Dienstag, 30. Juni 2015

Tag 9 Die Nordsee

Die Nordsee!
Ab jetzt wir des ernst. Ich höre zwar noch Marcel, den Bootselektriker: " Das IJsselmeer ist gefährlicher als die Nordsee. Hier kommen drei Strömungen zusammen und es gibt ganz schöne Wellen. Er zijn hier meer schepen vergaan dan in de noordzee!"
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass allein die Tatsache das er auf sein Heimatmeer als so gefährlich hinweist als Zeichen, das ich nicht der einzige bin der denk das es in der Nordsee erst so richtig losgeht ;-)

Ich hatte mir den Wecker auf fünf Uhr gestellt. Hochwasser ist um neun und man will auf jeden Fall vorher unterwegs sein. So weit so gut. Als ich mich um 5:00h aus dem Bett quäle ist draußen noch nichts los. Alle meine Ankernachbarn liegen noch friedlich, still und schlafend. Es war auch eine außergewöhnlich ruhige Nacht. Man hätte direkt vergessen können, dass man sich auf einem Schiff befindet, nichts hat sich bewegt.
Wie ich die Anderen so schlafen sehe, denke ich mir das ich auch noch ein halbes Stündchen liegen könne... Mit einem Riesen Schreck werde ich wach. Ich, der ich immer früh wach bin und Probleme habe bis neun Uhr durch zu schlafen, habe verpennt! Es ist 7:00h und die ersten meiner Nachbarn sind schon weg. Schnell greife ich zum Funkgerät. Wie ist denn der Kanal der Schleuse? In meiner Karte steht nichts und den dämlichen Wateralmanak kapier ich nicht, jedenfalls nicht wo was zu finden ist. Zum Glück gib es die 'Scan Funktion' und so habe ich die richtige Frequenz schnell gefunden. Ich bekomme mit, dass die Schleuse gleich wieder eine Runde Yachten schleust, sie warten nur noch auf ein paar Schiffe aus Makkum. Gut! Denk ich mir mache die Illub und mich schnell fertig und düse los. Ich komme auch total passend und kann als fünfter oder sechster in die Schleuse einfahren. Über das Ijsselmeer sehe ich eine ganze Flotte von Seglern ankommen, die alle ein bis zwei Schleusen warten müssen. An dieser Stelle sei nochmal gesagt das Timing und Tiden eine wichtige Rolle spielen, zumal auch noch wenig Wind ist so dass man langsam Segelt.

Ich fahre toll in die Schleuse ein, stoppe super auf, flitze zur Vorleine, lege sie um den Poller und muss feststellen, dass ich meine Achterleine vergessen habe klar zu legen. An dem Tag lerne ich das es nicht klug ist mit der Vorleine das Schiff endgültig aufstoppen zu wollen. Auch bei Wenig fahrt reicht der Impuls aus um das Heck in einem langsamen one-eighty umschlagen zu lassen. Ich stehe also schon zum zweiten mal verkehrt herum in der Schleuse (das erste mal auf der Überführung mit Manuel). Egal. Erstmal Schleusen.
"Achtung! Achtung! Alle Schiffe müssen die Schleuse so schnell wie möglich verlassen!" tönt es aus den Lautsprechern. Mist! Und ich stehe auch noch verkehrt herum. Als die Tore aufgehen sind die anderen Boote schnell unterwegs. Ich muss warten bis Platz zum drehen ist, was ich auch versuche. Leider mit zu wenig Umsicht und Ruhe, getrieben von der Durchsage, fahre ich zu früh in das 'Schraubenwasser' der Anderen und komme mit der etwas ungelenken Illub nicht herum. Den Stoß gegen die Schleusenwand kann ich mit dem Fuß zwar noch etwas abfedern aber es reicht um meinen Bugkorb an Backbord etwas zu verbiegen und zu zerkratzen.
Um meine Ehre als Skipper zu verteidigen kann ich berichten, dass eine andere Crew einen Fender verloren hat, der nun kurz vor der Schleuse dümpelt. Ich schnappe meinen Bootshaken und fahre zügig und dicht an dem Fender vorbei. Treffer! Zufrieden mit dieser kleinen Entschädigung fahre ich weiter. Die Übergabe des Fenders an die wartende Yacht mittels Bootshaken klappt auch einwandfrei.

Es ist ein wunderbarer klarer Tag und der wenige Wind der da ist kommt aus der richtigen Richtung. Zum Frühstück habe ich Gesellschaft von einem Seehund, der sich ein Stückchen weiter vergnügt und ab 9:00h ist die Strömung mit mir und zieht mich meinem Ziel entgegen. Während ich so vor mich hindümpel und eigentlich ganz froh bin, dass es so ein langsamer Tag ist, zieht eine nach der anderen Yacht an mir vorbei. Allerdings ungeachtet der größte. In der Regel kann man sagen, je länger ein Schiff desto schneller fährt es weil das Verhältnis Länge/Breite besser (aquadynamischer) wird und sie mehr Segelfläche haben. Doch egal wie groß, mir begegnet nur ein einziges Boot das nicht mit dem Motor fährt. Die Segler haben alle das Segel oben um cool zu sein und benehmen sich wie Motorboot Fahrer. Versteht mich nicht falsch. Ich finde meinen Motor super, habe nichts dagegen ihn zu benutzen und finde, dass das ein Bestandteil eines Segelboots ist. Aber so zu tun als ob man Segelt und in Wahrheit Motorboot zu fahren finde ich albern!



 Mein Frühstücksfreund der Seehund

 Manchmal kommen einem die Dicken Pötte ganz schön nah wie ich finde.

Frühstück für die Möwen


Als Neuling tut es immer gut im Fahrwasser von jemand anderem zu bleiben

Die ehrlichen Motorbootfahrer. Man beachte die (Ehe-)Frauen mit Drink und Buch auf dem Vorschiff! 

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