Donnerstag, 2. Juli 2015

Tag 11: Auslaufen, Auflaufen, Nachlaufen

Damit ist der Tag eigentlich schon beschrieben. Mein Ziel war es von Terschelling nach Ameland zu segeln und dabei die Route durch das Watt zu nehmen. Es gibt dabei zwei kritische Stellen zu passieren das Wantij und den Blauen Balg. Diese Stellen füren bei Hochwasser gerade so viel Wasser, das ich mit meinen 1,2m Tiefgang da drüber schrammen kann. Natürlich war ich entsprechend aufgeregt und habe im Vorfeld so viel von meinen Nachbarn erfahren wollen wie ich konnte. Auch das Netz und die Homepage vom Hafen in Ameland sagen einiges zur Route. 2Std. Vor Hochwasse müsste man los und dann eben gut aufpassen!
Ich laufe um 7:30h aus. Das Wattenmeer empfängt mich mit kräftigem Wind und Wellen, so das häufig die Gischt überkommt. Leider habe ich noch keine Sprayhood (eine Art Vorzelt beim Niedergang der einen vor der Gischt beschützt) und so wird mein Navigations-Tablet ein wenig nass. Dadurch muss ich zunächst immer erst trocken wischen bevor es meine Befele erkennen kann aber  plötzlich geht gar nichts mehr – Mist! Mein Smartphone hat zwar die selbe Software drauf aber scheinbar hat es ein Problem mit der Synchronisation gegeben, so dass genau das aktuelle Gebiet nicht verfügbar ist. Zudem sind Wind und Wellen so stark, dass mein Autopilot uns nicht auf Kurs halten kann. Also bin ich im Blindflug und an die Pinie gebunden. Und das gerade als das Wandij, also die Untiefe, anfängt. Wen überrascht es? Ich fahre mich fest. RRCHCHCTSCH und ich stecke im Watt. Zum Glück hält mich der Schlick nur fest und es sind keine Steine die mein Boot kaputt machen könnten aber doof ist die Situation erst mal schon. Ich bin weit draußen und komme nicht vor und nicht zurück. Aussteigen und Schieben geht mir durch den Kopf aber dann erinnere ich im an die Wassertemperatur beim Schwimmen gestern. Lieber nicht... OK, Baum ganz weit über steuerbord raus und mich daran hängen auf das die Schräglage den Kiel etwas hochhebt und ich frei komme. Klappt nicht, ich bin wohl zu leicht.
Ach ja ich habe ja ein Segelboot! Zum Glück ist noch viel Wind da und ich kann mich mittels des Vorsegels herumdrücken lassen, so dass ich ins tiefe Wasser zurück komme. Sehr gut! Also hier kann ich nicht weiter. Ich taste mich weiter durch das Watt und fahre mich insgesamt vier mal fest! Das reicht meine Nerven liegen blank. Ich beschließe umzukehren. Während ich das sichere Fahrwasser wieder erreicht habe nagt die Situation an mir. Ich will nicht recht zurück, es muss doch eine Möglichkeit geben. Leider läuft das Hochwasser und meine Zeit davon. Da kommt mir ein großes Plattboot entgegen. Ich rufe dem Skipper zu ob sie nach Alemanne führen und nach einigem hin und her über Route und Tiefgang unserer Schiffe fahre ich in deren Fahrwasser hinterher. Wo die durchkommen mit 1,25m Tiefe, schaffe ich das mit meinen 1,2m auch! Von da an ist der Tag gerettet. Der Skipper will zwar keine Verantwortung für mich übernehmen und meint er fährt sich gelegentlich auch fest, aber immerhin ist er ein Local der die Route kennen sollte. Es klappt. Beide Schiffe haben zwar noch einmal Grundkontakt aber eben so wenig, dass wir uns mit dem Motor durchschieben können. Um 15:00h liege ich endlich fest und erleichtert im Yachthafen von Ameland. Puh! Das war aufregend.
Nach einer Mahlzeit und einem Nickerchen kommt noch ein Einbandsegler in den Hafen und will bei mir längsseits festmachen. Ich helfe ihm und wir kommen sofort ins Gespräch. Es ist Christoph mit seiner Schabernack, eine Bianca28. Sein Schiff ist ähnlich alt, hat ähnlich verblassten Lack und Christoph ist letztes Jahr ähnlich unerfahren in seinen ersten Törn gestartet wie ich. Wir sitzen lang bei mir unter Deck während es draußen Regnet, trinken Bier und Tauschen Geschichten. Es tut uns beiden sichtlich gut endlich mal jemanden zum Reden zu haben. Als Solo-Segler verbringt man viel Zeit ohne zu sprechen. Die anderen Skipper im Hafen sind oft sehr andere Leute mit ihren teuren, gut ausgestatteten und makellosen Booten. Es ist schon lustig das die Hightech Skipper meist nur 1-2 Wochen im Jahr segeln können und wir mit unseren alten Schätzchen monatelang! Ha! Wer ist hier reich?!?

 Mein Guide durch das Watt,  das Plattboot "De vliegende Holländer"

Immer schön im Kielwasser bleiben!

 Die Robben vom Blauen Balg (noch eine Untiefe)




Die Schabernack und die Illub im Hafen von Alemanne



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