Montag, 11. Juli 2016


Montag 11. Juli
Motor-Diplom

Heute will ich's wissen. Heute muss ich's wissen. Heute muss was passieren. Wenn heute nichts passiert, dann schaff ich das vielleicht nicht. Heute geht’s los!

Es ist 5:30h und ich kann nicht mehr schlafen. Draußen ist alles noch taufeucht und ich versuche mit Frühstück und einem dänischen Ausrüstungskatalog Zeit zu schinden, bis es etwas trockener ist. Trotzdem bin ich um 6:30h an Bord und fange an meinen Antrieb zu zerlegen.
Ich dachte am Sonntag noch: Andi von Volvo hätte sich vertan als er meinte man müsse die komplette Antriebswelle ziehen und das Getriebe zerlegen um das Wellenendlager auszutauschen, aber es sollte sich zeigen, dass er recht hat. Naja, nicht um sonst sind Volvo Schiffsdiesel sein Beruf. Ich verbeiße mich in die Aufgabe. Es bleibt ja nichts anderes. Andi und seine Kollegen wollen nicht. Die zwei anderen Motoren-Firmen lehnen auch ab. Die Maschine sei zu alt, zu unsicher alles wieder zusammengesetzt zu kriegen, keine Ersatzteile auf dem Markt usw. WEICHEIER!
Das schwierigste ist für mich herauszufinden und durch das Fett und Öl zu sehen wo ich schrauben muss, wo hämmern und in welcher Reihenfolge. Was ist über die Jahre einfach nur festgebacken, wo habe ich den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht und verbiege eventuell etwas oder breche ein Teil ab. Immer wieder bin ich der Verzweiflung nahe und weiß nicht weiter. Dann gebe ich mir einen Ruck wische Öl ab, schau noch einmal genau auf meinen Bauplan und auf das Gerät und gehe mit noch mehr Gewalt zur Sache. Hilft ja nichts.

Das Getriebe und der sichtbare Teil der Propellerwelle

Verbissen in meine Aufgabe

Der Bauplpan

Nach Entfernung des Getriebegehäuses

Das Getriebegehäuse

Mit einem Spannschlüsse für Trennscheiben versuche ich fehlendes Spezialwerkzeug zu ersetzen. Leider ohne Erfolg. Am Ende blockiere ich den Motor und schraube gegen an. Sicherlich keine günstige Art die Welle zu lösen. Es wird sich herausstellen, dass ich bei diesem Gewaltakt auch eine leichte Unwucht verursache...

Geschafft! Die Welle ist raus und die Teile des Wendegetriebes geordnet. 

Der Motor ohne Welle

Leider konnte ich aus Unerfahrenheit nicht verhindern das mir die Welle auf den Boden fiel als ich sie nach vergeblichen Stunden endlich lösen konnte. Vielleicht ist auch hierbei die kleine Unwucht entstanden. Die Plane hatte ich leider auch nicht groß genug ausgelegt, so dass ichgut putzen musste um ja kein "Sand ins Getriebe" zu bekommen


...und alles nur um dieses *##§*# Wellenendlager auszutauschen!


Nach ca. 7 Stunden habe ich es Geschafft und meinen Propeller, die Welle und das Getriebe zerlegt! Gut. Jetzt kenne ich auch den Teil des Schiffes genau. Das eigentliche Einsetzen des neuen Wellenendlagers ist so trivial, dass es eigentlich keine Erwähnung verdient. Andi, mein Telefonjoker von Volvo, kommt vorbei und versorgt mich mit Marine-Fett, Flüssigdichtung und Motorspüli (Flüssigdichtung muss auf fettfreier sauberer Oberfläche aufgetragen werden). Wir philosophieren ein wenig und ich bekomme einen Schulterklopfer und eine Pause bevor es wieder ans Zusammensetzen geht. Dabei hätten mir Markierungen (Edding) an Zahnrädern und Hebeln sehr geholfen um das Getriebe wieder richtig einzustellen. So musste ich ausprobieren. Naja auch das war gegen Abend geschafft. Ich bin sehr glücklich und stolz diesen Brocken hinter mir zu haben. Jetzt muss die Illub nur noch den Praxistes bestehen.

Zack! Da ist es neu. :-)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen