„Um Neun Laufen
wir aus“ habe ich gestern gesagt und tatsächlich, um 9:00h laufen
wir aus. Der Plan ist es nach Bagenkop in Dänemark zu fahren. Das
sind 25sm über die Kieler Bucht zur Insel Langeland. Leider ist der
Wind sehr schwach und dreht auch noch. So wird aus meinem geraden
Kurs über die Bucht eine Kurve und wir enden auf Ærø. Weil ich da
aber schon einmal mit meinem Vater im Hafen von Marstal war und nicht
so gerne doppelt Station machen will entschließen wir uns zu Ankern.
Den ganzen Tag hat beinahe kein Wind geherrscht und so sind wir
geneigt das auch für die kommende Nacht anzunehmen. Mein
Wetterbericht von heute Morgen hat für diesen und den kommenden Tag
quasi das gleiche Wetter vorhergesagt. Deshalb nehme ich auch in
Kauf, dass wir nicht in einer gut geschützten leeseitigen Bucht
einer Insel vor Anker gehen, sondern einfach vor der Küste in Luv
(Luv = da wo der Wind herkommt im Gegensatz zu Lee =
Windschattenseite). Kaum haben wir in Ruhe zu Abend gegessen, da
briest es auf und das Schiff fängt an zu schaukeln. Zunächst mäßig.
Ich frage Inga und ihre Befindlichkeit ab und wir besprechen ob wir
bleiben wollen oder Marstal ansteuern wollen. Inga ist aber
entschlossen zu bleiben: „Ich habe mir Torsten, sein Schiff und das
Meer für dieses Wochenende vorgestellt, dass man so viel in Häfen
übernachtet war mir gar nicht klar.“ Also bleiben wir geankert.
Wir holen Decken und
Kissen ins Cockpit und kuscheln uns ein. Inga nimmt sich bei
zunehmender Dunkelheit und Schaukelei noch die Schwimmweste und einen
Tampen zum Festhalten. Auch die nahe Küste ist Ihr ein Wichtiger Trostspender.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass so viele Schiffsneulinge
ans Kentern und an-Land-Schwimmen denken. In den meisten Fällen ist
beides total unrealistisch. Kentern können Segelyachten wie meine
Illub nur unter ganz speziellen, seltenen und künstlich forcierten
Bedingungen. Und an-Land-Schwimmen ist beinahe immer zu weit, so dass
man auf dem Weg Probleme mit Unterkühlung bekommt. Dann hilft zwar
eine Schwimmweste, das man nicht unter geht aber an Land kommen tut
man auch nicht mehr. Der Tampen zum Festhalten war aber eine gute
Idee und ich denke mehrfach drüber nach mir auch einen zu besorgen.
Hin und wieder schaukelt das Schiff nicht nur einfach wüst hin und
her sondern ändert plötzlich und gewalttätig seine Richtung, so
dass man von der Bank geschmissen wird. Ich glaube wir beide
verbringen die ganze Nacht nur im Halbschlaf, müssen uns immer wieder
festhalten und haben mit unseren Sorgen und Ängsten zu tun. Inga
fürchtet das wir doch kentern könnten und ich habe Angst dass der
Wind und die Wellen so weit zunehmen, das mein kleiner Anker uns
nicht mehr hält. Dann müsste ich Anker-Auf gehen und fahren. Im
Dunklen Meer mitten in der Nacht ein furchteinflößender Gedanke!
Um jetzt nicht als
fahrlässiger Skipper dar zu stehen, der einfach aus einer Laune
heraus an einem ungeschützten Ankerplatz ankert und dazu noch nicht
mal einen aktuellen Wetterbericht hat, muss ich folgende Punkte
erwähnen:
- ich kannte die
Gegend
- der Hafen von
Marstal ist 45min unter Motor entfernt
- die Fahrrinne zum
Hafen ist zwar schmal aber meine GPS Geräte sehr gut
- ich könnte der
gespeicherten Route in den Hafen von Tag51 genau nachfahren
- es gibt ein
Leitfeuer für die Hafeneinfahrt
Das ändert nichts
daran, dass ich Blut und Wasser geschwitzt hätte, ABER es wäre
trotzdem sicher gewesen!
Zum Glück hält
mein Anker und wir werden nur geschüttelt und schlafen nicht so
tief...
Damp
Die Küste von Ærø vor der wir Ankern.
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