Dienstag, 30. Juni 2015

Tag 9 Die Nordsee

Die Nordsee!
Ab jetzt wir des ernst. Ich höre zwar noch Marcel, den Bootselektriker: " Das IJsselmeer ist gefährlicher als die Nordsee. Hier kommen drei Strömungen zusammen und es gibt ganz schöne Wellen. Er zijn hier meer schepen vergaan dan in de noordzee!"
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass allein die Tatsache das er auf sein Heimatmeer als so gefährlich hinweist als Zeichen, das ich nicht der einzige bin der denk das es in der Nordsee erst so richtig losgeht ;-)

Ich hatte mir den Wecker auf fünf Uhr gestellt. Hochwasser ist um neun und man will auf jeden Fall vorher unterwegs sein. So weit so gut. Als ich mich um 5:00h aus dem Bett quäle ist draußen noch nichts los. Alle meine Ankernachbarn liegen noch friedlich, still und schlafend. Es war auch eine außergewöhnlich ruhige Nacht. Man hätte direkt vergessen können, dass man sich auf einem Schiff befindet, nichts hat sich bewegt.
Wie ich die Anderen so schlafen sehe, denke ich mir das ich auch noch ein halbes Stündchen liegen könne... Mit einem Riesen Schreck werde ich wach. Ich, der ich immer früh wach bin und Probleme habe bis neun Uhr durch zu schlafen, habe verpennt! Es ist 7:00h und die ersten meiner Nachbarn sind schon weg. Schnell greife ich zum Funkgerät. Wie ist denn der Kanal der Schleuse? In meiner Karte steht nichts und den dämlichen Wateralmanak kapier ich nicht, jedenfalls nicht wo was zu finden ist. Zum Glück gib es die 'Scan Funktion' und so habe ich die richtige Frequenz schnell gefunden. Ich bekomme mit, dass die Schleuse gleich wieder eine Runde Yachten schleust, sie warten nur noch auf ein paar Schiffe aus Makkum. Gut! Denk ich mir mache die Illub und mich schnell fertig und düse los. Ich komme auch total passend und kann als fünfter oder sechster in die Schleuse einfahren. Über das Ijsselmeer sehe ich eine ganze Flotte von Seglern ankommen, die alle ein bis zwei Schleusen warten müssen. An dieser Stelle sei nochmal gesagt das Timing und Tiden eine wichtige Rolle spielen, zumal auch noch wenig Wind ist so dass man langsam Segelt.

Ich fahre toll in die Schleuse ein, stoppe super auf, flitze zur Vorleine, lege sie um den Poller und muss feststellen, dass ich meine Achterleine vergessen habe klar zu legen. An dem Tag lerne ich das es nicht klug ist mit der Vorleine das Schiff endgültig aufstoppen zu wollen. Auch bei Wenig fahrt reicht der Impuls aus um das Heck in einem langsamen one-eighty umschlagen zu lassen. Ich stehe also schon zum zweiten mal verkehrt herum in der Schleuse (das erste mal auf der Überführung mit Manuel). Egal. Erstmal Schleusen.
"Achtung! Achtung! Alle Schiffe müssen die Schleuse so schnell wie möglich verlassen!" tönt es aus den Lautsprechern. Mist! Und ich stehe auch noch verkehrt herum. Als die Tore aufgehen sind die anderen Boote schnell unterwegs. Ich muss warten bis Platz zum drehen ist, was ich auch versuche. Leider mit zu wenig Umsicht und Ruhe, getrieben von der Durchsage, fahre ich zu früh in das 'Schraubenwasser' der Anderen und komme mit der etwas ungelenken Illub nicht herum. Den Stoß gegen die Schleusenwand kann ich mit dem Fuß zwar noch etwas abfedern aber es reicht um meinen Bugkorb an Backbord etwas zu verbiegen und zu zerkratzen.
Um meine Ehre als Skipper zu verteidigen kann ich berichten, dass eine andere Crew einen Fender verloren hat, der nun kurz vor der Schleuse dümpelt. Ich schnappe meinen Bootshaken und fahre zügig und dicht an dem Fender vorbei. Treffer! Zufrieden mit dieser kleinen Entschädigung fahre ich weiter. Die Übergabe des Fenders an die wartende Yacht mittels Bootshaken klappt auch einwandfrei.

Es ist ein wunderbarer klarer Tag und der wenige Wind der da ist kommt aus der richtigen Richtung. Zum Frühstück habe ich Gesellschaft von einem Seehund, der sich ein Stückchen weiter vergnügt und ab 9:00h ist die Strömung mit mir und zieht mich meinem Ziel entgegen. Während ich so vor mich hindümpel und eigentlich ganz froh bin, dass es so ein langsamer Tag ist, zieht eine nach der anderen Yacht an mir vorbei. Allerdings ungeachtet der größte. In der Regel kann man sagen, je länger ein Schiff desto schneller fährt es weil das Verhältnis Länge/Breite besser (aquadynamischer) wird und sie mehr Segelfläche haben. Doch egal wie groß, mir begegnet nur ein einziges Boot das nicht mit dem Motor fährt. Die Segler haben alle das Segel oben um cool zu sein und benehmen sich wie Motorboot Fahrer. Versteht mich nicht falsch. Ich finde meinen Motor super, habe nichts dagegen ihn zu benutzen und finde, dass das ein Bestandteil eines Segelboots ist. Aber so zu tun als ob man Segelt und in Wahrheit Motorboot zu fahren finde ich albern!



 Mein Frühstücksfreund der Seehund

 Manchmal kommen einem die Dicken Pötte ganz schön nah wie ich finde.

Frühstück für die Möwen


Als Neuling tut es immer gut im Fahrwasser von jemand anderem zu bleiben

Die ehrlichen Motorbootfahrer. Man beachte die (Ehe-)Frauen mit Drink und Buch auf dem Vorschiff! 

Montag, 29. Juni 2015

Tag 8: Let the music play

Wenn ich schon ich einer so teuren Marina bin, dann muss ich das auch ausnutzen! So versuche ich Frieden mit der Situation zu schließen, dass die schöneren Übernachtungsmöglichkeiten auch die billigeren gewesen wären. Die Marina ist modern, groß, Kamera überwacht und von deutschen Seglern überrannt. Naja überrannt noch nicht, immerhin ist die Marina erst zu einem Drittel voll, aber es sind überwiegend deutsche Flaggen, die ich sehe.
Ich bin die Nacht lange wach geblieben, habe viele der ersten Reisetage für den Blog verfasst und fast eine Pulle Wein geleert. Ungewöhnlich für mich bis nach drei Uhr morgens noch am Computer zu sitzen und dabei nicht ein zu Schlafen. Die ganze Zeit über habe ich (vielleicht sogar zu laut) Musik gehört, die mir mein Bruder Richard für die Reise mitgebracht hat – Vielen Dank.
Nichts desto trotz bleibe ich ein Frühaufsteher und so bin ich wie gewohnt früh auf aber ganz schön zermatscht. Macht nichts! Ich lass es langsam angehen und bringe mein Schiff auf Vordermann. Also erstmal wieder Musik an! Dann kommen alle Polster und mein Bettzeug raus in die Sonne. Als nächstes kümmere ich mich um meinen „Kleiderschrank“. Ursprünglich hatte ich meine Klamotten unter das Bett geräumt, was aber so schlecht zugänglich war, dass ich daran etwas ändern muss. In Lelystad habe ich 2m Relingsnetz gekauft und baue daraus zwei Hängematten für Anziehsachen. Sieht sogar gut aus wie ich finde. Bei der Gelegenheit bekommen meine Instrumente eine Sicherung aus Gummizügen, die fest mit dem Schiff verschraubt sind, ich schmiere meine Eingangsluke, repariere meinen Ankerball, eine Klappkiste und baue Halterungen. Die eine für meinen Autopiloten und das Andere ist ein Eimer am Mast für meine Bändsel (kleine Seile) mit denen ich meine Segel fest mache wenn sie unten sind.
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit mir und meinem Werk. Nicht zuletzt deshalb weil ich mich so deutlich von den anderen deutschen Chaterboot Fahrern absetze. Ich mit meinem zerschrammten kleinen Boot, den Akkuschrauber in der Hand und die auf den makellosen neuen Bavarias und Jennaus und wie sie alle heißen. Irgendwie ist mir die Atmosphäre in der Marina unangenehm. Selbst eine Clique 10jähriger sagen Dinge im Vorbeigehen wie: „Irgendwie schräg! Also ich würde ja nie auf einem Boot wohnen“ Dagegen hilft nur laute Musik.
Aber trotzdem nichts wie weg hier. Noch eine Dusche und dann raus aufs Wasser. Es ist inzwischen 15:30h als ich auslaufe aber das macht nichts. Ich möchte bis Makkum fahren. Das sind ca. 10sm und ist ist locker hell bis um 22:00h also reichlich Zeit. Der Wind kommt ungünstigerweise aus NNW und ich möchte nach Norden. Statt vieler kleiner Kreuzschläge entscheide ich mich für einen einzigen, der dafür durch das halbe Ijsselmeer führt. So muss ich außer einem gelegentlichen Blick rundum nicht viel machen und döse bei besstem Wetter vor mich hin.
Kurz vor Makkum entdecke ich ankernde Yachten hinterm Deich, direkt bei der Schleuse Kornwerderzand. Viel besser als ein Hafen denke ich und so fällt um 21:00h der Anker. Der Abend und das Wasser sind ungewöhnlich ruhig und ich wundere mich Nachts, denn man kann nicht spüren das man auf dem Wasser ist.

