Freitag, 14. Oktober 2016

Absegeln im Oktober

Die Tage werden länger und die Sonnenstrahlen werden spürbar stärker. Zeit sich um die Illub zu kümmern! Ich war ohnehin schon viel zu lange nicht da. Der letzte Besuch war im Oktober mit Manuel, der mir 2015 ja schon bei der Überführung direkt nach dem Kauf geholfen hat. Wir haben es uns zwar gemütlich machen können aber der arme Kerl kriegt immer nur Kälte und die ruppige Seite des Segelns zu spüren.
Wir segeln, ähnlich wie mit den Mädels vom WSV11 nach Timmendorf auf Poel, verbringen dort eine Nacht und machen uns auf den Rückweg. Zum Glück bleiben wir trocken. Nur kühl ist es eben doch.


 Das Cockpit eingenäht in die Winterplane 


Vermessung der Seetoilette. Die Pumpe war undicht geworden und musste ersetzt werden. Ich werde immer wieder gefragt, wie das denn geht auf See, wenn man mal muss. Ganz normal auf der Toilette, nur mit Festhalten :-) Gespült wird per Handpumpe, mit Seewasser, direkt ins Meer.


Sonntag, 28. August 2016

Sonntag 28. August
Heimfahrt


Im WSV11 bin ich schon ganz gut angekommen. Ich kenne einige Leute mit Namen und erkenne einige Schiffe auf dem Wasser, so dass man ab jetzt auch 'Vereinskollegen' grüßt! Ich habe zwar mit dem Vorsitzenden die Details meines Aufenthalts noch nicht abschließend besprechen können aber ein grundsätzlich gutes Gefühl, das wir uns einig werden, hat sich schon eingestellt.

Unterwegs entdecken wir einen Haufen Bojen und Schiffe, von denen wir nicht wissen was sie tun oder bedeuten sollen. Yasmin unsere Fehrnglasbeauftragte entdeckt im Näherkommen einen Schwimmwettbewerb. Die Querung der Bucht von Ost nach West. Ein ganz schönes Spektakel, leider haben wir keine Zeit. Wir haben nicht mal die Zeit zu Ende zu Segeln. Der Wind, der ohnehin von vorn kommt, schläft ein und wir starten die Maschine. Um 12:30h machen wir wieder fest. Ab jetzt heißt es Aufräumen, Putzen, Aufklaren und zügig Abfahren. Ich finde mit 90 Mionuten geben wir eine gute Figur ab. Um 14:00h sitzen wir im Auto auf dem Weg zurück nach Köln.  













Samstag, 27. August 2016

Samstag 27. August
Ein geschenkter Tag


Gestern war ich nicht in der Laune um mich groß zu engagieren, was das Schiff angeht. Heute soll das anders werden, muss das anders werden. Meine Mitbewohnerinnen Sarah und Yasmin kommen mich heute Abholen. Ich erwarte die Beiden nicht vor 16:00h, denn der Weg nach Köln dauert locker 6Std. Doch zu meiner großen Überraschung sind sie schon kurz vor 12:00h im Hafen. Um 5:30h haben sie sich auf den Weg gemacht und jetzt können wir sogar noch einmal Ablegen und für eine Nacht in einen anderen Hafen fahren – super!
Mein Eindruck von Timmendorf auf Poel ist noch sehr frisch und sehr gut, so das die Wahl leicht fällt. Der Wetterbericht verspricht uns jeweils 3-4Bf aus der Gegenrichtung aber kreuzen kann ich ja jetzt und auch die Segel kann ich so weit trimmen, dass ich auf mindestens 40° an den Wind herankomme. Zugegeben für moderne Yachten vielleicht kein guter Wert aber für so einen Oldtimer wie die Illub, von der ich dachte dass ich mich mit 60° abfinden müsste, ein riesen Erfolg.
Yasmin ist das erste mal an Bord und darf sich kutschieren lassen. Sarah und ich haben einen Run und alle Manöver dieses Wochenendes verlaufen mit einer Geschmeidigkeit und Leichtigkeit, dass Yasmin unsere Nervosität und das Interesse am Hafenkino nicht so recht nachvollziehen kann. „Wie soll das denn schwer sein? Sieht so leicht und entspannt aus!“ Das freut unsere frisch verlobten Seglerherzen!!! In der Küche haben wir vielleicht wetwas üben müssen, bis Sarah und ich gut zusammen Kochen konnten aber zusammen Segeln – das läuft!
Beschwingt schalte ich auch kurz nach der Hafenausfahrt den Motor aus und wir kreuzen im engen Fahrwasser der Wismarer Hafeneinfahrt nach Norden.
In Timmendorf verleben wir einen schönen Urlaubsnachmittag und Abend; Chillen, Schwimmen, Essen, Trinken, Chillen, Fehrnglas und Hafenkino gucken, Sonnenuntergang und ach ja – chillen :-)













