Sonntag, 9. August 2015

Tag 49 Große Schleus, weites Meer, großer Hafen, kleine Gassen

Der Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat. Eine Kanalfahrt mit vielen dicken Pötten. Gelegentlich kreuzen Fähren und am Ufer sitzen viele Anglern und Wohnmobilisten. Dann erreichen wir die große Schleuse bei Holtenau! Die Spannung steigt. Kurz zuvor hatten uns noch zwei riesige Schiffe überholt, die wir jetzt beim Einfahren in die Schleuse einholen. Die Schleuse besteht aus vier Kammern, zwei für Sportboote und zwei für die großen Containerriesen. Momentan sind die kleinen Kammern für die Sportboote allerdings außer Betrieb und somit müssen alle gemeinsam durch eine der großen Kammern schleusen. Im Grunde wären wir genau passend gekommen um mit den Überholern auszuschleusen aber ich weiß nicht rech wann und ob wir noch hinterher fahren dürfen. Ich rufe zur Sicherheit in der Zentrale an: „Ja, die Nordschleuse hat noch platz für Euch. Du kannst rein wenn das weiße unterbrochene Signal gegeben wird.“ Gut. Dummerweise verstehe ich aber „ununterbrochen“ und „weiß“; sehen können wir Rot und weiß blinkend. Ich bin mir mal wieder nicht sicher... Der Platz erscheint klein neben den drei Riesenschiffen und zwei holländische Yachten liegen schon im Päckchen in der verbleibenden Lücke. Ich zögere. Als ich mich entschieden habe doch einzufahren erklingt die Sirene. Das Tor beginnt sich zu schließen und aus Lautsprechern werden wir und ein weiteres Motorboot aufgefordert nicht mehr einzufahren. Mist! Ich ärgere mich dennn im Grunde war unser Timing perfekt. So müssen wir warten. Mittlerweile habe ich herausgefunden auf welchem Kanal die Schleuse Funkt und wir hören ab jetzt den UKW Kanal 12 ab. Die zweite Kammer öffnet sich und ich will schon mit Vollgas herein brettern, um nicht noch eine Schleuse zu verpassen, da sehe ich wie wiederum drei riesige Schiffe im 'Anflug' sind. Per Funk wird bestätigt dass wir nicht herein dürfen und weiterhin auf Standby bleiben sollen. Na gut. Dieses mal machen wir uns an der Warteposition richtig fest und stellen den Motor ab. Über Funk können wir verfolgen, wie die Anlegemanöver und das Bunkern von Kraftstoff koordiniert werden. Nach 90 Minuten ist es dann endlich so weit. Wir sind dran. Inzwischen sind bestimmt zehn Boote auf Standby und alle wollen unbedingt in die Schleuse. Ein wahrer Stampeede geht los, als ob wir Winzlinge nicht alle zu gleich in diese gigantischen Schleusenbecken passen würden. Ein Witz! Als sich das Tor schließt wirken die zehn Segelyachten und Motorboote winzig und ganz verloren in dem gigantischen Schleusenbecken.

Die Ostsee empfängt uns mit bestem Wetter uns hunderten von Segeln in Sicht! Es ist Sonntag, sonnig, warm und mit konstanten 3Bf super Segelwetter. Ich bin fassungslos. ALLE Ostseeskipper scheinen sich in der Kieler Förde versammelt zu haben. Wir setzen die Segel und gesellen uns zu ihnen. Ich finde es ganz schön stressig alles im Blick zu behalten und das erste mal mit meinem Vater die Segel zu hissen. Aber es gelingt und wir segeln das erste mal 'lautlos' und ohne Motorgeknatter unserem Ziel entgegen. Herrlich! Leider verwechsele ich ein Hafensymbol in meinen elektronischen Seekarten mit unserem eigentlichen Ziel und so müssen wir gegen 18:00h feststellen das wir einige Meilen über unser Ziel hinaus geschossen sind. Egal, die Stimmung ist gut an Bord, das Wetter noch immer herrlich und wir haben noch Spaß am Segeln.
Der Hafen von Strande hätte laut Karte ein kleinerer sein sollen, was er sicherlich auch ist im Vergleich zu den Häfen in der Nähe. Dennoch ist es ein wahrer Mastenwald in den wir hineinfahren. Wir sind ganz schön geplättet wie viele Hundert Boote dort liegen und wie eng es ist. Alle Boxen scheinen belegt. Boxen! Ich finde Boxen scheiße! Die Nordseehäfen kommen mir plötzlich alle klein und schnuckelig vor in denen man immer einen Platz zum Liegen und Manövrieren findet. Von denen hatte auch keiner diese doofen Boxen. Die Liegeplätze sind hier mit Pfählen begrenzt und man muss bei Einfahren seine Leinen um die Pfähle links und rechts legen, was im vorbei Fahren gar nicht so einfach ist. Die Gassen zwischen den Stegen sind sehr eng und wenn man in eine hineingefahren ist und kleinen Liegeplatz findet, muss mann im Grunde rückwärts wieder heraus fahren. Die Illub, mein treues Schiffchen, wurde aber in einer Zeit konstruiert „als die Enge der heutigen Häfen noch nicht abzusehen war“ und kann weder gezielt rückwärts, noch enge Kurven fahren. Wenden auf der Stelle ist auch schier unmöglich. Der einzige Weg um hier sicher zu manövrieren sind Leinen-Manöver und der Bootshaken. Hierbei wird jeweils ein Punkt am Steg oder an einer anderen Yacht festgehalten und als Drehpunk genutzt. Eine sehr stressige und schwierige Aufgabe für uns als uneingespieltes Anfänger Team. Alle Liegeplätze scheinen belegt und so müssen wir einen Gang nach dem anderen Abfahren. Natürlich gelingen unsere Manöver nicht ruhig und souverän und wir schaffen es jedes mal nur knapp an Kollisionen vorbei zu kommen. Hafenkino par exelence!
Am ende finden wir doch die letzte Box, die „Grün“ zeigt und ich bin völlig fertig als wir endlich fest sind. Hinzu kommt, das mein Vater in seiner Eigenschaft als Führungskraft schon lange keine Befehle mehr empfangen hat und sich schwer tut genau das zu tun, was ich ihm sage. Ständig denkt er mit (aber anders als ich) wertet Situationen (anders als ich) und „flitzt“ mit über 60 Jahren vor und zurück auf meinem kleinen Schiffchen, so dass ich die ganze Zeit auch noch Angst hatte, dass er mir über Bord geht und wohl möglich noch zwischen Steg und Schiff eingeklemmt wird! „Bleib Vorne sitzen!“ und „Mach langsam!“ sind z.B. zwei Kommandos, die gar nicht gut umgesetzt wurden – nichts für ungut lieber Papa!

Der Abend klingt aber noch gut aus. Nach einem Anlegeschnaps läd er mich zum Fisch Essen ein und wir können auch schon wieder über unsere Manöver lachen. Ende gut alles gut!


 Snacks unterwegs


 die Vorletzte Schleuse. 

 Nein, das ist nicht die Dicke Schleuse von Holtenau. Mit etwas Glück kann ich die Bilder in ein paar Tagen ergänzen.







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