Donnerstag, 28. Juli 2016

Hochzeitswochenende 28.07 – 31.07

Es ist 21:45h als ich den Kopenhagener Hbf erreiche. Innerlich schon ein wenig angespannt mit der Befürchtung zu spät zu kommen. Aber es klappt. Ich finde mich zwischen einer Horde italienischer Interrail-Kids wieder. Ich wusste gar nicht, dass das noch angesagt ist! Mir ist es im Grunde egal ich schreibe ein wenig für Euch, meine liebe Leserschaft, und gehe dann mit Ohrstöpseln und Schlafmaske zum Sitz-Schlafen über. Das klappt auch erstaunlich gut, so dass mich der deutsche Schaffner, nachdem die dänische Crew den Zug verlassen hat, sehr unsanft aus dem Schlaf rütteln muss. Und das nur um mein Ticket erneut zu Checken! Was die sich wohl denken?!? So weit ich weiß gab es bisher keine Gelegenheit zuzusteigen oder den Zug zu verlassen. Naja, 30min vor Fahrplan erreichen wir Hamburg, von dort fahre ich nach Bremen, Oldenburg, Sande und schließlich Jever.
Geschafft! Endlich sehe ich Sarah wieder und wir begeben uns in den Hochzeitstrubel ihrer Familie. Jonnys Trauung ist in 2,5 Stunden in Schillig am Strand. Aber das ist eine eigene Geschichte für sich. Es sei gesagt, das alle glücklich, voller Freudentränen und mit einem Lachen diesem Event beiwohnten.

Sonntag früh steht für uns die Rückreise nach Kopenhagen an. Sarah wird die nächsten zwei Wochen mitfahren können und ich bin endlich wieder komplett. Ich freue mich total darauf mit Ihr im eingespielten Team Manöver zu fahren und die Gemütlichkeit des Schiffes auszukosten. Ich hatte Tags zuvor vergeblich versucht eine Fähre von Deutschland direkt nach Kopenhagen zu finden und musste feststellen, dass das ohne eine Kreuzfahrt zu Buchen nicht möglich ist. So ergibt es sich aber, dass wir unsere neue Crew schon in Puttgarden auf Fehmarn treffen können. Mein Cousin Anselm ist mit seiner Freundin Marleen aus Berlin mit uns verabredet.
Eigentlich hätte der Zug von Berlin nach Kopenhagen durchfahren sollen. Sarah und ich wären dann einfach zugestiegen bevor der Zug auf die Fähre fährt, doch eine Technische Panne macht es unmöglich an diesem Tag. Als wir zu Fuß auf die Fähre laufen erkennen wir jede Menge Öl im Hafenbecken und Feuerwehrleute, die mit schwimmenden Kissen den Ölteppich versuchen einzudämmen. Wir wollen uns die Laune von der Ölpest aber nicht verderben lassen und ich denke im Stillen an meine Bilge, die sich ständig mit Wasser füllt, das Getriebe welches auch ein wenig Öl hinein leckt und die damit verbundene Entsorgungsproblematik...
An Bord der Fähre machen wir es uns für die 30 minütige Überfahrt gemütlich. Anselm und Marleen haben am Vorabend Gemüse und Köfte gebraten und wir haben noch ein paar Brote die wir zu einer herrlichen Vesper kombinieren. In Rødby wartet dann ein deutscher ICE auf uns, der eigentlich auf der vorherigen Fähre hätte weiter fahren sollen. Wir haben Glück und ergattern ein vierer Separé in der ersten Klasse. Durch die Panne mit der Fähre sind alle Reservierungen und die gesamte Zugordnung hinfällig geworden, so dass wir kein Problem mit unserem selbst kreierten Upgrade haben. Ich entdecke Seegebiete durch die ich eine Woche zuvor mit Max und Dominik schon gefahren bin. Leider währt unsere Gemütlichkeit nicht lang nach einem kurzen außerplanmäßigen Stop im Wald und anschließender ungewollter Rückwärtsfahrt des Zuges erklingt eine sehr genervte Durchsage der dänischen Zugbegleitung: „This train is completly out of order. I'm sorry! You can reach Kopenhagen with the lokal train from the next station. I don't know if we will reach it in time.“ Den Anschlußzug haben wir bekommen und nach etwas beengter einstündiger Weiterfahrt erreichen wir endlich Kopenhagen Hauptbahnhof mit 90min. Verspätung. Ein Ankunftsbier und eine kurze Orientierungsphase und wir sitzen im Bus zum Südhafen. Wir fahren mit einer anderen, langsameren Linie als die, die ich mir gemerkt habe. Das hat den Vorteil das wir unterwegs noch einen Supermarkt für uns ausfindig machen können. So endet der Abend, nach Einweisung in die „Kajüten“ mit Pasta, Gemüse und Rotwein.


Erste Etappe des Sommers 

Return to the Illub 


 













Donnerstag 28. Juli


Lange schlafen. Lange nicht gemacht. Spätes Frühstück und der Auszug vom Schiff. Es ist schon komisch alles heraus zu räumen, zu Putzen und das Schiff hinter sich abzuschließen und zu gehen. Eich bisschen mulmig ist mir, denn die Situation ist alles andere als gründlich geklärt. Fünf oder Sechs Vereinsmitglieder wissen und haben mir erlaubt mein Schiff bis Montag zu Parken. Der Rest weiß von nichts. Es gibt keinen Hafenmeister, nur eine eingeschworene Clique von Bootsfreunden mit wenig Geld, großen Träumen und ranzigen Booten an einem morschen Steg. So gesehen vielleicht doch genau das richtige für mich :-)

Wir besuchen den Bruder von Max, leihen uns Fahrräder und erkunden Kopenhagen. Die Stadt gefällt mir ausgesprochen gut. Genau wie die Menschen ist sie nur subtil anders als deutsche Städte aber genug um Außlandsgefühle aufkommen zu lassen und mit offenem Mund durch die Stadt zu radeln. Besonder schön finde ich die wie holländische Grachten anmutenden Straßenzüge in denen auch viele Boote liegen. Ich erfahre das die Brücken einmal pro Stunde öffnen und ein Schiff wie meines für ca. 30 € pro Nacht dort liegen kann. Ich bin froh über meinen Platz bei den Boots-Bastlern im Süden. Die Navigation im engen Kanal, das Liegen an der wuseligen Straße und 150 € für fünf Nächte geben mir ein gutes Gefühl an der richtigen Stelle gelandet zu sein.

Damit ich den obskuren Segelverein auch wieder finden kann


Gut geparkt und hoffentlich sicher bis Sonntag Nachmittag!

Stadthafen Kopenhagen, hier hätte ich zwar auch liegen können, aber für viel Geld und mit viel zu viel Troubel um das Schiff alleine zu lassen.

Ein bisschen Sightseeing. Über den Stadtteil Christiania lässt sich viel erzählen. Ich beschränke mich auf bunt, hippie und künstlerisch schön :-)

Max, Dominik und ich - schön war's!!!

Mittwoch, 27. Juli 2016

Mittwoch 27. Juli


Es geht wirklich früh los. Ich nehme um 7:30h mit den Rentnern ein Bad in der Ostsee und mache mich putzmunter daran, das Schiff seeklar zu machen. Heute ist der erste trübe Tag und es verspricht mehr Wind zu werden. Weil wir schon eine Weile kein Internet mehr hatten, wissen wir über das Wetter auch nichts genaues mehr. Zur Vorsicht wechsele ich das Vorsegel von der großen Genoa zur kleineren Fok. Das stellt sich jedoch als unnötig heraus und ein paar Stunden später ändern wir das wieder. Mir ist es im Grunde recht, dass die Sonne mal nicht so knallt. Trotz wiederholter Aplikation von Lichtschutzfaktor 50 habe ich mir Nase, Nacken und Handrücken ordentlich verbrand. Überhaupt müssen sich meine zarten Händchen an das raue Seeleben gewöhnen. Seit dem ich das Getriebe auseinander genommen habe werden meine Hände durch mechanische Reibung, Öl, Fett, Diesel, Sonne, Salz und Wind beansprucht und tun bei jedem Handgriff ein wenig weh. Aber ich will nicht jammern – es ist herrlich mit der Illub unter Wegs zu sein und in neue Gebiete vor zu stoßen!
Gegen Mittag stehen wir in einer Flaute und holen die Segel runter. Ich meine Stimmungen in der Crew wahrzunehmen, den Motor anzuwerfen und Meter zu machen, setze mich aber durch und wir sitzen es aus. Immerhin ist es noch früh am Tag und wir müssen erst morgen in Kopenhagen sein. Gegen 14:00h frischt es dann wieder auf und wir machen schöne 5 bis 6 Knoten Fahrt unserem Ziel entgegen.
Ich hatte von Rolf, dem etwas Kauzigen einhandsegler von der Zausel den Tip bekommen auf jeden Fall die Segler Vereine im Südhafen von Kopenhagen aufzusuchen, anstatt wie alle anderen in den Nordhafen zu fahren. Das kommt uns sehr entgegen, denn es ist bereits 19:30h und der Nordhafen wäre mindestens noch zwei Stunden entfernt.
Hinter uns braute sich schon seit Stunden etwas Wetter zusammen und ich dachte schon wir würden dem Regen davon Fahren aber dann holt er uns zum Schluss doch noch ein. Eingepackt in Ölzeug und Gummistiefel berge ich die Segel eben selber. Eigentlich lass ich so etwas meine Crew machen; Leichtmatrosen müssen Beschäftigt werden! In diesem Fall entscheide ich mich aber für die schnelle Variante.
Am Vereinshafen angekommen finden wir schnell eine leere Box. Hier stehen viele „Projekte“ um es mal vorsichtig zu sagen. Die meisten Boote sind mehr Projektionsfläche der Träumenden Besitzen denn eigentliche Seefahrzeuge. Ich fühle mich sehr an meine Zeit in Wanssum erinnert und frage mich wie viele Boote tatsächlich fahren können. Die Frage ist nun ob wir bleiben dürfen. Ich mache mich also auf die Suche nach Menschen und werde nach einiger Zeit auch fündig. Das ich eine so große Verwirrung auslösen würde hätte ich nicht gedacht. Auf der einen Seite ist Englisch jetzt ein Hadicap, auf der anderen Seite sind Gäste im Hafen so gut wie unbekannt: „Nobody comes here! We don't have a Harbour Master. It's just us.“ Ob ich bleiben kann ist auch erst unklar. Nach einigem Hin und Her der lokalen Kneipen-Gang beschließt man mir Box Nr 16 zu zuteilen. Der Besitzer ist ein junger Kerl, der wie sich herausstellt noch Meilen weit entfernt von einer Wasserung seines Bootes ist. Er hat auch noch nie gesegelt, will aber jetzt alles aus dem alten Schiffchen herausholen und es als Wohnung in Kopenhagen nutzen bevor er dann in die Welt hinaus fährt. Geld will keiner von mir haben. Das erleichtert mich auch. Ich hatte schon sorge was Kopenhagen von mir in meiner Abwesenheit verlangen würde. Die Illub wird 5 Nächte ind Box Nr. 16 verbringen. Vier davon ohne Crew. Ich hoffe es geht alles gut!
Aber ich habe keine Wahl. Im engeren Familienkreis wird geheiratet und das darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen!










Dienstag, 26. Juli 2016

Dienstag 26. Juli


Heute stehen uns weitere interessante Strecken bevor es geht unter Brücken durch Flachwasser und enge Fahrrinnen, die im Slalom führen.
Leider entscheide ich mich bei der ersten Brücke für den falschen Abschnitt im Norden. Es hätte die kürzere Route sein sollen, die direkt ins tiefe Fahrwasser führt. Leider ist die Klapbrücke derzeit geschlossen und so müssen wir mit der Maschine gegen Wind und Welle zurück fahren. Eigentlich gar nicht so weit aber da ich dem Motor nicht so viel zumuten möchte ist das Ganze eine ziehmliche Strapaze und wir fahren mit einem Knoten Geschwindigkeit eine Stunde bei ¾ der Motorleistung immer harscharf an untiefen vorbei. Ein Aussetzer und wir werden innerhalb von Minuten auf Grund getrieben. Als wir endlich den Kurs soweit verändern können, dass wir nicht mehr frontal dem Wind entgegen fahren müssen brauchen wir zu allem Überfluss auch noch drei Versuche, die Genoa zu hissen. Erst verfängt sich die Schot am Schrubberstil und das Segel flattert so lange hin und her, dass mein „Schnappschäkel“ seinen Splint, Feder und Bolzen verliert und so unbrauchbar wird. Dann, nachdem der Schäkel durch einen Palstek ersetzt haben, verfängt sich die Genoa am Vorstag und eiern noch mal in den Wind, bis ich auch das auflösen konnte.
Nach so viel Streß muss ich mich erst mal ausruhen und ein kleines Nickerchen machen. Die Betonung liegt aber auf klein, denn kurze Zeit später fahren wir noch einmal durch richtig flaches Wasser. Die Betonnung ist zwar da, aber nicht so engmaschig um Wassernovizen wie uns Eindeutigkeit und vor allem Sicherheit zu vermitteln. Oft genug zeigt mein Echolot nur noch wenige 10cm Wasser unterm Kiel. Definitiv zu wenig für meinen Geschmack. Nachdem ich das Richtfeuer zum Ansteuern des Fahrwassers ausgemacht habe bessert sich die Lage allerdings. Es besteht aus zwei großen Dreiecken, eins im Wasser, eins an Land. Wenn man beide in Deckung bringt, also vom richtigen Winkel darauf zu fährt, ist man auf Kurs. Es klappt. Das Wasser soll zwar erst morgen wieder richtig tief werden aber man gewöhnt sich ja auch ans Ijsselmeer wo der Tiefenmesser selten mehr als 2,5m anzeigt. Auf Nyord finden wir einen kleinen verwunschenen Hafen und machen, aus Platzmangel, quasi in der Hafeneinfahrt fest. Macht aber nichts. Erstens ist das noch ein richtiger Mouringplatz und zweitens wollen wir eh früh los.
Wieder essen wir hervorragend und lassen den Sonnenuntergang auf einem Heuballen im Feld auf uns wirken.












Montag, 25. Juli 2016

Montag 25. Juli
Die morgendliche Revision der Wasserpumpe kann das Problem leider nur verbessern. Immerhin tritt Wasser jetzt nur noch bei hohem Druck, also hohen Drehzahlen aus. Der Motor schein wieder wie gewohnt zu funktionieren. Einzige Erklärung die mir einfällt ist, dass ich die Welle beim Wiedereinbau nicht ausreichend und gründlich genug gefettet habe oder das der Kontakt mit dem WD40 nicht gut getan hat. Nach relativ kurzer Laufzeit wird die Welle warm während das Getriebe noch kühl ist. Außerdem habe ich durch meine vergeblichen Versuche, bei denen ich auch schon mal abgerutscht bin, Jahrelang festgesetzte Schrauben zu lösen die eine Unwucht in die Welle 'gebogen'. Nur leicht. Aber eben da. Unwucht + schlecht geschmiert = Reibung und Wärme, im schlimmsten Fall könnte sich das Metall 'festfressen' und dann brauche ich eine neue Welle.

Was mich umtreibt ist, dass alles nur Vermutungen sind und ich keine Möglichkeit habe Gewissheit zu bekommen. Es sei denn ich hebe das Schiff aus dem Wasser, baue alles auseinander, begucke mir die Sache und setze alles wieder zusammen. Und selbst dann habe ich keine Gewissheit wegen mangelnder Erfahrung. Ich beschließe alles genau im Auge zu behalten und weiter zu fahren.