Freitag, 26. August 2016

Freitag 26. August
WSV11 – Wismarer Segelverein 1911

Der WSV11 ist etwas schwer zu finden. Es steht zwar gut im Hafenhandbuch beschrieben, wie der kleine Hafen angefahren wird aber dennoch vertue ich mich im ersten Anlauf und steuere den Yachclub Wismar in direkter Nachbarschaft an. Macht aber nichts, denn ich habe ja eine zuverlässige Crew mit denen An- und Ablegen fast reibungslos läuft. Ich sage fast, denn heute Morgen, als wir um 10:30h die Leinen losgeschmissen haben sind wir nicht aus der Box gekommen ohne ein wenig von Illubovics blauer Farbe am Poller zu lassen. Bis jetzt weiß ich nicht wie sich das Schiff völlig unlogisch in die Windrichtung drehen konnte. Das Ablegemanöver war gut besprochen, der Wind kräftig und von der Seite. Die Leeleinen waren schon los. Richard sollte uns mit dem Bootshaken an der Sorgleine der Box und später am Poller halten wenn Anke und Ich die Luvleinen losgeschmissen haben. Die Illub hätte aus der Box herausfahren und um Richard, am Bug stehend und uns an einem Punkt haltend, drehen sollen. Dann wären wir ganz entspannt in den Wind davon gefahren. Alles klappte so weit bis der Wind das Heck herumpusten sollte. Aus einem obskuren wie unlogischen Grund trieb das Heck aber anders herum in den Wind hinein, was das Manöver etwas verkomplizierte.
Um kurz nach 11:00h können wir dann endlich die Segel hochziehen und über die Bucht kreuzen. In diesem Fall finde ich es einen Vorteil, das der Wind von vorne kommt denn sonst wären wir einfach zu schnell am gewesen. Zwei Stunden später machen wir im Yachtclub fest, erkennen unseren Fehler und nutzen die erneute Fahrt um noch durch Wismars alten Stadthafen zu fahren. Als alte Hansestadt hat Wismar dort einige große Kontor und Lagergebäude so wie eine nachgebaute Kogge der Hanse. Aber auch diese Runde geht zu Ende und um 14:00h machen wir im WSV11 fest. Für Anke und Richard bedeutet diese frühe Ankunft das sie noch Heute den Heimweg antreten können und werden. Die beiden sind gerade umgezogen und es wartet jede Menge Arbeit auf sie, so dass ein kompletter Samstag und Sonntag zum Kartons auspacken gerade recht sind. Nachdem wir ein Mittagssnack aus den Resten des Vorabends gemacht und klarschiff gemacht haben laufen wir gemeinsam zum Bus, wo wir uns ein letztes Mal zuwinken.
Danach bin ich allein, kaufe mir einen großen Becher Eis und versuche damit fertig zu werden, das die Reise hier zu Ende geht.












Donnerstag, 25. August 2016

Donnerstag 25. August
Kurze Fahrt im Hochsommer


Timmendorfer Strand auf Poel ist nicht mehr weit von Wismar. Das ist gut, hab ich doch so keinen Stress dort rechtzeitig anzukommen. Auf der anderen Seite stehen meine Gäste, die gerne segeln und etwas erleben möchten. Wir beraten uns mit Piet, dessen Heimatrevier dies hier ist. Er rät uns nicht wieder aus der Bucht hinauszufahren sondern eher um die Insel herum nach Kirchdorf. Das entspricht mir auch sehr gut, da ich sonst Sorge habe wieder passend zurück zu kommen. Fehmarn wäre zum Beispiel auch ein realistische Ziel gewesen – aber der Rückweg?!? Das ist das Problem beim Segeln: wenn der Wind gut steht fährt man an einem Tag locker 30-40sm (50-60Km). Steht der Wind ungünstig kann die Selbe Strecke mega anstrengend oder auch gar nicht in einem Tag machbar sein.
Kirchdorf it is! Das heißt auch, dass wir ganz relaxed um 11:00h aufbrechen können und uns dann mit dem Kreuzen nach Süden beschäftigen können. Das klappt so gut, dass wir schon fast enttäuscht um 14:00h in Kirchdorf festmachen. Das Anlegemanöver lässt unseren Puls allerdings noch einmal steigen. Wir kommen mit gutem Rückenwind in Kirchdorf an. Der Hafen gliedert sich in drei Stege, von denen ich mir nur bei zwei sicher bin, dass sie genügend Wasser für uns haben. Kirchdorf liegt so weit im Landesinneren, dass es quasi auf dem Festland ist und der Wasserweg ist so klein und flach, dass es mehr ein Bächlein ist als Boddengewässer mit Zugang zur See. Der Wind ist also frisch und kommt von hinten, das Wasser ist flach und das Hafenbecken sehr klein. Wir suchen nach freien Boxen, die mit einem grünen Schild, und somit für Gäste, gekennzeichnet sind. Wir finden auch eine. Quer zur Windrichtung, so dass ich im ersten Anlauf die Kurve nicht kriegen kann. Meine behäbige Illub auf kleinstem Raum zu drehen gelingt mir zwar schon besser, aber immer noch nicht so souverän, dass es mich in solchen Momenten nicht zum Schwitzen bring. Es geltenfolgende Regeln:
- ein Schiff ohne Fahrt (voraus oder zurück) ist nicht steuerbar
- je stärker der Seitenwind desto zügiger muss man selber fahren um die Richtung bestimmen zu können
- sobald ich einmal vor und zurück gefahren bin verlängert sich der „Anlaufweg“ bis zur gewünschten Steuerbarkeit des Schiffes drastisch weil sich ursprünglicher Schwung und Radeffekt erschöpft haben (Radeffekt = automatisache und unweigerliche Versetzung des Schiffes durch Drehrichtung des Propellers)

Genannte Effekte tragen dazu bei, dass ich auch in der zweiten Runde keine Chance habe die Box ordentlich anzufahren. Also noch eine Kehrtwende im Hafenbecken und dann mit Schwung rein in die Box. Geschafft! Aber ich glaube nicht nur meine Knie waren etwas weich. Richard und Anke erweisen sich als fähige Crew und platzieren ihre Festmacherleinen zielsicher und helfen das Schiff passgenau Aufzustoppen.

Es ist heiß – sehr heiß. Wir haben uns einen Eisbecher redlich verdient. Danach ist uns immer noch heiß und wir verschlafen den Nachmittag im Hafen unter meiner improvisierten Persenning. An Bord befindet sich noch genügend Material für eine ordentlich Genähte Kuchenbude ('Vorzelt' für das Cockpit) doch dazu bin ich noch nicht gekommen. Und heute ist definitiv kein Tag um zu Arbeiten. Allenfalls ein paar Zeilen für Euch kann ich schreiben während die anderen Lesen und Schlafen.

Abends machen wir uns dann doch noch mal auf und spazieren durch die Gegend. Kirchdorf hat den Namen von einer wirklich schönen Kirche mit noch einem schöneren alten Friedhof rundherum. Im Mondlicht ein sehr verwunschener und schöner Ort. Darüber hinaus finden wir nichts von größerem Interesse und lassen unseren letzten Abend mit einem guten Wein und Sternenlicht ausklingen.



Die "Sofia" der Schweizer Nachbarn










seht ihr die unglaubliche Atmosphäre auf diesem Friedhof?!? ;-)

Mittwoch, 24. August 2016

Mittwoch 24. August
Leichte Winde und rasante Fahrt

Um 8:00h laufen wir aus. Entgegen der Wettervorhersage haben wir Glück und der Wind kommt aus Süd. Wir pflügen mit sagenhaften 5 Knoten durch spiegelglattes Wasser. Der Wind ist leicht aber durch die ruhige See kommen wir blendend voran. Anke fühlt sich pudelwohl und genießt die Morgensonne bei ruhiger und schneller Fahrt. Leider ist nach 3 Stunden alles vorbei und es herrscht „Superflaute“. Nichts, wirklich nichts regt sich. Wir gehen schwimmen. Ja, ja – einer bleibt immer an Bord und alle wissen wie die Maschine angeworfen wird! Aus Schwimmen wird Deck schrubben mit guter Musik. Gestern hatten wir nur Zeit (und Lust) das Interieur der Illub zu reinigen, an Deck wird jetzt mit Eimern und Schrubber alles blitze blank poliert und der Kapitän macht auch mit – alles Andere wäre viel zu heiß gewesen. Praktisch dass der Wind wieder auffrischt und wir bis 15:30h schön segeln können. Um 16:00h sind wir dann fest im Hafen vom Timmendorfer Strand auf Poel. Wir mussten erst lernen das das nicht DAS Timmendorfer Strand ist, von dem immer gesprochen wird. Der Strand ist groß, Sandig, das Wasser klar, es gab eine Hüpfburg und Animation und massenhaft Leute. Der Hafen hingegen ist beschaulich und einer der schönsten Übernachtungen dieser Reise. Besonders die Abendsonne und der Sonnenuntergang werden durch die Lage besonders inszeniert aber auch die Atmosphäre ist super.
Unser Nachbar Piet von der Sturmvogel ist selber ein ganz schöner Vogel. Erst schautzt er uns an „Finger Weg“ als ich uns an einer Klampe an seinem Boot beim Festmachen festhalten will, dann zeigt sich aber, dass er supernett und einfach nur ein wenig kauzig ist. Wir laden ihn ein einen Anleger mit uns zu trinken und er ist begeistert. Wir hatten ihn in seiner Siesta unterbrochen, was den Effekt hatte das er sein Telefon gesehen und einen wichtigen Anruf entgegen nehmen konnte. Wir Quatschen und am Ende bringt er uns sogar ein paar geräucherte Garnelen vom Kutter mit als Dankeschön. Danach herrscht ein gutes Nachbarschaftsklima.

Abends dann spricht mich Frank an. Ein Schweizer, der seine Albin Vega vom Bodensee sei Mai in der Ostsee gefahren ist. Seine Frau Ruth und er haben das Schiff auf dem Trailer hier hoch gebracht und sind seit dem in Dänemark, Norwegen und Schweden gewesen. Wir fachsimpeln über die Boote und begucken was jeweils anders ist. Franks Vega ist schon seit 6 Jahren in seinem Besitz und mit schweizerischer Gründlichkeit und Liebe zur Präzision und Detail renoviert worden. Ich staune nicht schlecht und nehme ein paar gute Ideen für die Illub mit. Eine Sache ist jedoch komisch: Franks Vega hat die Baunummer 1179 und kommt angeblich aus dem Jahr 1971. Die Illub hat die Baunummer 1015, ist also 164 Schiffe früher gebaut worden, soll aber aus dem Jahr 1972 stammen. Da stimmt doch was nicht! Wir tauschen Adressen aus und wollen der Sache auf den Grund gehen.