Freitag, 31. Juli 2015

Tag 40 Steife Briese

3:15h mein Wecker klingelt. Die Nacht war unruhig, das Schiff schaukelte und ruckte alle paar Minuten kräftig an den Leinen. Ich freue mich das es los geht. Leider ist es trotz Vollmond noch stockfinster. Es sind zu viele Wolken. Ich warte. Um 4:00h mache ich einen Rundgang zur Mole um zu sehen wie das Wasser aussieht. Das Jadefahrwasser ist durgängig befeuert und kann auch Nachts befahren werden aber als ich das ganze Geblinke und Geblitze der Tonnen im Wasser sehe entscheide ich mich weiter zu warten. Dann kommen die Fischer zurück. Um 4:50h traue ich mich dann ins dämmerige Zwielicht. Der offizielle Sonnenaufgang ist 5:21h. Der Wind weht frisch und ich bin froh als ich das Großsegel gesetzt habe. Bis ich die offene Nordsee erreiche sind Fahrt- und Windrichtung ungünstig und so entscheide ich mich zu Motorsegeln. Einige Tests ergeben das ich nur mit Segel 3,5kn mit Motor Unterstützung 5,5kn schnell bin.

Um 6:40h ist der Leuchtturm Mellum erreicht. Der Wind ist wirklich frisch und kommt aus NW, die Strömung setzt nach NW. Das hatte ich doch schon mal. Und richtig vor mir sind große Brecher, weißes Wasser und unsichere Wassertiefe. Das hätte meine (betonnte und offizielle) Abkürzung werden sollen aber ich fahre lieber den langen Weg. Der hat tieferes Wasser und weniger brechende Wellen.

9:05h Die offene Nordsee ist erreicht. Irgendwo unterwegs habe ich meinen Bootshaken verloren und ein Bändsel, das wird mir allerdings erst viel später auffallen. Die Nordsee ist auch nicht ruhiger aber wenigstens brechen die Wellen weniger oft. Auf das Vorschiff will ich nicht mehr bei diesem Eiertanz und so bleibt es beim Großsegel mit Motorunterstützung. Das mein Vorsegel nicht mehr festgebunden ist kann ich nicht ändern. Der Wind pfeift. Die Wogen wogen. Die Illub fährt - und zwar schnell! Ich muss mich etwas konzentrieren damit ich genug esse, trinke und bei der Beschaffung der Nahrung den Kurs halte. Außerdem ist mir ein bisschen mulmig und ich darf nicht zu viel unter Deck herumturnen sonst wird mir am Ende noch kotzschlecht.

9:57h Mist! Zwei Segellatten, das sind Fieberglas Verstärkungen die in eingenähten Taschen im Segel stecken, lösen sich. Die obersten beiden sind schon halb herausgerutscht. Damit ich sie nicht verliere muss ich das Segel bergen und die Dinger neu befestigen. Ich tue mein Besstes die Illub in den Wind zu drehen, wo sie ohne Unterstützung bei dem Wellengang natürlich nicht bleiben möchte, und klettere schnell zum Mast um die nötigen Handgriffe zu erledigen. Im Ganzen muss ich zweimal zurück ins Cockpit um die Illub wieder in den Wind zu drehen doch an Ende sind die Segellatten wieder an Ihrem Platz und das Segel steht wieder. Puhh!

11:20h Die Sonne kommt heraus! Ich erreiche das Elbfahrwasser und sichte das erste Segelboot außer mir. Ab jetzt fahre ich vor dem Wind, der sich mit den Wellen deutlich beruhigt hat. Der Motor wird ausgestellt und die Fock aufgeheisst. Toll endlich ein bisschen Ruhe zu haben. Hinzu kommt das Gefühl es geschafft zu haben. Ich werde vor einsetzen der Ebbe und wie geplant mir der Strömung in Cuxhaven einlaufen!

12:50h Wieder Probleme mit diesen Segellatten. Aber jetzt habe ich schon Übung. Trotzdem muss ich mir etwas ausdenken um das Problem in den Griff zu bekommen. Ich hatte zu Hause schon Probiert die fehlenden Teile zu Bestellen war aber bis zur Abfahrt erfolglos geblieben...

14:55h Fest in Cuxhaven! Ich bin stolz auf meine Manöver und die ordentliche Vorbereitung der selben! Im Hafen werde ich direkt mehrfach auf mein Schiff angesprochen. Ein Schwede, natürlich ein Albin Vega Fan und meine Nachbarn „Wir hatten selber eine Vega. 'Tim' Baunummer 1494. 20 Jahre lang sind wir damit herum gefahren. Ein tolles Schiff!“
Ja ja, noch ein bisschen small Talk aber dann schnell ins Bett. Um 17:00h ist mein Schiff aufgeklart, ich habe mich im Hafen angemeldet, der Höflichkeit mit den Nachbarn ist genüge getan, ich habe gegessen und mich bei den wichtigsten Menschen als „sicher im Hafen“ gemeldet. Fertig.

49sm
5kn Durchschnitt
10Std. Auf dem Wasser
Windstärke 6-7Bf (40-60km/h)
Wellen bis 3,5m (mein GPS hat eine Höhendifferenz von max 7m aufgezeichnet!)


Am Ende werde ich ca. 16Std. Schlafen

Meine gefahrene Route stimmt übrigens exakt mit der Planung überein ...sieht man von der Entscheidung ab nicht durch die gigantischen Wellen beim Leiuchtturm Mellumplate zu fahren ;-)

Donnerstag, 30. Juli 2015

Tag 39 Testfahrt und los

Den ganzen Tag regnet es immer wieder. Ich habe schlechte Laune. In einer Regenpause gehe ich in den Ort um Brot zu kaufen, setzt mich in ein Restaurant und esse zu Mittag. Ich hatte gehofft, so ein Luxus-Essen auswärts würde meine Laune verbessern... geht so.
Mein Schiff ist schon seit gestern fertig zum Auslaufen und so gammel ich herum. Ich bin gänzlich unproduktiv und schlecht gelaunt. Erst als ich um 18:00h den Motor anlasse und zur Schleuse in den Außenhafen fahre geht es mir ein bisschen besser. Endlich geht es weiter! Zu meiner großen Freude funktionieren alle Manöver wunderbar und meine neu justierte Pinne hält die Illub gut auf Kurs. Es kann also los gehen. Die Winde sollen für morgen moderat werden aber aus der Gegenrichtung kommen. Ich will mich um 4:00h früh mit dem Rest der Ebbe aus der Jade spülten lassen. Dann mit der einsetzenden Ost-Strömung rüber zur Elbmündung und dort hoffentlich mit der noch immer andauernden Flut landeinwärts bis nach Cuxhaven. Ein guter Plan aber ich bin nervös. Wenn ich zu langsam bin und die Ebbe einsetzt bevor ich mein Ziel erreicht habe, werde ich große Probleme haben gegen die starke Strömung den sicheren Hafen zu erreichen. 
„Strömung bis zu 5 Knoten sind vor Cuxhafen keine Seltenheit“ Revierführer Nordsee.


Die Illub im Außenhafen von Hooksiel




Mittwoch, 29. Juli 2015

Tag 38 Kiten die Zweite

Noch so ein Regentag. Es hört zwar immer wieder für einige Zeit auf aber alles bleibt nass und wenig sommerlich. Ich befestige meine Badeleiter und versuche mich zu überwinden ins Hafenbecken zu springen und unter mein Schiff zu Tauchen. Seit der letzten Fahrt ist die Steuerung der Illub unübersehbar 'aus der Spur'. Seit dem ersten mal trocken fallen in Schirmonnickoog hatte ich das Gefühl das die Mittelstellung der Pinne nicht mehr Geradeaus bedeutet. Jetzt ist es absolut nicht mehr weg zu diskutieren. Bevor ich Hooksiel verlassen kann muss ich das „gerade biegen“. Ich Schwimme gerne, ich Tauche gerne, ich mag Wasser. Ich ekel mich vor dem Hafenbecken, dem Schleim und Glitsch unter meinem Boot und dem Grund des Hafenbeckens, der sich nur 60 cm unter meinem Kiel befindet. Ich habe richtig Angst in diese Trübe Brühe zwischen die Schiffe, Poller und unter meinen Rumpf zu Tauchen. Etwas mutlos mache ich mich daran meine Steuerung zu demontieren, immer noch in dem Glauben ich muss ins Wasser. Doch da entdecke ich eine „Markierung“ für die Mittelstellung – Hurra! Begeistert schraube ich an der Pinne herum, stelle sie auf diese Mittelmarkierung ein und hoffe voll Vertrauen das ich jetzt wieder gerade aus fahre! Mein Autopilot war durch diese Ruder-Fehlstellung außer Kraft gesetzt, der muss jetzt auch wieder Funktionieren.
Jonny ruft an. Wenn ich will können wir Heute nach seiner Schulung noch einmal auf das Wasser; dieses mal mit Brett. Na klar!

