Freitag, 21. August 2015

Tag 61 Eine letzte Besucherin auf der Illub

„Um Neun Laufen wir aus“ habe ich gestern gesagt und tatsächlich, um 9:00h laufen wir aus. Der Plan ist es nach Bagenkop in Dänemark zu fahren. Das sind 25sm über die Kieler Bucht zur Insel Langeland. Leider ist der Wind sehr schwach und dreht auch noch. So wird aus meinem geraden Kurs über die Bucht eine Kurve und wir enden auf Ærø. Weil ich da aber schon einmal mit meinem Vater im Hafen von Marstal war und nicht so gerne doppelt Station machen will entschließen wir uns zu Ankern. Den ganzen Tag hat beinahe kein Wind geherrscht und so sind wir geneigt das auch für die kommende Nacht anzunehmen. Mein Wetterbericht von heute Morgen hat für diesen und den kommenden Tag quasi das gleiche Wetter vorhergesagt. Deshalb nehme ich auch in Kauf, dass wir nicht in einer gut geschützten leeseitigen Bucht einer Insel vor Anker gehen, sondern einfach vor der Küste in Luv (Luv = da wo der Wind herkommt im Gegensatz zu Lee = Windschattenseite). Kaum haben wir in Ruhe zu Abend gegessen, da briest es auf und das Schiff fängt an zu schaukeln. Zunächst mäßig. Ich frage Inga und ihre Befindlichkeit ab und wir besprechen ob wir bleiben wollen oder Marstal ansteuern wollen. Inga ist aber entschlossen zu bleiben: „Ich habe mir Torsten, sein Schiff und das Meer für dieses Wochenende vorgestellt, dass man so viel in Häfen übernachtet war mir gar nicht klar.“ Also bleiben wir geankert.
Wir holen Decken und Kissen ins Cockpit und kuscheln uns ein. Inga nimmt sich bei zunehmender Dunkelheit und Schaukelei noch die Schwimmweste und einen Tampen zum Festhalten. Auch die nahe Küste ist Ihr ein Wichtiger Trostspender. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass so viele Schiffsneulinge ans Kentern und an-Land-Schwimmen denken. In den meisten Fällen ist beides total unrealistisch. Kentern können Segelyachten wie meine Illub nur unter ganz speziellen, seltenen und künstlich forcierten Bedingungen. Und an-Land-Schwimmen ist beinahe immer zu weit, so dass man auf dem Weg Probleme mit Unterkühlung bekommt. Dann hilft zwar eine Schwimmweste, das man nicht unter geht aber an Land kommen tut man auch nicht mehr. Der Tampen zum Festhalten war aber eine gute Idee und ich denke mehrfach drüber nach mir auch einen zu besorgen. Hin und wieder schaukelt das Schiff nicht nur einfach wüst hin und her sondern ändert plötzlich und gewalttätig seine Richtung, so dass man von der Bank geschmissen wird. Ich glaube wir beide verbringen die ganze Nacht nur im Halbschlaf, müssen uns immer wieder festhalten und haben mit unseren Sorgen und Ängsten zu tun. Inga fürchtet das wir doch kentern könnten und ich habe Angst dass der Wind und die Wellen so weit zunehmen, das mein kleiner Anker uns nicht mehr hält. Dann müsste ich Anker-Auf gehen und fahren. Im Dunklen Meer mitten in der Nacht ein furchteinflößender Gedanke!
Um jetzt nicht als fahrlässiger Skipper dar zu stehen, der einfach aus einer Laune heraus an einem ungeschützten Ankerplatz ankert und dazu noch nicht mal einen aktuellen Wetterbericht hat, muss ich folgende Punkte erwähnen:
- ich kannte die Gegend
- der Hafen von Marstal ist 45min unter Motor entfernt
- die Fahrrinne zum Hafen ist zwar schmal aber meine GPS Geräte sehr gut
- ich könnte der gespeicherten Route in den Hafen von Tag51 genau nachfahren
- es gibt ein Leitfeuer für die Hafeneinfahrt

Das ändert nichts daran, dass ich Blut und Wasser geschwitzt hätte, ABER es wäre trotzdem sicher gewesen!
Zum Glück hält mein Anker und wir werden nur geschüttelt und schlafen nicht so tief...



Damp






Die Küste von Ærø vor der wir Ankern.


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