Impressionen vom letzten Tag im IJsselmeer














Sonntag, 28. Juni 2015

Tag 7: Ich bin einfach zu deutsch!

Heute 28.06.2015 bin ich in Stavoren angekommen. Aus der Karte konnte ich entnehmen, dass es einen alten Haven, einen Innehafen und einen Außenhafen gibt. Ich ging davon aus, dass der alte Hafen für die Plattboote sei, der Innenhafen hinter Schleusen gesichert und der Außenhafen für Leute wie mich. In diesem Fall war ich ganz ordentlich und legte beim Meldesteiger an und ging zum Hafenmeister. Der Service war gut, man bekommt die Brötchen vorbestellt und z.T. sogar an Schiff ausgetragen, dafür ist dies hier mit rund 22€ aber auch die teuerste Nacht bisher.
Bei meinem abendlichen Spaziergang stellte ich fest, dass zum einen im alten Hafen noch Platz gewesen wäre und zum andere das die Holländer überall ankern und sich fest machen! Ich habe immer Hemmungen zu Ankern wo Platz ist, wenn dort kein Schild steht "Ankern erlaubt" oder es in den Karten vermerkt wäre. Klar hier habe ich Internet und bekomme Brötchen gebracht, ich gehe sicherlich auch Duschen in den komfortablen Anlagen aber das nächste mal bin ich schlauer und mache einfach irgendwo fest.

"Als je maar niet in de weg liegt!" O'Ton von Schleusenwärter über VHF22
Das ist hier das Motto. Einfach machen und keinem auf den Sack gehen.
Die Holländer, einfach praktisch im Denken!







Samstag, 27. Juni 2015

Tag 6: Jetzt aber richtig

Die Nacht war aufregend! Der Ankerplatz war der selbe aber das Wetter war anders. Es waren sicherlich 5Bf also irgendwas zwischen 30 und 40 km/h Windgeschwindigkeit. Dasitzt zwar nicht übertrieben und ich lag sehr geschützt aber diesmal zerrte die Illub ganz schön an meinem kleinen Anker mit der kurzen Kette. Wieder einmal bewies der Anker dass, er trotz seinem geringen Kampfgewicht von ca. 10 Kg, hält was er verspricht zu halten - nämlich die Illub und mich.

Ich schwanke zuerst ob ich bei dem Wind überhaupt losfahren soll. Über das Segeln mache ich mir keine Sorgen aber was wenn der Motor wieder Zicken macht und ich vom Wind getrieben werde wohin er will? Es gibt immerhin als erstes die Schleuse vom Markermeer ins IJsselmeer zu durchfahren und mindestens ein Anlegemanöver später im Hafen. Beides Aktionen, für die ich den Motor wirklich brauche, erst recht wenn Wind ist. Ich entscheide mich zu einer Testfahrt im Markermeer. Hier weiß ich wo ich Ankern kann und habe den Bootsladen und kompetente, wenn auch gestresste und unwillige, aber dennoch Hilfe auf die ich zurückgreifen kann. 
Was soll ich sagen?!? Der Motor läuft, Segeln mit Wind ist besser als Segeln ohne Wind und nach einer Stunde Probefahrt schleuse ich aus ins Ijjselmeer. 