Ich mache mich auf zum Strand und kann ca. eine Stunde lang beobachten wie die Kite-Lehrer von der Nordsee Academy ihre Schüler im Griff haben. Ein Lehrer betreut oft zwei Schüler Pärchen also Kite-Buddies. Durch das Buddy System sind alle nonstop in Action, können viel alleine ausprobieren und sich gegenseitig helfen. Ich habe großen Respekt vor Jonnys Arbeit. Bei fast jedem Wetter steht er im knie- bis hüfttiefen Wasser und coacht bis zu vier Kids. Natürlich machen alle Anfänger die selben Fehler und so Pfeift und Ruft er Variationen der immer gleichen Kommandos über das Wasser. Am öftesten wohl: „Nicht an der Bar festhalten!“, „Mach die Arme lang!“ und „Lass die Bar los!“
Als die Ebbe und somit eine starke Strömung einsetzt, die gefährlich werden könnte, ist die Schulung vorbei. Jetzt beginnt meine Zeit. Im Laufschritt flitzen wir über den Strand und ich hole 'mein' Material. Während dessen hat Jonny noch ein paar Tips für Schüler, nette Sprüche für Eltern und einen Neukunden parat. Ab aufs Wasser!
Natürlich mache ich alle bekannten Anfänger Fehler und natürlich muss auch mir Jonny immer wieder das selbe sagen. Immer wenn wir zu weit Richtung Nordsee abtreiben muss Jonny den Kite und das Board gegen den Wind fahren und ich marschiere durchs Watt wieder zum Start. Das ganze machen wir vier mal aber nach einer Stunde habe ich den Bogen raus. Ich kann kontrolliert aufstehen und stoppen. Jetzt mag ich auch keine Kommandos mehr. Bis hier habe ich ganz brav alle Übungen und Sicherheitsdrills gemacht. Jetzt wird gefahren! Und es klappt. Ich bin fassungslos wie schnell man mit diesem Ding ist. Ich fliege förmlich über das Wasser! Inzwischen hat der Wind aufgefrischt und die vorhergesagten 6-7Bf sind bei der 7 angekommen. Irgendwie höre ich Jonnys Pfiff durch das Rauschen des Windes, der Wellen und dem der Geschwindigkeit. OK, dann bin ich wohl weit genug draußen. Ich stoppe kontrolliert und schaffe sogar den Start nach Rechts (als Linkshänder meine schlechte Seite). Wieder düse ich in einer unfassbaren Geschwindigkeit zum Strand.
Leider ist meine Session damit beendet. Für mich ein großartiges Erlebnis. Dank Jonny, der mich wirklich fantastisch gecoacht hat! Viel Freiraum zum selber Ausprobieren und trotzdem mit System. So sind Sicherheit und Erfolg garantiert.
Vielen Dank an Niko Goretzki von der Nordsee Academy, für das Material und dass er mir seinen besten Mann mal ausgeliehen hat. Und natürlich großes Kompliment an Jonny, der mir Kiten in Rekordzeit gezeigt hat!!
Wer Lust auf Kiten bekommen hat oder Surfen, SUP oder auch Landboarden der ist bei den Jungs und Mädels von der Nordsee Academy sicherlich gut aufgehoben!


Abends koche ich für Jonny und mich und wir rätseln über das morgige Wetter. Ich will gerne weiterfahren und merke wie mir die lange Zeit am selben Ort auf das Gemüt schlägt. Inzwischen sind Jonny und ich die letzten gebliebenen des großen Clans vom Wochenende. Lars, Simon, Ranja, Sarah, Annelise, Heinz-Werner, Laura und jetzt auch Beckie sind alle nach Hause oder in der Urlaub oder sonst wo hin gefahren. Ich komme mir verlassen vor und muss auch weiter. Leider ist sehr viel Wind, Regen und 2m Wellen vorhergesagt. Zu viel für mich um wirklich sicher zu sein und die 40sm nach Cuxhaven in Angriff zu nehmen.





