Der Tag beginnt wie
der gestrige aufgehört hat. Eine Kanalfahrt mit vielen dicken
Pötten. Gelegentlich kreuzen Fähren und am Ufer sitzen viele
Anglern und Wohnmobilisten. Dann erreichen wir die große Schleuse
bei Holtenau! Die Spannung steigt. Kurz zuvor hatten uns noch zwei
riesige Schiffe überholt, die wir jetzt beim Einfahren in die
Schleuse einholen. Die Schleuse besteht aus vier Kammern, zwei für
Sportboote und zwei für die großen Containerriesen. Momentan sind
die kleinen Kammern für die Sportboote allerdings außer Betrieb und
somit müssen alle gemeinsam durch eine der großen Kammern
schleusen. Im Grunde wären wir genau passend gekommen um mit den
Überholern auszuschleusen aber ich weiß nicht rech wann und ob wir
noch hinterher fahren dürfen. Ich rufe zur Sicherheit in der
Zentrale an: „Ja, die Nordschleuse hat noch platz für Euch. Du
kannst rein wenn das weiße unterbrochene Signal gegeben wird.“
Gut. Dummerweise verstehe ich aber „ununterbrochen“ und „weiß“; sehen können wir Rot und weiß blinkend. Ich bin mir mal wieder
nicht sicher... Der Platz erscheint klein neben den drei Riesenschiffen
und zwei holländische Yachten liegen schon im Päckchen in der
verbleibenden Lücke. Ich zögere. Als ich mich entschieden habe doch
einzufahren erklingt die Sirene. Das Tor beginnt sich zu schließen
und aus Lautsprechern werden wir und ein weiteres Motorboot
aufgefordert nicht mehr einzufahren. Mist! Ich ärgere mich dennn im
Grunde war unser Timing perfekt. So müssen wir warten. Mittlerweile
habe ich herausgefunden auf welchem Kanal die Schleuse Funkt und wir
hören ab jetzt den UKW Kanal 12 ab. Die zweite Kammer öffnet sich
und ich will schon mit Vollgas herein brettern, um nicht noch eine
Schleuse zu verpassen, da sehe ich wie wiederum drei riesige Schiffe
im 'Anflug' sind. Per Funk wird bestätigt dass wir nicht herein
dürfen und weiterhin auf Standby bleiben sollen. Na gut. Dieses mal
machen wir uns an der Warteposition richtig fest und stellen den
Motor ab. Über Funk können wir verfolgen, wie die Anlegemanöver
und das Bunkern von Kraftstoff koordiniert werden. Nach 90 Minuten
ist es dann endlich so weit. Wir sind dran. Inzwischen sind bestimmt
zehn Boote auf Standby und alle wollen unbedingt in die Schleuse. Ein
wahrer Stampeede geht los, als ob wir Winzlinge nicht alle zu gleich
in diese gigantischen Schleusenbecken passen würden. Ein Witz! Als
sich das Tor schließt wirken die zehn Segelyachten und Motorboote
winzig und ganz verloren in dem gigantischen Schleusenbecken.
Die Ostsee empfängt
uns mit bestem Wetter uns hunderten von Segeln in Sicht! Es ist
Sonntag, sonnig, warm und mit konstanten 3Bf super Segelwetter. Ich
bin fassungslos. ALLE Ostseeskipper scheinen sich in der Kieler Förde
versammelt zu haben. Wir setzen die Segel und gesellen uns zu ihnen.
Ich finde es ganz schön stressig alles im Blick zu behalten und das
erste mal mit meinem Vater die Segel zu hissen. Aber es gelingt und
wir segeln das erste mal 'lautlos' und ohne Motorgeknatter unserem
Ziel entgegen. Herrlich! Leider verwechsele ich ein Hafensymbol in
meinen elektronischen Seekarten mit unserem eigentlichen Ziel und so
müssen wir gegen 18:00h feststellen das wir einige Meilen über
unser Ziel hinaus geschossen sind. Egal, die Stimmung ist gut an
Bord, das Wetter noch immer herrlich und wir haben noch Spaß am
Segeln.
Der Hafen von
Strande hätte laut Karte ein kleinerer sein sollen, was er
sicherlich auch ist im Vergleich zu den Häfen in der Nähe. Dennoch
ist es ein wahrer Mastenwald in den wir hineinfahren. Wir sind ganz
schön geplättet wie viele Hundert Boote dort liegen und wie eng es
ist. Alle Boxen scheinen belegt. Boxen! Ich finde Boxen scheiße!
Die Nordseehäfen kommen mir plötzlich alle klein und schnuckelig
vor in denen man immer einen Platz zum Liegen und Manövrieren findet. Von denen hatte auch keiner diese doofen Boxen. Die Liegeplätze sind hier
mit Pfählen begrenzt und man muss bei Einfahren seine Leinen um die
Pfähle links und rechts legen, was im vorbei Fahren gar nicht so einfach ist. Die
Gassen zwischen den Stegen sind sehr eng und wenn man in eine
hineingefahren ist und kleinen Liegeplatz findet, muss mann im Grunde
rückwärts wieder heraus fahren. Die Illub, mein treues Schiffchen,
wurde aber in einer Zeit konstruiert „als die Enge der heutigen
Häfen noch nicht abzusehen war“ und kann weder gezielt rückwärts,
noch enge Kurven fahren. Wenden auf der Stelle ist auch schier
unmöglich. Der einzige Weg um hier sicher zu manövrieren sind
Leinen-Manöver und der Bootshaken. Hierbei wird jeweils ein Punkt am
Steg oder an einer anderen Yacht festgehalten und als Drehpunk
genutzt. Eine sehr stressige und schwierige Aufgabe für uns als
uneingespieltes Anfänger Team. Alle Liegeplätze scheinen belegt
und so müssen wir einen Gang nach dem anderen Abfahren. Natürlich
gelingen unsere Manöver nicht ruhig und souverän und wir schaffen
es jedes mal nur knapp an Kollisionen vorbei zu kommen. Hafenkino par
exelence!
Am ende finden wir
doch die letzte Box, die „Grün“ zeigt und ich bin völlig fertig
als wir endlich fest sind. Hinzu kommt, das mein Vater in seiner
Eigenschaft als Führungskraft schon lange keine Befehle mehr
empfangen hat und sich schwer tut genau das zu tun, was ich ihm sage.
Ständig denkt er mit (aber anders als ich) wertet Situationen (anders
als ich) und „flitzt“ mit über 60 Jahren vor und zurück auf
meinem kleinen Schiffchen, so dass ich die ganze Zeit auch noch Angst
hatte, dass er mir über Bord geht und wohl möglich noch zwischen
Steg und Schiff eingeklemmt wird! „Bleib Vorne sitzen!“ und
„Mach langsam!“ sind z.B. zwei Kommandos, die gar nicht gut
umgesetzt wurden – nichts für ungut lieber Papa!
Der Abend klingt
aber noch gut aus. Nach einem Anlegeschnaps läd er mich zum Fisch
Essen ein und wir können auch schon wieder über unsere Manöver
lachen. Ende gut alles gut!
Snacks unterwegs
die Vorletzte Schleuse.
Nein, das ist nicht die Dicke Schleuse von Holtenau. Mit etwas Glück kann ich die Bilder in ein paar Tagen ergänzen.
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