Freitag, 10. Juli 2015

Tag 19: Alte Dünung neues Land

Heute fahren wir endlich weiter! Es ist nicht so, dass ich Schirmonnikoog nicht mögen würde, aber ich habe nach 4 Tagen im gleichen Hafen große Motivation in See zu stechen.

„A ship in the harbour is safe, but it's not what ships are made for“ 
(so, oder so ähnlich ;)

Also haben wir beschlossen um 5:45h mit dem Hochwasser auszulaufen. Christoph hat Sorge, da das Hochwasser immer weniger hoch ist (wir nähern uns der Nippzeit). Zurecht wie sich herausstellen soll. Schon in der zweiten kurve der Hafenausfahrt fährt er sich fest. Was dann folgt kann ich nur aus der Ferne sehen: Ein Katamaran, der gerade einläuft, will helfen, kann aber nichts ausrichten. Trotz aller Tricks bewegt sich die Schabernack nicht vor und nicht zurück. Dann wird ein großes Plattboot „wach“ und möchte raus; vorbei an der gestrandeten Schabernack. Die Jungs sind so PS-stark und erfahren, dass sie den Befehl geben alle anderen Maschinen zu stoppen, eine dicke Trosse rüberreichen, die an zwei Klampen Belegt wird, und mit roher Gewalt eine neue Fahrrinne mit der Schabernack im Schlepptau anlegen. Es sieht schon krass aus, wie Ute und einer von der Katamaran-Crew auf dem Baum liegen um der Schabernack zusätzliche Schräglage und somit weniger Tiefgang zu verleihen und das Plattboot mit Vollgas zieht. Von weitem erkenne ich das Kielschwert, den schon verblassten Antifouling-Anstrich unter dem Rumpf und Christoph, der sich bemüht nicht über Bord zu fallen. Motoren heulen, Auspuffe Qualmen und die Schabernack „rumpelt“ über Grund ins große Fahrwasser. Geshafft! Nach gut einer Stunde sind wir um 7:00h endlich bereit um die Überfahrt nach Borkum an zu treten!
...doch wir sollten nicht so weit kommen... Wieder stellt sich die Frage nach dem langen und betonnten Weg, oder einer Abkürzung die laut Seekarte tief genug sein müsste. Ich entscheide mich für den langen Weg (man lernt ja dazu und außerdem werden Tonnen und andere Seezeichen nicht zum Spaß aufgestellt). Christoph versucht es mit der Abkürzung. Man erkennt schon von weitem die Gischt und brechende Wellen, ein sicheres Zeichen für extrem flaches Wasser. Hinzu kommt, das ca. 5 Bf Wind aus Norden der Strömung entgegen stehen. Das führt in Verbindung mit flachem Wasser zu extremer Wellenbildung. Es kommt wie es kommen muss, die Schabernack läuft erneut auf Grund. Ich sehe das noch durch die Gischt, die uns trennt und habe dann selber alle Hände voll zu tun! Der lange Weg ist nämlich auch fast unpassierbar geworden für meine 10PS starke Illub. Meter hohe Wellen aus ganz diffusen Richtungen schlagen neben, vor und über mir zusammen! Es kostet mich und die Illub einiges an Kraft und Willen da durchzuhalten. Zum Glück schaffen wir es und auch die Schabernack kommt frei und sicher durch diesen Hexenkessel.
Wer jetzt wie ich geglaubt hat, dass es nach danach viel ruhiger und entspannter wird, der hat sich getäuscht. Die See ist von den zwei Tagen Sturm immer noch sehr in Aufruhe. Unsere Schiffe werden durch das komplette Fehlen von Wind leider gar nicht durch die Segel stabilisiert und so verbringen wir noch 10 weitere Stunden mit ziemlichem Geschaukel auf der Nordsee. Am Ende Motoren wir die letzten drei Stunden um wenigstens am selben Tag noch anzukommen.

 Unter Wegs in bewegter See

Die Schabernack quer ab

Borkum vorraus

Im sicheren Hafen von Borkum




Das Gelbe Lämpchen ist wie ich rausgefunden habe meine Tankanzeige und hat nichts mit dem Ölstand zu tun. „Wenig Diesel“ wollte mir mein Schiff mitteilen.



1 Kommentar:

  1. He, ich habe bereits sehnsüchtig auf die Berichterstattung dieses besonderen Tages gewartet. Toll, beim lesen ist alles noch mal ganz lebendig. Was ich vermisst habe ist ein Vermerk bezüglich meiner Schlaffähigkeit bei Seegang *lach*. Ich freue mich schon auf das Video, bin ganz neugierig. Am Sonntag werde ich die Schabernack wieder betreten *freu*. Euch alles Gute. VLG Ute

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