Dienstag, 28. Juli 2015

Tag 37 Kite Surfen im Regen

Marina Hooksiel, schlechtes Wetter, ein gutes Buch. Den ganzen Tag über weiß ich nicht so recht was ich mit mir anfangen soll. Der Regen macht immer nur kurze Pausen, die gerade dazu reichen meine neue Fettpumpe für meinen Motor zu benutzen. Klappt alles super, ich weiß nur nicht wie viel Fett nötig ist damit wieder alles gut geschmiert ist. Für den Anfang entscheide ich mich für ein Drittel der Kartusche. Meine neuen Lazy Jacks kann ich frühestens aufbauen wenn der Mast mal getrocknet ist und mindestens eine Stunde lang trocken bleibt. Ich gehe wieder rein und habe eine Laune, die man höchstens als mittelgut beschreiben darf. Immerhin freue ich mich auf das Kite Surfen! Jonny hat für Beckie, Laura und mich ein bisschen Zeit eingeräumt und wir treffen uns um 17:00h zu einer richtigen Unterrichtsstunde im Kite Surfen.
Ich bin sehr gespannt. Jonny, eigentlich ein eher schweigsamer Charakter, der sich mehr durch Taten als Worte ausdrückt, in der Rolle als Lehrer am Whiteboard. Doch von Schweigsamkeit keine Spur! Effizient und routiniert erklärt er uns die Basics, die man für das Kite Surfen braucht: Luv, Lee, Windfenster, Powerzone, Safty-System usw... Zügig sind wir fertig und können unsere erste „Matte“ fliegen. Das sind Drachen ähnlich wie die großen Kites an denen man eben besprochene Windfenster usw. mal ausprobieren kann. Hinzu kommt das wir diese „Matten“ in das Trapez (riesiger Klettergurt für Kiter) einhängen und somit schon ein paar Safty features testen können.„LASS DIE BAR LOS!“ ist wohl das wichtigste. Einfach loslassen. Klingt leicht. Trotzdem halten sich Leute, besonders wenn sie auf dem Wasser stehen, sich immer wieder an der Bar fest. Die Bar ist der Griff zum lenken des Kites, sieht aus wie ein Fahrradlenker und funktioniert auch so. Links und rechts ziehen und der Kite fliegt links und rechts. Die Bar ist Handbremse und Gaspedal in einem, nur das eben ziehen 'gas geben' bedeutet und locker lassen 'Bremsen'... naja, Jonny erklärt das besser!
Nachdem wir mit den Matten genug geübt haben bauen wir die großen Kites auf. Jetzt können wir theoretisch schon alle Figuren fliegen, die man zum Starten und fahren braucht. In voller Montur stehen wir ohne Brett im Wasser und üben die 7qm Kites zu beherrschen. Gar nicht so leicht wie das mit den kleinen war, obwohl das Prinzip genau das gleiche ist.
Der Wind verlässt uns und somit ist unsere Session beendet.

Ein weiteres Highlight des Tages ist Nachricht von meinen Studienkollegen Christian und Simon aus Hamburg. Beide haben Lust mal an Bord zu kommen und wir wollen das in den nächsten Tagen möglich machen. Mal schauen wann und wo das was wird.

Fettpumpe und Material für neue Lazy Jacks


Ich muss mich für fehlende 'visuals' entschuldigen aber Kite Surfen ist noch nasser als Segeln im Regen, von daher habe ich meine lieben Technik-Gadgets im Boot gelassen - sorry! 

Montag, 27. Juli 2015

Tag 36 und was Du heute kannst besorgen...

...das Verschiebe bitte nicht auf Übermorgen oder gar 5 Wochen lang!
Heute ist der Tag des Zahnarztes. Seit dem Tag an dem ich losfuhr habe ich Probleme mit meinem Backenzahn. Es fühlte sich an wie eine alte Füllung, die sich löst. Irgendwann war sie weg und hinterließ ein Loch. Trotz Zahnhygiene wurde es immer tiefer und größer. Zähne sind bekanntlich außen hart und innen relativ weich. Wenn also der Panzer erstmal geknackt ist können "Karies und Backtus" ihr Werk tun und man endet mit einem holen Zahn - Mist!
Mein Gesicht ist 4,5 Stunden total Taub, der Preis für schmerzfreies Bohren und anschließend tut mein Kiefergelenk ziemlich weh. Selber Schuld aber den Zahn kann ich mit ein bisschen Glück noch behalten.

 Hilfe der Zahnarzt kommt...

 ...mit seinem Folterwerkzeug. 

Letztlich bin ich froh einen soliden 'Handwerker' gefunden zu haben, der seinen Job versteht. Außerdem ist er auch Segler und so haben wir gleich einen guten Start. Er setzt die Betäubung und kommt 10min später wieder, erwischt mich beim Videospielen mit meinem Handy und sagt: "Wie jetzt?!? Viedospiele statt Seewetterbericht,  das kann ja wohl nicht sein!" Ich denke ich werde seiner Empfehlung Folgen und als nächstes Neuwerk vor Cuxhaven ansteuern.

Im Baumarkt finde ich endlich eine Fetpresse um mein Wendegetriebe zu fetten. Seit dem mir Marcel der Schrauber in Muiden den Autopiloten installiert und mich darauf aufmerksam gemacht hat, und dann Thomas mir auf Terschelling erklärt hat wie so ein Ding funktioniert und warum ich das brauche, bin ich auf der Suche. Jetzt ist es geschafft. Außerdem finde ich Bolzen für meine Wackelige Badeleiter, zwei Blöcke plus Leine für die Verbesserung meiner Lazy Jacks und Stoff um mir eine Cockpit-Tasche für die Reling zu Nähen. Ich werde ab jetzt wieder längere Strecken alleine Segeln und möchte Getränke, Snacks und GPS bei Seegang an einem sicheren Ort haben.

Meine Errungenschaften aus dem Baumarkt.

Was soll ich sagen? Der Tag war nicht besonders schön, aber nützlich!
Am Abend sitze ich zusammen mit Sarahs Geschwistern und Beckie im elterlichen Haus und wir essen gemeinsam. Das tut gut, wenn ich auch meinen Mund noch nicht wieder ganz öffnen kann. Ich werde die erste Nacht in einem Bett im Haus verbringen seit dem ich losgefahren bin. Ich bin schon ganz aufgeregt!

Sonntag, 26. Juli 2015

Tag 35 Halbzeit / Zwischenbilanz / Philosophiestunde

Die „Sturmnacht“ ist vorüber. Ich habe fast nichts gemerkt obwohl wenige 100 Meter weiter 90Km/h Windgeschwindigkeit gemessen wurden. Ich habe Glück gehabt genau jetzt in genau diesen Hafen mit den vielen Bäumen zu kommen.

  • 35 Tage unter Wegs
  • Niederlande binnnen 155sm
  • Westfriesische Inseln 142sm
  • Ostfriesische Inseln 157sm
  • jede Menge Abenteuer erlebt, technische Hürden genommen und interessante Leute kenne gelernt.
In diesem Licht muss ich meinen Ursprungsgedanken, „Die Illub fährt nach Stockholm, mindestens aber nach Schweden“ überdenken. Klar wäre das noch möglich. Eine sportliche Atitüde an den Tag gelegt, regenfeste Anziehsachen und los! Aber das entspricht mir nicht. Ich möchte weiter in den Tag hinein und mit dem Wind segeln. Das bedeutet das Stockholm außerhalb meiner Reichweite liegt... egal!
In den nächsten Tagen stehen arbeiten am Boot an, wobei das wichtigste wohl mein Ruder ist. Ich bin mir inzwischen sicher, dass die Nullstellung des Ruderblattes nichts mehr mit der Nullstellung der Pinne gemein hat. Das hat zur Folge das mein Autopilot nicht mehr funktioniert. Blöd aber nicht tragisch. Tragisch ist wohl das ich mir nicht mehr sicher sein kann wie stabil das Ganze noch ist. Bevor es weiter geht muss ich das irgendwie herausbekommen und bessten Falls reparieren.

Niederlande Binnengewässer 

Westfriesische Inseln

Ostfriesische Inseln

Naja, jetzt bin ich erstmal mit Beckie verabredet um zum Gottesdienst zu gehen. Heinz-Werner ist Pfarrer und so dass der sonntägliche Kirchgang beinahe wie ein Familienausflug ist. Einer der Musiker ist ausgefallen, so dass ich die Cajon übernehme. Heinz-Werner spielt Gitarre und Corrie das Klavier. Ich kenne mich zwar nicht aus mit den hiesigen Liedern aber Corrie stimmt die Gemeinde und mich mit ihren Vorspielen immer souverän ein, so dass Tempo und Auffassung schnell klar sind.

Hauptteil der Predigt war die Ermutigung und Aufforderung beharrlich und ausdauernd (im Beten) zu sein. Ich, der ich undefiniert spirituell und tendentiell eher atheistisch eingestellt bin, nehme mir einfach die Freiheit die für mich relevanten Teile zu beachten und den Rest zu überhören. Beharrlichkeit also. Die Illub und diese Reise habe ich tatsächlich nur durch Beharrlichkeit ermöglichen können. 2012 habe ich ganz konkret angefangen darauf hin zu Arbeiten. Es war bei weitem nicht klar ob ich es wirklich realisieren könnte oder nicht. Finanzen und (freie)Zeit sind die beiden Kardinalressourcen, von denen glaube ich jeder Mensch gern mehr hätte. Aber auch das passende Boot zu finden brauchte Zeit und die zufällig passende Gelegenheit. Ich habe mich jedoch ausdauernd damit beschäftigt, gelesen, mich mit Bootseignern getroffen, immer wieder Geld ins Sparschwein gestopft, Sarah und mein Umfeld damit genervt und dann bin ich einfach losgefahren und habe mich vor Ort in den Häfen umgesehen. Was ich sagen will ist: Alles ist möglich! Man muss sich beharrlich und ausdauernd auf den Weg machen und es tun. Meine Freundin Lea (Rizing Tunes https://www.youtube.com/channel/UCRpHPsLJF2QVeTHc3aiWfXQ) lebt unter dem Motto „Live your dreams“ Klingt vielleicht kitschig, ist aber wichtig. Man muss es einfach machen!
Also alle die einen Traum und unerfüllte Wünsche haben:

Ein Herz gefasst und die Sache (beharrlich) angepackt!

Gerade aus der Kirche kommend möchte ich mich an dieser Stelle einmal bei allen Lesern und Kommentatoren meiner Reiseberichte Bedanken. Ursprünglich habe ich angefangen für eine Handvoll Leute zu Bloggen und habe mir dabei nicht viel Gedacht. Inzwischen werde ich fast schon nervös beim Schreiben, wenn ich mir anschaue wie viele Leute diese Berichte verfolgen!
Vielen Dank für Euer Interesse und die vielen Kommentare und Mails. 
Das motiviert zum Weitermachen.  

Samstag, 25. Juli 2015

Tag 34 Jetzt ist sie weg und ich bin wieder allein allein

Ein letztes mal wache ich auf mit Sarah an meiner Seite. Heute wird sie sich auf den Weg nach Hause nach Köln machen. Zwei sehr schöne, aufregende, spannende, erlebnisreiche und auch relaxte Wochen an Bord gehen zu Ende. Gemeinsam haben wir von Emden die komplette ostfriesische Küste besegelt und sind gesund und munter in Hooksiel angekommen. Sarahs Familie wohnt unweit in Jever so dass wir direkt herlich in Empfang genommen werden.
Es bleibt keine Zeit um Trübsal zu blasen denn Laura, Beckie und Jonny kommen zum Frühstück an Bord. Anschließend besuchen wir Jonny im Kite-Surfshop, dessen Leitung man ihm übertragen hat. Wir schlendern auch über das Drachenfest welches wir ja schon gestern von See aus bewundern konnten. Aus der Nähe lerne ich auch wie man diese kurios geformten Drachen in die Luft bekommt. Die fliegen nämlich nicht von alleine sondern haben einen 'Lifter-Drachen' hoch oben an dessen Schnur die Figuren empor fliegen können. Auf diese Weise können auch nicht aerodynamisch geformte Drachen 'Fliegen'.

Es ist schon komisch. Da bin ich seit 5 Wochen auf See und immer mit meinem Schiff unter Wegs und plötzlich fahre ich in meinem Auto durch die Gegend. Sarah war damit bis nach Emden gefahren und ihre Familie hat es mit nach Jever gebracht wo wir jetzt wieder damit herumfahren können. Hinzu kommt das Anneliese mir ihre Waschmaschine und Trockner zur Verfügung stellt und uns mal wieder großartig bewirtet. Ich habe fast schon das Gefühl die Reise wäre zu Ende und ich bin zu Hause.

Nach einem letzten gemeinsamen Essen ist es dann so weit. Sarah und Ranja steigen ins Auto und fahren davon. Ich muss jetzt wieder alleine auf der Illub zurecht kommen. Für den Abend ist Sturm mit 9Bf angesagt und meine Stehnachbarn waren schon ganz nervös ihr Boot zurück zu lassen. Ich habe ganz vollmundig versprochen auf beide Boote auf zu passen, obwohl ich keine Ahnung habe wie die Nacht werden wird.
Es zeigt sich aber dass der Hafen wirklich ein sicherer Hafen ist. Das Hooksieler Binnentief, in dem die Marina liegt, ist von vielen Bäume umgeben, die den Wind abfangen. Von den tatsächlich gemessenen 8,3Bf bekomme ich nur gelegentliche Höhen mit. Die lassen das Schiff dann aber ganz schön schaukeln und zerren an den Leinen. Ich liege wach bis der Wind nachlässt, gehe ein paar mal raus um nach den Leinen zu sehen und klapperndes Tauwerk aufzuklaren kann aber alles in Allem beruhigt schlafen. Ein glücklicher Zufall gerade heute in so einem geschützten Hafen zu liegen.
Ich hoffe das es meinen Freunden in Köln und Münster auch so gut ergangen ist! Laut Wetterbericht ist der Sturm weiter im Süden deutlich stärker gewesen...


Sarah's Bruder Jonny und Beckie

Sarah zieht aus :-(

Ein letztes Bild zu zweit auf der Illub

Auf zum Drachenfest nach Schillig

Sarah mit Bruder Jonny und Schwester Laura

Der Surfshop Container 

 am Stand von Schillig





Freitag, 24. Juli 2015

Tag 33 Wangerooge - Hooksiel

Zu viert setzen wir uns an diesem Morgen in Bewegung. Es ist früh aber schön. Der Anfang des Weges führt uns durch ein ungewöhnlich ruhiges Seegat und wir sichten immer wieder Robben auf der Jagt. Leider stehen sowohl Wind als auch Strömung gegen uns, so dass wir gegnan kreuzen müssen. Unsere ersten Versuche scheitern leider kläglich. Die Illub ist wie immer etwas träge und mag auch nicht so hoch an den Wind, wie wir das gerne hätten. Die Lösung besteht darin so weit wir können nach Osten zu Steuern und erst gegen Mittag wenn die die Strömung kentert (sich umkehrt) die nächste Wende zu fahren. Wir fahren also ein gutes Stück raus auf die Nordsee. Auf unserem Kompass steht 80° also fast gerade Richtung Osten (90°) unseren wahren Kurs über Grund von ca. 30°-45° kann man gut erkennen. Wieder einmal staune ich über Strömungen und wie wenig man diesen Gewalten entgegen zu setzen hat. Gleichzeitig findet der Versatz fast unmerklich statt weil man einfach keine Referenzen hat an der die Bewegung des Wassers zu sehen wäre. Einzig die Tonnen und andere Seezeichen geben Anhaltspunkte. Sie stehen deutlich schief und hinterlassen eine Spur aufgewühlten Wassers. Wir kreuzen bald die Seeschiffahrtsstraßen nach Bremen und Wilhelmshafen. Dabei kommen wir den Hochseedampfern ziemlich nahe. Natürlich unterschreiten wir einen gewissen Sicherheitsabstand nicht und kreuzen die Seetrennungsgebiete immer ordnungsgemäß im rechten Winkel! Trotzdem eine spannende Sache.


 Morgenstimmung und Windstille kurz vor dem Auslaufen

 Ein Besucher im Hafenbecken

 und seine Freunde unter Wegs

Zu viert ist viel mehr los auf der Illub. Es macht Spaß ein bisschen Gesellschaft zu haben!

 Baufahrzeug von Hoch Tief

Ozeandampfer

...und noch einer von vielen


 Steuermann Lars

Das Drachenfest in Schillig
Wir kommen an Schillig vorbei, wo gerade das alljährlich Drachenfest statt findet. Sarahs Bruder Jonny arbeitet in Schillig als Kite-Surf-Lehrer und wir winken kräftig zum Strand herüber. Leider sieht er uns nicht aber an Land werden wir uns sicherlich noch Besuchen. 




Schleuse bei Hooksiel
Das Schleusen ins Binnentief von Hooksiel ist mal wieder spannend, klappt aber reibungslos. Anfangs drehen wir ein paar Kreise mit sieben anderen wartenden Yachten und ich dachte schon das es eng wird als sich noch ein Fischtrawler zu uns ins Hafenbecken gesellte aber alle Skipper hatten ihre Schiffe im Griff. Vom Schleusenwart mussten wir dann per Megafon zum Bezahlen aufgefordert werden. Peinlich aber auch überraschend! In Holland bin ich durch fast 30 Schleusen gefahren von denen keine einzige Gebührenpflichtig war. Selbst das öffnen gigantischer Eisenbahnbrücken nur für die Illub war kostenlos. Und hier musste ich 17€ berappen, damit mein 8m - Verzeihung: 8,23m - langes Schiff geschleust wird. "Das Ausschleusen ist schon mit drin" teilt mir der Schleusenwart großzügig mit. Die anderen sieben Schiffe müssten übrigens nichts bezahlen, da sie hier ihren Heimathafen haben... naja. Augen zu, durchgefahren und vergessen.



 Einfahrt nach Hooksiel

Vielen Dank an Laura, die uns so nett empfangen hat!

 Marina in Hooksiel

Schnacken mit den Nachbarn, gute Tipps für das Winterlager.

Sarahs Schwester Laura nimmt uns in Empfang

Sie kommt sogar mit unserem Minimusiker-Auto. So fühl ich mich fast schon wie zu Hause. Zum Glück geht die Fahrt aber noch weiter. Bis Ende August ist noch viel Zeit.
Ahoi!



Donnerstag, 23. Juli 2015

Tag 32 Erst zwei, dann drei, dann vier!

Es ist 5:00h in der Früh und Hochwasser. Unsere Nachbarn laufen aus. Sie wollen ins Watt und sich dort trocken fallen lassen. Unser Plan sieht vor, dass wir uns um 7:00h in Richtung Hooksiel in Bewegung setzen. Keine 10 Minuten nachdem unsere Nachbarn abgelegt haben bricht der Himmel auf und es regnet wie unter einer Dusche. Vor dem Hintergrund, dass ich der einzige bin, der wirklich regenfeste Kleidung an Bord hat und das auch noch der Wind eingeschlafen ist beschließen wir doch im Hafen zu bleiben. Mir fällt es immer wieder schwer so eine Entscheidung zu treffen, zumal der Wetterbericht für den Rest des Tages sowohl Wind als auch Regenfreiheit verspricht. Leider ist unser Zeitfenster nur kurz in dem wir los kommen können, da sonst ein erneutes Festfahren vor dem Wangerooger Hafen garantiert ist. Das wäre bei ablaufendem Wasser weit weniger witzig als am Tag zuvor bei auflaufendem Wasser. Für unseren Zielhafen Hooksiel ist die Wetterprognose leider auch sehr durchwachsen und bevor ich den ganzen Tag alleine im Regen sitze, "Motorboot" fahre und Tanja und Sarah drinnen im Lärm sitzen, bleiben wir lieber hier.
Beim morgendlichen Telefonat mit Ranjas Freund Lars entschließt er sich kurzerhand uns auch noch Besuchen zu kommen. So kommt es, dass wir wieder am Strand liegen und auf die Fähre mit unserem Gast warten. Ein gern erlebtes Dejá Vu. Lars Ankunft ist mit der Aufstockung unserer Biervorräte verbunden. Wir verbringen einen schönen Tag am Strand zu viert mit Musik, Schwimmen und dem bessten Sommer-Strand-Getränk: kühles Bier. Fein!

 Klarschiff machen für eine Reise zu viert

 Klar-Nasenpiercing für einen guten Look

"Warten" am Stand

Hurra, der Lars ist auch noch da!

mmm Strandgetränke


 Wir haben Löcher in den Sand gestampft aus denen man mit unter nur schwer wieder heraus kam...


 Post von der Illub



fast schon klein zwischen den anderen Nordsee-Cruisern


Der Versuch eines Strandfeuers, doch der morgendliche Regenguss hat alles gründlich durchgenässt

was schönes zum gucken hatten wir trotzdem