Unser heutiges Ziel steht nicht wirklich fest. Ich habe sorge, das Kopenhagen vielleicht doch ein bisschen weit ist um es bis Donnerstag zu erreichen. Deshalb zeige ich immer mal wieder die Möglichkeit auf, eine Nachtfahrt zu machen oder wenigstens zu Ankern um etwas mehr Fahrzeit an einem Tag heraus zu holen. Wer weiß schon was der Wind so vor hat?!? Bei der heutigen Etappe ist allerdings klar, dass wir nicht über Nacht fahren können. Dafür muss die Navigation zu präzise sein. Es gibt einfach zu viele Untiefen, Fischernetze, Wracks und andere Hindernisse. Die sind zwar verzeichnet und Theoretisch auch im finsteren nur mit Hilfe des GPS zu umfahren, aber so abgebrüht bin ich und sind wir dann auch nicht.
Erstmal gilt es aber zu fahren. Der Rest ergibt sich schon. Das ist ja das Schöne an dem Revier der dänischen Südsee, wie man es hier nennt. Überall finden sich kleine Häfen oder Gelegenheiten zu Ankern, so dass man nicht so genau Planen muss wo man am Abend sein möchte. Wir fahren letztendlich zur Insel Fejrø. Der Tag ist heiß und drückend. Ich verordne das Deck zu Schrubben und meine Matrosen bekommen Eimer und Schrubber. Ein bisschen Wasserkontakt hilft bis das Gewitter und der Regen endlich los gehen. Das ganze ist dann aber schnell vorbei und wir fahren in herrlicher Abendstimmung unserem vermeindlichen Ankerplatz entgegen. Als wir dann aber Masten auf der Insel Fejrø sehen, die viel näher und ohne Umweg auf unserem Kurs liegt, machen wir am Ende dort fest. Eine gute Entscheidung. Der Hafen ist wunderschön und mehr als gepflegt. Wir finden heraus das dies eine private Insel ist und sehen neben Villa und Motoryacht auch das Privatflugzeug des Inselbesitzers. Leider ist der Hafen mit ca. 50€ pro Nacht auch sehr teuer.
Max hat in Bagenkop vom Fischkutter Schollen mitgebracht. Es gibt also Reis, Gemüsepfanne und Scholle vom Grill. Die Grillplätze, Grillkohle und das Feuerholz sind übrigens inclusive und können nach Lust und Laune verfeuert werden.




Sonntag, 24. Juli 2016

Sonntag 24. Juli
Die Fahrt nach Dänemark

Die Crew verkleinert sich. Carsten hat Verpflichtungen und schafft trotz unserer seit gestern andauernden Bemühungen ihn an Bord festzuhalten, den Absprung nach Hause. Schade, denn wir waren zu viert eine gute crew und haben gut zusammen gepasst. Ich bin nach wie vor sehr happy, dass sich Carsten auf den Weg gemacht hat. Der letzte Akt der Illub an Land wurde so um ein Vielfaches leichter.
Wir laufen gleichzeitig mit Carstens Bus aus. Ziel Bagenkop in Dänemark. Das Wetter ist perfekt, der Wind einen hauch zu östlich für unsere Route aber am Ende des Tages Motoren wir doch nur 2sm in den Hafen. Dort wird es allerdings noch einmal spannend. Der Hafen ist voll. Die Ferien in Deutschland haben angefangen und so ist alles auf dem Wasser was schwimmen kann. Und bei Wind aus Süd-Ost sind überproportional viele Schiffe aus Heiligenhafen anwesend. Wir suchen nach einer freien Box und werden natürlich nicht fündig. Das heißt für uns Wenden auf engstem Raum. Was kann die Illub mit ihren kombinierten Eigenschaften aus Alter, Wendegetriebe, Langkieler und schwachem Motor nicht so gut? Filigran Manövrieren! Erstaunlicherweise geben wir aber eine sehr souveräne und gute Figur ab. Wir legen uns mit einer anderen deutschen Yacht ins Päckchen und werden später sogar noch von einer weiteren mexikanischen Yacht belegt. Dabei muss ich leider feststellen, dass die Illub wie gestern kein Gas mehr geben will. Zum Glück ist der Hafen aber so windgeschützt, dass es kein Problem darstellt und ich in gemütlichem Standgas anlegen kann. Die Sache wurmt mich aber und ich habe innerlich viel damit zu tun. Ein Blick in die Bilge offenbart schwarzes öliges Wasser und eine menge Fett, welches ich gestern in das Getriebe und in Welle zu Pumpen versuchte. Mist! Alles Mits! Das Wasser, welches sich seinen Weg aus der Kühlwasserpumpe in den Schiffsbauch sucht und das Öl, welches mein Getriebe eigentlich nicht verlassen dürfte. Ich entscheide mich den Motor gut abkühlen zu lassen und morgen früh die Wasserpumpe abzudichten. Anstatt mich zu ärgern gehe ich lieber Schwimmen und ein wenig spazieren mit Max und Dominik.
Es ist super zwei Crew mit an Bord zu haben. Wir gehen nach der Uhr Ruderwache, navigieren zusammen und am Ende des Tages kümmere ich mich ums Schiff, währen die Beiden und beim Hafenmeister anmelden, Essen Kochen und Spülen. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen mich so bewirten zu lassen aber immerhin bin ich der Kapitän und habe die letzten zwei Wochen schwer geschuftet um das Schiff ins Wasser zu bringen.






