf einmal los sein. Ich muss erstmal überlegen und gehe einkaufen. Christoph hat auch ein Klappfahrrad und mit seinem probieren wir aus, wie die beiden in mein Schiff passen könnten. Sarah kommt mich schließlich bald besuchen und da wären zwei Fahrräder eine schicke Sache. Am Ende kaufe ich sie und bekomme noch eine Luftpumpe dazu. Wer ein Fahrrad hat, braucht eine Luftpumpe. Zum Glück passen beide Räder auch wirklich auf mein Schiff. Ich muss zugeben, dass es nicht sonderlich elegant aussieht, wie die beiden Räder in Gartenplane verpackt an meinem Heck vertäut sind, aber sie sind sicher und etwas wassergeschützt.

14:30h laufen die Illub und die Schabernack aus zum Ankern. Es wird eine kleine Wettfahrt aber dann stimmen Wind, Ströhmung und Fahrrinne nicht mehr, so dass wir bis zu unserem Ziel Motoren. Wir Ankern in respektvollem Abstand zum Robbenschutzgebiet. Duzende dieser Tiere liegen etwa 200m weiter auf der Sandbank und sind faul. Ich weiß jetzt auch wieso, denn wenn die Flut kommt müssen sie an die Arbeit. Dann gibt eis keinen Platz mehr zum faul sein weil alles unter Wasser steht. Also muss mann als Robbe sechs Stunden Chillen und Arbeiten im Wechsel.

Zu zweit sind Dinge so viel leichter! Es ist ruppig draußen 4Bf in Böhen 5Bf. Die einströmende Flut rauscht zwischen unseren vertäuten und mit 3 Ankern gesicherten Schiffen durch wir ein Wildwasser. Wir machen uns ein leckeres Abendessen und philosophieren noch bis die Ebbe einsetzt und unsere Schiffe von der kenternden Strömung herumgezogen werden. Die Anker halten immer noch, nur den Heckanker lichten wir, damit sich die Kräfte dynamischer verteilen können. Ich schlafe ehrlich gesagt ziemlich gut obwohl es draußen gluckert, heult und wackelt. Nur der Wecker, den ich mir jede Stunde gestellt habe, nervt und erweist sich als Sicherheitsmaßnahme auf die man hätte verzichten können (aber nicht sollen). Wieder einmal beweist auch mein kleiner Anker, dass er im Watt völlig tauglich ist. Gelegentlich hängen nämlich beide Schiffe an nur jeweils einem Anker; je nachdem wie der Wind und Strömung gerade stehen.

Meine neuen Klappräder

 Aufklaren zum Auslaufen. Christoph und die Schabernack

Thomas und Katja auf der Sasa 

 Die Schabernack unter Segeln




 Vertäut und geankert

 Wir liegen an der Grenze zum Schutzgebiet

 Ein paar neugierige Robben kommen uns aber besuchen

 Abendstimmung im Watt

Nächtliche Kontrolle

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen