Mittwoch, 27. Juli 2016

Mittwoch 27. Juli


Es geht wirklich früh los. Ich nehme um 7:30h mit den Rentnern ein Bad in der Ostsee und mache mich putzmunter daran, das Schiff seeklar zu machen. Heute ist der erste trübe Tag und es verspricht mehr Wind zu werden. Weil wir schon eine Weile kein Internet mehr hatten, wissen wir über das Wetter auch nichts genaues mehr. Zur Vorsicht wechsele ich das Vorsegel von der großen Genoa zur kleineren Fok. Das stellt sich jedoch als unnötig heraus und ein paar Stunden später ändern wir das wieder. Mir ist es im Grunde recht, dass die Sonne mal nicht so knallt. Trotz wiederholter Aplikation von Lichtschutzfaktor 50 habe ich mir Nase, Nacken und Handrücken ordentlich verbrand. Überhaupt müssen sich meine zarten Händchen an das raue Seeleben gewöhnen. Seit dem ich das Getriebe auseinander genommen habe werden meine Hände durch mechanische Reibung, Öl, Fett, Diesel, Sonne, Salz und Wind beansprucht und tun bei jedem Handgriff ein wenig weh. Aber ich will nicht jammern – es ist herrlich mit der Illub unter Wegs zu sein und in neue Gebiete vor zu stoßen!
Gegen Mittag stehen wir in einer Flaute und holen die Segel runter. Ich meine Stimmungen in der Crew wahrzunehmen, den Motor anzuwerfen und Meter zu machen, setze mich aber durch und wir sitzen es aus. Immerhin ist es noch früh am Tag und wir müssen erst morgen in Kopenhagen sein. Gegen 14:00h frischt es dann wieder auf und wir machen schöne 5 bis 6 Knoten Fahrt unserem Ziel entgegen.
Ich hatte von Rolf, dem etwas Kauzigen einhandsegler von der Zausel den Tip bekommen auf jeden Fall die Segler Vereine im Südhafen von Kopenhagen aufzusuchen, anstatt wie alle anderen in den Nordhafen zu fahren. Das kommt uns sehr entgegen, denn es ist bereits 19:30h und der Nordhafen wäre mindestens noch zwei Stunden entfernt.
Hinter uns braute sich schon seit Stunden etwas Wetter zusammen und ich dachte schon wir würden dem Regen davon Fahren aber dann holt er uns zum Schluss doch noch ein. Eingepackt in Ölzeug und Gummistiefel berge ich die Segel eben selber. Eigentlich lass ich so etwas meine Crew machen; Leichtmatrosen müssen Beschäftigt werden! In diesem Fall entscheide ich mich aber für die schnelle Variante.
Am Vereinshafen angekommen finden wir schnell eine leere Box. Hier stehen viele „Projekte“ um es mal vorsichtig zu sagen. Die meisten Boote sind mehr Projektionsfläche der Träumenden Besitzen denn eigentliche Seefahrzeuge. Ich fühle mich sehr an meine Zeit in Wanssum erinnert und frage mich wie viele Boote tatsächlich fahren können. Die Frage ist nun ob wir bleiben dürfen. Ich mache mich also auf die Suche nach Menschen und werde nach einiger Zeit auch fündig. Das ich eine so große Verwirrung auslösen würde hätte ich nicht gedacht. Auf der einen Seite ist Englisch jetzt ein Hadicap, auf der anderen Seite sind Gäste im Hafen so gut wie unbekannt: „Nobody comes here! We don't have a Harbour Master. It's just us.“ Ob ich bleiben kann ist auch erst unklar. Nach einigem Hin und Her der lokalen Kneipen-Gang beschließt man mir Box Nr 16 zu zuteilen. Der Besitzer ist ein junger Kerl, der wie sich herausstellt noch Meilen weit entfernt von einer Wasserung seines Bootes ist. Er hat auch noch nie gesegelt, will aber jetzt alles aus dem alten Schiffchen herausholen und es als Wohnung in Kopenhagen nutzen bevor er dann in die Welt hinaus fährt. Geld will keiner von mir haben. Das erleichtert mich auch. Ich hatte schon sorge was Kopenhagen von mir in meiner Abwesenheit verlangen würde. Die Illub wird 5 Nächte ind Box Nr. 16 verbringen. Vier davon ohne Crew. Ich hoffe es geht alles gut!
Aber ich habe keine Wahl. Im engeren Familienkreis wird geheiratet und das darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen!










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