Samstag, 23. Juli 2016

Samstag 23. Juli

Natürlich werde ich wieder mit dem ersten Hahnenschrei wach und lasse es mir nicht nehmen, die Anderen bei deren erster Regung auch mit in Gang zu bringen. Als Max das erste mal Blinzelt bekommt er sofort Kommando, Kaffe Wasser auf zu setzten. Wir haben ja schließlich noch einiges vor. Die Segel müssen angeschlagen werden und ich will endlich das Reffen des Großsegels vernünftig vorbereiten. Es müssen Wasser und Diesel getankt werden und der Kühlschrank der Marina geleert. Bis wir alles im Griff haben ist es 12:00h. Ich will mindestens bis Wik kurz hinter der Schleuse kommen, also nichts wie losgetuckert. Endlich. Herrlich.
Die Schleuse Holtenau empfängt uns mit offenen Toren, so dass ich nur etwas vom Gas gehen muss und direkt einfahren kann. Als besondere Überraschung des Tages ist das Schleusen heute (und in der nächsten Zeit) gebührenfrei. So wie ich das verstanden habe soll ein neuer Automat die Bezahlung regeln, statt wie bisher durch Personal im Kiosk, aber der Automat ist außer Betrieb. Da freut man sich doch.

Kurz hinter der Schleuse können wir das erste mal die Segel hochziehen und sind begeistert, als der Motor nach dreistündiger Kanalfahrt endlich verstummt. Carsten ist Steuermann und glücklicherweise auch so angetan vom guten Wetter und Wind, dass wir statt nach Wik, nach Norden bis Strande segeln. Ich wusel über das Deck, trimme die Segel und bestätige alle 3 Minuten Vorfahrtsregeln und dass wir eben nicht auf Kollisionskurs sind – alles wie vor einem Jahr. Auch Strande, wo ich eigentlich nicht mehr hin wollte, is noch genau gleich. Ich bekomme zwar eine leichter zugängliche Box und verliere auch keinen Fender, aber insgesamt finde ich diese großen, vollen Ostseehäfen immer noch nicht schöner.




Abendstimmung in Strande. Endlich unterwegs!



