Donnerstag, 9. Juli 2015

Tag 17 und 18 Eingeweht

Es bläst und bläst. Wir kommen nicht weg. So langsam juckt es mich. Ich gebe zu das der Tag nach so einer Überfahrt überhaupt nicht zum weiterfahren auffordert. Ich bin dann noch etwas erledigt, das Schiff muss wieder in Ordnung gebracht werden und von den Inseln möchte ich schließlich auch etwas sehen. Wenn es dann aber am übernächsten, über-übernächsten und über-über-übernächsten Tag nicht weiter geht, wird meine Geduld strapaziert. Zum Glück kann ich noch bis ende August auf der Illub bleiben von daher stecke ich diese Zwangspause ganz gut weg. 
Ich habe ein Netz geknotet das meine Bücher gegen das Herausfallen unter Wegs sichern soll. Verglichen mit den hiesigen Fischern, die ihre Netze andauernd reparieren müssen, habe ich mich wahrscheinlich sehr ungeschickt angestellt. Ich bin jedoch sehr zufrieden mit meinem ersten Versuch. Dazu möchte ich bemerken im Hafen kein Internet Zugang zu haben. Das übliche Cheaten per Youtube und anderer Quellen fällt also weg. Statt dessen musste ich ein paar Knoten zur Probe machen und mir gut überlegen wie es werden soll. Dann abschätzen wie viel Meter Schnur ich für einen Meter Netzt benötige und los :-)

Die Insel Schirmonnikoog ist sehr klein, gemütlich und schön; später dann langweilig... Auf meiner Erkundungstour entdecke ich sehr viele Bunkeranlagen, die mal zu Hitlers Atlantikwall gehörten. Ganz schön bedrückend in diesen Beton-Monstern herum zu Laufen. Ich finde es gut, das sie komplett zugänglich sind. So kann man sich noch auf die alten Wachposten stellen und bekommt einen kleinen Eindruck von der Hässlichkeit dieser Bauwerke. Man Steht hinter dicken stählernen Schießscharten, die wohl Granaten abhalten können, in der perfekten Stellung um Beine, Kniescheiben oder mit ein bisschen Mühe auch Herzen und Köpfe zu zerschießen - mich schaudert es. 

Zum Glück besitze ich zwei Pässe und Staatsangehörigkeiten und als ich anderen Tags ein Gedicht und kleines Kunstwerk von einem 11jährigen finde, bin ich wieder versöhnt mit meiner Herkunft. Dort wird die endgültige Befreiung der Insel durch die Alliierten, im Besonderen der Kanadier, im Juni 1945 dargestellt (die offizielle Befreiung der westfriesischen Inseln war schon im Mai, aber die Kämpfe haben wohl noch eine Weile angedauert weil überall noch versteckte oder eingebunkerte Deutsche waren). 

Ich bin ungeduldig. Morgen soll es um 5:45h mit dem Hochwasser rausgehen. Das ist für meinen Kumpel Christoph auch schon die letzte Gelegenheit, denn wir nähern uns der Nipzeit. Das bedeutet dass das Hochwasser deutlich niedriger ist als sonst (ca. 60cm). Etwas weniger und er würde in der Hafenausfahrt festlaufen und käme nicht wehr weg. Der Wind soll wieder kräftig sein, jedenfalls bis Mittag. Ab da fahren wir wieder mit gemütlichen 2-3Bf aus NW. Ich bin gespannt!

 erstes Probeknoten

der fertige Arbeitsplatz (draußen ist zu viel Wind)

Geschafft! Man Beachte das Buch: Knoten und Spleißen, leider ohne Netz-Knote-Anleitung. Am Ende habe ich Schotsteks benutzt ;-)


 Bunkeranlage "Wassermann"

 Einst sollte hier eine 40m hohe Antenne aufgestellt werden...

...aber dazu ist es dann doch nicht gekommen.

 "verbondenheid" Das Gedicht geht ungefähr so:
Es ist ein Fest
Wir sind befreit
Die kanadischen Befreier bringen uns Essen und zu Trinken
Es ist ein Fest

 Der Kunst-Atelier-Bus von Marikes Mama. (Marieke die Hafenbarbesitzerin)

 










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