Donnerstag, 25. August 2016

Donnerstag 25. August
Kurze Fahrt im Hochsommer


Timmendorfer Strand auf Poel ist nicht mehr weit von Wismar. Das ist gut, hab ich doch so keinen Stress dort rechtzeitig anzukommen. Auf der anderen Seite stehen meine Gäste, die gerne segeln und etwas erleben möchten. Wir beraten uns mit Piet, dessen Heimatrevier dies hier ist. Er rät uns nicht wieder aus der Bucht hinauszufahren sondern eher um die Insel herum nach Kirchdorf. Das entspricht mir auch sehr gut, da ich sonst Sorge habe wieder passend zurück zu kommen. Fehmarn wäre zum Beispiel auch ein realistische Ziel gewesen – aber der Rückweg?!? Das ist das Problem beim Segeln: wenn der Wind gut steht fährt man an einem Tag locker 30-40sm (50-60Km). Steht der Wind ungünstig kann die Selbe Strecke mega anstrengend oder auch gar nicht in einem Tag machbar sein.
Kirchdorf it is! Das heißt auch, dass wir ganz relaxed um 11:00h aufbrechen können und uns dann mit dem Kreuzen nach Süden beschäftigen können. Das klappt so gut, dass wir schon fast enttäuscht um 14:00h in Kirchdorf festmachen. Das Anlegemanöver lässt unseren Puls allerdings noch einmal steigen. Wir kommen mit gutem Rückenwind in Kirchdorf an. Der Hafen gliedert sich in drei Stege, von denen ich mir nur bei zwei sicher bin, dass sie genügend Wasser für uns haben. Kirchdorf liegt so weit im Landesinneren, dass es quasi auf dem Festland ist und der Wasserweg ist so klein und flach, dass es mehr ein Bächlein ist als Boddengewässer mit Zugang zur See. Der Wind ist also frisch und kommt von hinten, das Wasser ist flach und das Hafenbecken sehr klein. Wir suchen nach freien Boxen, die mit einem grünen Schild, und somit für Gäste, gekennzeichnet sind. Wir finden auch eine. Quer zur Windrichtung, so dass ich im ersten Anlauf die Kurve nicht kriegen kann. Meine behäbige Illub auf kleinstem Raum zu drehen gelingt mir zwar schon besser, aber immer noch nicht so souverän, dass es mich in solchen Momenten nicht zum Schwitzen bring. Es geltenfolgende Regeln:
- ein Schiff ohne Fahrt (voraus oder zurück) ist nicht steuerbar
- je stärker der Seitenwind desto zügiger muss man selber fahren um die Richtung bestimmen zu können
- sobald ich einmal vor und zurück gefahren bin verlängert sich der „Anlaufweg“ bis zur gewünschten Steuerbarkeit des Schiffes drastisch weil sich ursprünglicher Schwung und Radeffekt erschöpft haben (Radeffekt = automatisache und unweigerliche Versetzung des Schiffes durch Drehrichtung des Propellers)

Genannte Effekte tragen dazu bei, dass ich auch in der zweiten Runde keine Chance habe die Box ordentlich anzufahren. Also noch eine Kehrtwende im Hafenbecken und dann mit Schwung rein in die Box. Geschafft! Aber ich glaube nicht nur meine Knie waren etwas weich. Richard und Anke erweisen sich als fähige Crew und platzieren ihre Festmacherleinen zielsicher und helfen das Schiff passgenau Aufzustoppen.

Es ist heiß – sehr heiß. Wir haben uns einen Eisbecher redlich verdient. Danach ist uns immer noch heiß und wir verschlafen den Nachmittag im Hafen unter meiner improvisierten Persenning. An Bord befindet sich noch genügend Material für eine ordentlich Genähte Kuchenbude ('Vorzelt' für das Cockpit) doch dazu bin ich noch nicht gekommen. Und heute ist definitiv kein Tag um zu Arbeiten. Allenfalls ein paar Zeilen für Euch kann ich schreiben während die anderen Lesen und Schlafen.

Abends machen wir uns dann doch noch mal auf und spazieren durch die Gegend. Kirchdorf hat den Namen von einer wirklich schönen Kirche mit noch einem schöneren alten Friedhof rundherum. Im Mondlicht ein sehr verwunschener und schöner Ort. Darüber hinaus finden wir nichts von größerem Interesse und lassen unseren letzten Abend mit einem guten Wein und Sternenlicht ausklingen.



Die "Sofia" der Schweizer Nachbarn










seht ihr die unglaubliche Atmosphäre auf diesem Friedhof?!? ;-)

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