Freitag, 22. Juli 2016

Freitag 22. Juli

Ich schlafe nicht besonders lange. Wird alles Dicht halten? Immerhin habe ich an zwei Borddurchlässen herumgedocktort. Der einzige Test, ob ich sauber gearbeitet habe, ist die Wasserung der Illub. Wenn etwas schief geht hängt sie zwar noch am Haken, aber erneutes Kranen wird erneut berechnet.
Um 10:00h fährt die Zugmaschine vor und bringt uns zum Kran. Die Illub schaukelt schon fast wie im Wasser. Der Fahrer meint zu mir: „Jetzt musst Du nur noch Glück haben das sie schwimmt. Aber es wird schon gut gehen: Normalerweise bist Du ja das schlechteste Schiff am Platz aber heute kranen wir ein noch gammeliges Boot!“
Ich glaube er wollte ein Witz machen und eigentlich ein Kompliment aber ich beschließe lautstark nicht weiter zuzuhören!
Zack Zack und das Schiff ist im Wasser! Kay ist so geübt, das mir kaum Zeit bleibt mich zu fragen ob alles gut geht. Mit etwas weichen Knien mache ich sie fest und springe an Bord. Kein Wasser! Ich bin erleichtert. Auch der Motor springt nach kurzen Versuchen erstaunlich gut an. Ich hatte verbotener Weise am Platz schon probiert ob er läuft und sich die elende Reparatur des Froststopfens auch lohnen kann. Trotzdem bin ich erleichtern, dass alles tuckert und ruckelt und spuckt wie gewohnt (Bootsmotoren spucken anders als Autos ihr Kühlwasser mit den Abgasen aus dem Auspuff aus).

Bevor wir den Mast stellen, machen wir eine Testfahrt in den Stadthafen von Rendsburg. Das sind ca 3sm, also 45min Fahrt. Illub will dann aber doch nicht so richtig. Obwohl der Motor inzwischen seit einer halben Stunde im Standgas läuft und warm sein sollte will er nicht auf Touren kommen. Immer wenn ich mehr gas gebe passiert nichts, außer bei Vollgas: da säuft die Maschine ab. Wir haben keinen ind und dümpeln alleine im Hafen, so habe ich genug Zeit die alte Maschine behutsam an ihren Job gewöhnen. Den macht sie dann auch und die Illub fährt ruhig bis nach Rendsburg und zurück.
Unterwegs finden wir sogar eine schöne stelle um den Mast zu stellen und werden nach getaner Arbeit vom Wetter sogar noch zu einer kleinen Mittagspause mit Kaffe und Kuchen verdonnert. Plötzlich bricht sich das zwei drei Stunden schwelende Wetter in sindflutartigen Regengüssen Bahn. Uns ist das recht. Ich freu mich wie ein Keks und genieße es auf dem Wasser zu sein. Das Schiff schwimmt und fährt, der Mast steht und es kann endlich los gehen. Den Mast zu stellen ist für Carsten und mich ja schon Routine, schließlich hat er mir letztes Jahr schon einmal dabei geholfen – vielen Dank!
Jetzt aber schnell zurück und Nahrung bunkern. Der Tag vergeht schnell und wer weiß wie lange die Läden auf dem Dorf offen sind. Außerdem kommen Max und Dominik gegen 21:00h an. Ursprünglich sollten die beiden früher eintreffen, so dass ich den Plan hatte zusammen in den Supermarkt zu gehen und mit dem Taxi zum Schiff zu fahren. So können wir alles mir Carstens Golf erledigen, müssen aber zweimal Fahren.
„Hier ist der Weinkeller und dass Wasser, hier die restlichen Getränke und das Bier, das ist die Speisekammer für Konserven, das der Bunkerplatz für Nervennahrung. Hier kommen wichtige Dokumente und Elektronics hin und da sind die Töpfe …“ Ich finde es herrlich das Schiff ausgerüstet und beladen vorzustellen und meine Gäste sind glaube ich auch ganz angetan. Trotzdem Kochen und Essen wir ein letztes mal im Gebäude der Marina, das Platzangebot und fließen warm Wasser überzeugen.


Das letzte Schiff verlässt den Platz - Endlich!






Probefahrt nach Rendsburg mit Carsten über den NOK

Donnerstag, 21. Juli 2016

Donnerstag 21. Juli


Es ist brütend heiß! Ich sitze und schwitze, und nähe und warte. Heute kommt mein Capoeira Kumpel Carsten an Bord. Er hatte sich ganz spontan entschlossen und sich vorgestern bei mir gemeldet. Die Illub steht zwar noch an Land und der Mast muss noch gestellt werden, aber das kennt Carsten ja schon vom letzten Jahr. Ich finde es großartig, dass Besuch zum großen Tag der Wasserung angekündigt ist. Ein neues Kapitel bricht an.

Leider ist der Verkehr schlecht und so zieht sich Carstens Ankunft bis zur Fertigstellung der Sprayhood am Abend hin. Macht aber nichts, wir Dinieren und verbringen einen ersten Abend auf der Illub. Das bedeutet auf den Parkplatz, auf die Leiter, auf die Illub und so tun als wären wir im Wasser. Ein paar Getränke unterstützen uns in der Vorstellung.


Lunch beim Nähen

Die Sprayhood in der Mache


Hier entdeckt man auch meinen neuen Handlauf


Juchu! Besuch und ein 'fertiges' Schiff!

Dienstag, 19. Juli 2016

Dienstag 19. Juli
Was nicht passt wird passend gemacht!

Heute kommen die Schweißer! Ich bin happy. Nachdem ich 7 oder 8 andere Betriebe gefragt hatte waren Rötgers und Schoch die einzigen, die sich an das Problem heranwagen wollen. Die Herausforderung besteht im Material der Motors. Ich verstehe nicht viel von Chemie, Metallen und Legierungen aber das Gusseisen des alten Volvo scheint ein Problem zu sein. Gegen Mittag kommen die Beiden Jungs angerollt und machen einen guten Eindruck. Florian und Alexander. Zwei junge Kerle, die auch schon auf großer Fahrt in Frankreich und im Mittelmeer gewesen sind. Natürlich auf der eigenen Stahl Yacht – klar als Metaller. Seit fünf Jahren sind sie jetzt selbstständig und bauen sich gerade ihre eigene Werkshalle. So weit so gut. In Rekordzeit hat Flo einen passenden Taler für mein Loch zugeschnitten und wir schleppen Schweißgerät und Gasflaschen die Leiter hinauf ins Schiff. Alexander erklärt mir stolz was sie jetzt für ein Kupfer-Silizium-Verfahren anwenden werden und los geht’s. Denkste! Mist! Etwas läuft nicht nach Plan. Nicht so wie der Probelauf in der Werkstatt gelaufen ist. Statt satt und mit viel Energie in einem Guss eine schöne kreisrunde Naht zu schweißen, wird es eine Punktschweiß-Aktion mit viel Gefluche und Ratlosigkeit warum die Maschine auf Störung geht. Temperatur? Stromschwankung? Nicht ausreichende Geerdet? Man weiß es nicht und wir finden auch nach 6 Stunden intensiver Erprobung keine Lösung. Die Metalle verbinden sich nur unvollständig und ein Probelauf des Motors offenbart gravierende Undichtigkeit.
Niedergeschlagen beraten wir, was zu tun ist, wie wir abrechnen können und am Ende doch noch zum Erfolg kommen. Morgen soll eine Edelstahlplatte vor das Loch geschraubt werden. Mit viel Flüssigdichtung abgedichtet und fertig. Zähneknirschend fahren die beiden nach Hause um morgen früh wieder anzutreten. Also deshalb wollten die anderen Firmen partou nichts mit diesem Auftrag zu tun haben. Naja...

Der alte Lümmel

Das Loch ist definitiv größer als 36 mm

Vorbereitung für die Schweißer

Der Stahldeckel

 Rötgers und Schoch bei der Arbeit




Mittwoch 20.07
Ich bin froh das die Jungs sich nicht unterkriegen lassen! Wieder gegen Mittag kommen sie angerollt und wir verbringen 4 bange Stunden damit Löcher in meinen Motorblock zu bohren und Gewinde zu schneiden. Die Frage ist immer: Wie tief darf ich hier? Und ab wann machen wir etwas kaputt? Kurz um, es klappt. Es ist dicht. Es sieht hässlich aus. Es ist mir egal. Das Loch ist zu!