Dienstag, 4. August 2015

Tag 44 Tieden und Familie

Ich bin mit dem Hafenmeister verabredet. Eigentlich kommt der immer etwas später als 8:00h aber ich konnte ihn überreden mich etwas früher abzufertigen. Wieder mal diktieren die Gezeiten wann und wie ich losfahren muss um mein Ziel zu erreichen. Heute fahre ich nach Tönning meine Familie zu treffen. Mein Vater ist mit Brigitte und zwei Freunden dort im Urlaub bis für Brigitte die Kur auf Sylt los geht.
Der Tag ist lange nicht so schön wie gestern, aber auch nicht schlecht. Der Hafenmeister warnt mich zwar immer wieder vor dem Gewitter, welches er in seinem Wetterbericht hat, doch in meinen Vorhersagen ist davon nichts zu finden. Ich fahre also unter Motor raus und kann ihn erst nach ein bis zwei Stunden wieder abstellen. Die See ist glatt, der Wind schwach und der Himmel zieht sich zu doch es bleibt trocken. Perfekte Bedingungen für meinen Autopiloten. So fahre ich von ganz alleine und habe Zeit Gitarre zu spielen und zu lesen. Ich belausche den Funk der Fischer, wobei es mir sehr schwer fällt diese zu verstehen. Einerseits ist meine Funke relativ schwach und empfängt immer nur einen Gesprächsteil zum anderen ist der nordische Akzent und Fischerslang so stark ausgeprägt, dass ich all mein Deutsch und Niederländisch brauche um nur Ansatzweise zu verstehen was los ist. Die Worte „Politik“ und „machen alles kaputt“ fassen den Inhalt der einen Konversation ganz gut zusammen. Irgendwie hatten sie es aber auch mit Solaranlagen, Einspeisevergütungen und Windkraft; vielleicht war das aber auch noch ein und das selbe Thema...
Kurz bevor ich wieder ins Watt einfahre sehe ich das erste und einzige andere Segelboot. Ich hatte mir schon sorgen gemacht, dass das Gewitter doch noch überraschend kommt und mich auffrisst obwohl es nicht danach aussah, einfach weil keine anderen Freizeitboote draußen sind.
Das Watt in der Eidermündung fordert meine ganze Konzentration und ich komme auch mal wieder ins Schwitzen. Es wird stellenweise sehr flach, außerdem läuft die Strömung zum Teil quer zu meinem Fahrwasser, so dass es bei den sehr weit entfernten Tonnen schwierig ist exakt auf Kurs zu bleiben. Vor Wangerooge habe ich aber gelernt dass die Fahrrinnen mit unter nicht mehr als drei bis vier Meter breit sind (weniger als die doppelte Breite meiner Illub). Es ist immer wieder ein Erlebnis diese Naturgewalten hautnah zu erleben. Ben Howard singt im Nebensatz „the strength of the turning tide“ in seinem Song 'Keep your head up'. Daran muss ich immer denken wenn hunderte Kubikkilometer Wasser in ein paar Stunden an die Nordseeküste, hinter die Inseln und weit ins Landesinnere schwappen. Ich finde es auch bemerkenswert das wir Menschen ernsthaft mit Deichen und Sperrwerken Einfluss nehmen wollen und bedingt auch können. In Wahrheit hat aber niemand mehr was zu sagen wenn die Tide kentert... Man kann immer nur 'mit dem Wasser' arbeiten...
So hänge ich meinen Gedanken nach und plötzlich ist es Zeit zum Schleusen. Mit der Jule-Marie, einem Fischerboot, aus Tönning passiere ich das Sperrwerk und kann sogar noch eine Weile segeln bevor ich Tönning erreiche. Der Hafen dort ist im Grunde eine Gracht. Ein Kanal der in die Stadt führt. Dort erwartet mich schon mein Vater und läuft neben mir her während ich auf der Suche nach einem Liegeplatz eine Ehrenrunde durch das Hafenbecken fahre.
Nach dem Anlegen und ersten großen „Hallo“ gehen wir Essen. Ich habe das erste mal vier Gäste auf einmal: mein Vater und Brigitte und die Freunde Sigrid und Dieter. Es ist bald Niedrigwasser und schon lustig wie die vier die rostigen etwas algigen Stufen in das Hafenbecken hinunter steigen und auf die Illub klettern. Obwohl sich alle anerkennend über mein Boot äußern ist auch klar das mein Vater der einzige ist, der sich traut mit mir zu fahren und einige Nächte an Bord zu verbringen. Die von mir gehegten Gedanken an eine Ausfahrt mit allen Besuchern lege ich also zu den Akten :-)
Ich komme noch auf einen Absacker mit ins Hotel, dann geht der Abend zu Ende. Ich muss auch gestehen das ich nicht mehr kann. Die Fahrt mit Christian gestern war eine der längsten meiner Reise und die 37sm von heute lassen sich auch sehen.


Auf Wiedersehen Büsum







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