Freitag, 26. Juni 2015

Tag 5: Bakterielle Infektion

Meine erste Nacht vor Anker geht langsam zu Ende. Das dauernde aufs-GPS- und nach-draußen-gucken hat die Nacht länger und den Schlaf kürzer gemacht. Ich lasse es langsam angehen, denn immerhin sind ja Ferien.
Um 9:30h starte ich den Motor und gehe Anker auf. Ich knie noch auf dem Vorschiff, den Anker an Bord holend, als mich der Wind packt, dreht, und langsam Richtung Ufer treibt. Ich gehe, immer noch entspannt, ins Cockpit, gebe Gas und muss feststellen, dass sich nichts tut. Im Standgas läuft der Motor rund und ich spiele mit dem Gashebel. Zum Glück reicht der Schub im Standgas aus um mich ein wenig zu manövrieren so dass ich wenigstens nicht an Land geweht werde. Nach einer Stunde des herum Probeirens, ohne Erfolg, fahre ich die 300 Meter in den Yachthafen von Lelystad. Dort bin ich auf meiner Überführungstour schon mit Jonny gewesen um Gas für die Heizung zu besorgen. Im Hafen kann und will man mir nicht so recht weiterhelfen. Herman vom Hafen und Kees vom Bootsladen haben beide die Hände voll zu tun. Als ich im "nebenherlaufen" von meinen Problemen erzähle und dass Marcel der Bastler meinte es könne meine Dieselpumpe sein meinten beide nur: Quatsch! Ist bestimmt 'fauler' Diesel. In 99% der Fällen ist der Diesel verseucht"
Das ist doch mal ne Ansage. Darüber hatte ich schon etwas gelesen. Diesel der sehr lange steht kann von Bakterien befallen werden. Begünstigt wird das noch wenn auch Wasser in den Tank gelangt. Das kann über undichte Tanks (wie bei der Illub) oder Kondensation im Winter passieren. Das Wasser sinkt im Tank nach unten und an der Trennschicht zwischen Diesel und Wasser entsteht die Bakterienkolonie.
Die Lösung des Problems ist denkbar einfach in der Theorie. Diesel entsorgen, Filter wechseln, Tank reinigen. Fertig. In der Praxis ist das schon schwieriger. Ich brauche definitiv mehr Zwischenlagerkapazität, also nehme ich meinen Kickroller und mache mich auf den 5km Weg in einen Baumark um Eimer zu Kaufen, außerdem suche ich noch eine Fett-Presse für meine Antriebswelle und diversen Kleinkram. Der Baumarkt ist ganz schön weit weg und ich brauche bis Nachmittags um mit meinem Einkauf wieder zurück zu sein. Das Wetter verschlechtert sich.
Ich mache mich zügig ans Werk und kurze Zeit später habe ich einen miesen Dieselgeschmack im Mund und fast 50l Diesel in offenen Eimern im Cockpit stehen und es sieht nach Regen aus. Mist! Mit Gummihandschuhen bewaffnet wische ich den Tank aus und befreie ihn von dem schwarzen Bakterien-Schleim und Rückständen von Dichtung und Farbe. Meinen schlechten Diesel will aber leider keiner haben, oh Wunder! Höchstens die Entsorgungsdeponie. An der bin ich vorbei gefahren und weiß wie weit die Weg ist. Wie soll ich den 5 offene Eimer Diesel da hinbekommen?!?
Am Ende Fülle ich den Diesel zurück in meine Tanks, benutzen ein super giftiges und teures Additiv gegen Bakterien und erneuere den zweiten Filter. Ich hatte in Wanssum schon einen Filter getauscht, konnte den zweiten aber nicht bekommen. Konnte ich jetzt auch immer noch nicht, deshalb habe ich ein Upgrade vorgenommen und einen noch besseren Filter installiert und direkt Ersatz-kartuschen mitgenommen. Denn die Gefahr der Bakterienseuche wird mein ständiger Begleiter bleiben. Dafür verbrauchen die Illub und ich den Diesel einfach zu langsam beim Segeln!
Es lebe die Windkraft ;-)

Ich schaffe es vor dem Regen fertig zu werden, lege ab und fahre zu meiner alten Ankerstelle zurück. Diesmal um Kosten zu sparen, es war ein Teurer Tag. Aber ich bin sehr zufrieden denn der Motor läuft.

Der Lümmel von Lelystad

 Auf mit dem Tank!

 Neuer Filter 1

 Neuer verbesserter Filter 2

 Man beachte das Sichtglas mit unten gelegenem Ventil zum Ablassen der Abgeschiedenen Wassers!

Die Nacht beginnt ganz ruhig 

und schön 

Nach Mitternacht wird es dann windig und ich gehe dauernd Ankewache


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