In der Schleuse hätte ich beinahe mein Schiff kaputt und mich ganz schön nass gemacht. Als ich einfahre ins Schleusenbecken stoppe ich nicht ganz auf, vergesse eine Leine klar zu legen und kann nur im letzten Moment den Poller erwischen. Hätte das nicht geklappt wäre die Illub gegen die, noch geschlossene Autobrücke, gefahren und hätte wohlmöglich einen Mastbruch davon getragen. So finde ich mich aber zwischen Illub, Kaimauer und über dem Wasser hängend wieder und kann mich nur einigem akrobatischen Geschick und ein paar Kratzern an Hand und Beinen an Land begeben. Der Schleusenwärter auf dem Balkon schaut mich nur an, schnackt seine Zigarette weg, schüttelt den Kopf und geht rein um mir die Brücke zu öffnen.
Ich bin im IJsselmeer.

Dort fahre ich mit 1. Reff im Großsegel und Fok (die Vorsegel von klein nach groß: Sturmfok, Fok, Genoa). Es ist wunderbares segeln und ich fahre mit herrlichsten Bedingung in Urk ein. Urk soll der letzte mir bekannte Hafen werden, wobei der im Sommer ganz anders aussieht und brechend voll ist als im März. Die Platzsuche, das Einparken, dann das Umparken und am nächsten Morgen das Ausparken gelingen dafür ausnahmsweise tadellos! (Ich darf hoffentlich auch mal erwähnen dass ich nicht nur Quatsch mit meinem Boot mache, wenn es um Hafenmanöver und Schleusen geht ;-)

 Die Illub nach Windstärke 5

Ich muss meine Sachen wohl noch besser verstauen

Meine 'Nachbarn' in Urk 

Der Liegeplatz in Urk

 

Urk

Abendstimmung in Urk


Gute Nacht in der WSVZ WaterSportVereiniginZuiderzee 

Freitag, 26. Juni 2015

Tag 5: Bakterielle Infektion

Meine erste Nacht vor Anker geht langsam zu Ende. Das dauernde aufs-GPS- und nach-draußen-gucken hat die Nacht länger und den Schlaf kürzer gemacht. Ich lasse es langsam angehen, denn immerhin sind ja Ferien.
Um 9:30h starte ich den Motor und gehe Anker auf. Ich knie noch auf dem Vorschiff, den Anker an Bord holend, als mich der Wind packt, dreht, und langsam Richtung Ufer treibt. Ich gehe, immer noch entspannt, ins Cockpit, gebe Gas und muss feststellen, dass sich nichts tut. Im Standgas läuft der Motor rund und ich spiele mit dem Gashebel. Zum Glück reicht der Schub im Standgas aus um mich ein wenig zu manövrieren so dass ich wenigstens nicht an Land geweht werde. Nach einer Stunde des herum Probeirens, ohne Erfolg, fahre ich die 300 Meter in den Yachthafen von Lelystad. Dort bin ich auf meiner Überführungstour schon mit Jonny gewesen um Gas für die Heizung zu besorgen. Im Hafen kann und will man mir nicht so recht weiterhelfen. Herman vom Hafen und Kees vom Bootsladen haben beide die Hände voll zu tun. Als ich im "nebenherlaufen" von meinen Problemen erzähle und dass Marcel der Bastler meinte es könne meine Dieselpumpe sein meinten beide nur: Quatsch! Ist bestimmt 'fauler' Diesel. In 99% der Fällen ist der Diesel verseucht"
Das ist doch mal ne Ansage. Darüber hatte ich schon etwas gelesen. Diesel der sehr lange steht kann von Bakterien befallen werden. Begünstigt wird das noch wenn auch Wasser in den Tank gelangt. Das kann über undichte Tanks (wie bei der Illub) oder Kondensation im Winter passieren. Das Wasser sinkt im Tank nach unten und an der Trennschicht zwischen Diesel und Wasser entsteht die Bakterienkolonie.
Die Lösung des Problems ist denkbar einfach in der Theorie. Diesel entsorgen, Filter wechseln, Tank reinigen. Fertig. In der Praxis ist das schon schwieriger. Ich brauche definitiv mehr Zwischenlagerkapazität, also nehme ich meinen Kickroller und mache mich auf den 5km Weg in einen Baumark um Eimer zu Kaufen, außerdem suche ich noch eine Fett-Presse für meine Antriebswelle und diversen Kleinkram. Der Baumarkt ist ganz schön weit weg und ich brauche bis Nachmittags um mit meinem Einkauf wieder zurück zu sein. Das Wetter verschlechtert sich.
Ich mache mich zügig ans Werk und kurze Zeit später habe ich einen miesen Dieselgeschmack im Mund und fast 50l Diesel in offenen Eimern im Cockpit stehen und es sieht nach Regen aus. Mist! Mit Gummihandschuhen bewaffnet wische ich den Tank aus und befreie ihn von dem schwarzen Bakterien-Schleim und Rückständen von Dichtung und Farbe. Meinen schlechten Diesel will aber leider keiner haben, oh Wunder! Höchstens die Entsorgungsdeponie. An der bin ich vorbei gefahren und weiß wie weit die Weg ist. Wie soll ich den 5 offene Eimer Diesel da hinbekommen?!?
Am Ende Fülle ich den Diesel zurück in meine Tanks, benutzen ein super giftiges und teures Additiv gegen Bakterien und erneuere den zweiten Filter. Ich hatte in Wanssum schon einen Filter getauscht, konnte den zweiten aber nicht bekommen. Konnte ich jetzt auch immer noch nicht, deshalb habe ich ein Upgrade vorgenommen und einen noch besseren Filter installiert und direkt Ersatz-kartuschen mitgenommen. Denn die Gefahr der Bakterienseuche wird mein ständiger Begleiter bleiben. Dafür verbrauchen die Illub und ich den Diesel einfach zu langsam beim Segeln!
Es lebe die Windkraft ;-)

Ich schaffe es vor dem Regen fertig zu werden, lege ab und fahre zu meiner alten Ankerstelle zurück. Diesmal um Kosten zu sparen, es war ein Teurer Tag. Aber ich bin sehr zufrieden denn der Motor läuft.

Der Lümmel von Lelystad

 Auf mit dem Tank!

 Neuer Filter 1

 Neuer verbesserter Filter 2

 Man beachte das Sichtglas mit unten gelegenem Ventil zum Ablassen der Abgeschiedenen Wassers!

Die Nacht beginnt ganz ruhig 

und schön 

Nach Mitternacht wird es dann windig und ich gehe dauernd Ankewache


Donnerstag, 25. Juni 2015

Tag 3 und Tag 4

Tag 3: With a little Help from my friends

Sonne! Sommer!
Endlich fühlt es sich auch wie Urlaub an. Es ist warm, wir haben länger geschlafen, waren aber nicht faul. Oliver ist ein bisschen sauer: Wenn ich gehe dann kommt die Sonne raus oder was?!? Nach einem kurzen Hafenrundgang, ohne den Hafenmeister zu finden und kleinem Frühstück stellen wir den Mast. Nachdem das erste mal Legen und Stellen so aufregend war, ist es jetzt schon fast Routine. Wir sortieren Wanten, Kabel und Leinen, Olli zieht ich hebe, dann tauschen wir. Es war ein echter Gewinn Oliver mit an Bord zu haben. Es gibt nicht viele Menschen die so spontan zu etwas bereit sind! Risiken eingehen, bei etwas mitmachen wo keiner weiß was genau auf einen zu kommen mag. Dazu muss man sagen das Oliver vorher nichts mit Booten zu tun hatte und mir komplett ausgeliefert war. Lena kommt um Oliver nach Hause und zurück zur Arbeit zu holen. Keiner hat da Lust drauf, es war ein schöner Besuch. Deshalb kommen die Beiden vielleicht schon bald wieder an Bord.

Den Rest des Tages verbringe ich mit verschiedenen Boatmaintenance Aktivitäten:
- Mast stellen
- Kühlwasser Impeller abdichten
- Dieselfilter wechseln (nur einen!)
- Kabeldurchbruch im Vorpiek abgedichten
- Segel auftakeln
- Wasser Tanken
- Putzen, innen, außen und Toilette ;-)
- an der Elektrik für meinen Autopiloten verzweifelt und einen Elektriker bestellt





Tag 4: Boots Bastler und Solo Segler

Ich mache klar Schiff, dichte ein Leck am Kühlwasserkreislauf, wechsele den Dieselfilter, ersetze einen kaputten Mastrutscher, Takel auf, tanke Trinkwasser, dichte die Kabeldurchlässe der Positionslichter im Vorpiek und verzweifele an der Elektrik für meinen neuen Autopiloten. Der ist für mich total wichtig, sonst könnte ich nicht gut Segel heißen und bergen, mal Pinkeln gehen oder einen Snack machen. Am Ende hole ich mir beim Hafenmeister eine Telefonnummer von Marcel. Der ist selbstständig und macht alles was mit Booten zu tun hat. Marcel verspricht mir zu helfen, obwohl ich ihn ein wenig drängeln muss. Er hat wohl viel zu tun und kennt sich mit Autopiloten nicht aus. Ich überzeuge ihn trotzdem zu kommen denn das Problem ist nicht der Autopilot, sondern die Elektrik.
Der Elektriker Marcel sagte mir gestern, dass er morgens kommen wolle. Ich installiere ich das Autoradio das ich vom Bulli auf die Illub mitgebracht habe und höre Helge Schneider. Ich schreibe eine SMS und quatschen dem Elektriker auf die Mailbox. Dann halte ich es nicht mehr aus und mache einen Spaziergang. Natürlich bekomme ich genau dann den Anruf, er wäre jetzt am Boot, wo ich denn sei.
Marcel ist ein netter Typ, der selbstständig ist und alles mit Booten erledigt. Wir verbringen 1,5 Std. mit der Installation des Autopiloten, denn er kommt auch nicht hinter den Schaltplan vom Vorbesitzer. Die Lösung ist ein ganz neuer Schaltkreis mit eigener Sicherung direkt vom Hauptschalter ausgehend. Meinen Motor begucken wir auch noch und hören mal wie der so klingt. Seit dem Zwischenfall im Amsterdam-Rijn-Kanaal habe ich Sorge, das die Welle verbogen oder etwas anderes beschädigt ist. Das scheint nicht der Fall zu sein. Der Motor kommt aber leider nicht auf Touren, so dass direkt über meine Einspritzpumpe gesprochen wird. Alles Quatsch wie sich zeigen wird.
Geschafft! Nach einem Mittagessen mache ich klarschiff und bin um 15:00h bereit das erste mal alleine auszulaufen. Ich bin total aufgeregt! Es klappt aber alles wie am Schnürchen. Es ist zwar schon Nachmittag doch egal! Einfach mal raus, zumal Lelystad nur 16 sm weit weg ist. Unter Motor wären dass 3-4 Stunden und die Sonne geht erst um 22:00h unter. Es ist ein Traum! Perfekter Wind mit 3Bf und glatte See. Der Autopilot tut was er soll, nervt aber vom Geräusch so dass ich die Pinne die meiste Zeit über festlasche. Illub läuft schnurgerade! Über Minuten muss ich nichts machen, kann mir Snacks holen und komme zurück und wir sind genau auf Kurs. Herrlich!
Um 18:30h hole ich die Segel runter und laufe in den Vorhafen von Lelystad ein. Dort entdecke ich ein Schiff vor Anker und mache es denen sofort nach. Eigentlich wollte ich in der Marina festmachen aber Ankern ist viel schöner und billiger. Marcel hat mich 100 Tacken gekostet und dabei habe ich ihm schon fast 20% Discount aus der Tasche gelabert. Ich werfe also meinen Anker und verbringe die erste Nacht auf dem Wasser. Wetterbericht verspricht eine ruhige Nacht, die ich zur hälfte draußen verbringe. Toll! Ich schlafe zwar nicht so tief und schaue immer wieder auf mein GPS und nach draußen aber es ist genial! Am Ende beschreibt mein Gps-Track einen schönen Halbkreis um den Anker.


Boots-Basler Marcel bei der Arbeit


Abendstimmung am Ankerplatz


Dienstag, 23. Juni 2015

Tag 2: Wasserpolizei ist die nettere Polizei

Tiel - Muiden 40sm

Ich bin früh wach. Diese Strömung geht mir nicht aus dem Kopf. Oliver und ich legen sauber ab biegen auf den Waal ein und... werden nicht weggespült!!! Die Illub ist ein treues Schiffchen und ackert sich bergauf. Wir benötigen fast 40min. für eine Strecke, die wir bergab in nur 4min. geschafft haben. Dabei sollte man bedenken, dass der Waal nur ein Arm der Rheins ist. Der ganze Fluß ist in Wahrheit noch viel riesiger und mächtiger... Wie soll nur das Meer werden!?!
Egal, wir machen schön Schritt für Schritt. Der Rhein ist passiert und wir schleusen in den Amsterdamerin-Kanaal ein. Dieser Mist-Wasserweg, der auch schon auf dem Weg nach Wanssum eine Katastrophe für Sportboote war. Man muss sich das als Industrie Autobahn für Frachtschiffe und Schweizer-schwimmende-Seniorenheime (Flußkreuzfahrtschiffe) vorstellen. Zumeist Stahlwände, so dass die Wellen 10 mal reflektiert bevor sie ihre Energie verlieren, und alles nicht allzu breit. Dadurch entsteht beim Überholen von Frachtschiffen ein enormer sog und Wellenschlag das man kurzzeitig fas still steht.
Als wir mitten durch das Utrechter Industrie Idyll fahren hören wir plötzlich ein "Klänk" und ich spüre wie ein kleiner ruck durch das Schiff geht. Mir rutscht das Herz in die Hose! Eine Woche zuvor hatte mir mein Kumpel Max noch Geschichten von abfallenden Schiffsschrauben erzählt... Ich gehe vom Gas und der Motor dreht runter, stottert und ist aus! Zum Glück sind wir artige Boot Fahrer und haben uns ganz rechts im Fahrwasser gehalten, so dass ich mit dem Rest an Schwung noch ans Ufer komme. Wir machen uns provisorisch fest, wobei die arme Illub immer wieder gegen diese verdammten Stahlwände donnert. Ich kümmere mich um den Motor, werde dann aber abgelenkt von besorgten Passanten. Einer von denen ist nur kurz da, redet was von Polizei und ist wieder weg. Egal! Ich gebe dem Motor einen Moment, kühle ihn zusätzlich noch mit einem guten Schuss frischem kalten Öl (er hatte es wieder mal nötig) und siehe da - er springt an.
Wir machen schnell los und winken der besorgten Omi noch mal ein "Ajüü". Leider kommen wir nicht weit. Nach ca. 20min. winkt uns ein Motorradpolizist zu sich. Er hat uns offensichtlich an einer oportunen Stelle erwartet und "ingevangen" wie er über Funk durchgibt.
"Ich hab Meldung bekommen da sei ein führerloses Schiff mit Motorschaden auf dem Kanal. Ihr müsst jetzt hier warten bis die Wasserschutzpolizei da ist. Ich weiß nichts vom Wasser und muss jetzt auch weg. Da oben sind Kameras, die Wasserpolizei hat euch im Blick. Deren Schiff muss auch gleich kommen" Sprach es und fuhr davon.
Wieder liegt die Illub an diesen Stahlwänden und wir müssen warten! Als das Rijkswaterstaat Boot dann kommt und bei uns festmacht, tritt mir ein junger Beamter entgegen. Was denn hier los sei?
Ich schildere ihm was passiert war.
"Und? Kannst Du weiter fahren?"
"Ja"
"Und warum tust Du das nicht längst? Oder bist Du schon leck geschlagen?!?" und schaut dabei mitleidig auf meinen geschundenen Schiffsrumpf.
Ich bitte Ihn noch eine kleine Weile in der Nähe zu bleiben, falls der Motor doch ausfällt. Prompt will die Illub auch kein Gas nehmen und wir brauchen eine ganze Weile um auf Touren zu kommen. Die Wasserschutzpolizei bleibt noch eine ganze Weile hinter uns. Schließlich drehen sie ab und lassen uns ziehen. Zuvor hat er mir noch die Info gegeben, das die Vechte, ein 'parallel' laufender Fluss ausgebaggert wurde und nicht wie in meinen Karten vermerkt Wassertiefe <2m hat. Es sei dort eh viel schöner. Also die in nächste Schleuse rein in die Vechte und den gemütlichen Weg nach Muiden.




Die arme Illub verteidigt sich mit allen Fendern die sie hat!


 De Rijkswaterstaat
 Die Vechte, Entspannung pur 




Schleuse in Muiden geschafft!