Wir sind mal wieder
langsam am Morgen. Das ist so unsere Art. Erst wird gemütlich
gefrühstückt, dann kommt ein wenig Kultur und Hygiene und dann
wollen wir eigentlich los. Ich nutze an diesem Tag die Gelegenheit
den lokalen Motoren Spezialist aufzusuchen und fragen ihm Löcher in den
Bauch über die Besonderheiten meines Motors. Außerdem versuche ich
neue Keilriemen zu bekommen, denn die Illub Quitscht fürchterlich
beim Anlassen und möchte manchmal gar nicht starten. In
Notsituationen eine echte Gefahr! Die Keilriemen sind natürlich
nicht auf Lager, ich finde aber einen Workaround mit dem alles wieder
zuverlässig Funktioniert. Alles in Allem scheint es meinem Diesel
ohnehin ganz gut zu gehen. Bedenkt man das dieser Motor mit seinen 43
Jahren ein gutes Stück älter als ich ist und sicherlich schon
etliches geleistet hat, ist er in Topform. Mir tut dieses Gespräch
sehr gut, denn so bin ich um einige Sorgen erleichtert. Man kann zwar
sicherlich noch viel Schmieren, Ölen und dem guten alten Volvo MD6a
viel Liebe und Streicheleinheiten zu kommen lassen aber wirklich
nötig hat er nichts davon – super Ding!
Ein letztes Problem,
was mir erst wieder in den Sinn kommt als wir ablegen wollen, ist das
ich keine Gastlandflagge für Dänemark habe. Das ist Pflicht und hat
auch eine rechtliche Auswirkung. Folgendes Wissen frische ich über
Beflaggung wieder auf:
- Ein Deutscher mit
Wohnsitz in Deutschland muss die Nationale fahren
- Ein Deutscher mit
Wohnsitz im Ausland darf die Nationale fahren
- Besucht man ein
Gastland ist neben der eigenen Flagge die des jeweiligen Landes unter
der Steuerbordsaling (eine Querstange rechts am Mast) zu führen.
Dadurch erkennt man die Gesetze des Gastlandes an und unterwirft sich
dessen Rechtssprechung
- Kommt ein Schiff
zurück in sein Heimathafen darf es die Flaggen aller besuchten
Länder gleichzeitig führen
Ich frage beim
Hafenbüro aber die haben keine Flagge für mich und verweisen auf
die Segelschule. Dort ist aber niemand im Büro weil in Zwischen alle
auf dem Wasser sind und Unterrichten. Auf dem Parkplatz sehe ich im
vorbeigehen aber einen Vater, der sich und seine zwei Kinder
offensichtlich für die Heimreise fertig macht mit einer roten
Jutetasche. Ein bisschen frech aber so freundlich wie ich kann,
schlage ich ihm einen Tausch vor: Seine rote Jutetasche gegen meine
olle vom Drogeriemarkt. Er ist super hilfsbereit und wir Quatschen
ein bisschen. Am Ende überlässt er mir seinen Beutel einfach so,
denn ich hätte meinen ja erst vom Schiff holen müssen –
Dankeschön!
Jetzt habe ich roten
Stoff. Ein bisschen weiß für das Kreuz kann ich noch an Bord
auftreiben und so können wir endlich ablegen. Es herrscht kaum Wind
und die See ist glatt. Wäre mir das früher eingefallen hätte meine
Nähmaschine wieder zum Einsatz kommen können aber so wie es ist
steuert mein Vater uns durch die Flaute und ich nähe mit der Hand.
Rechtzeitig vor der Grenze werde ich fertig und wir haben eine
'rustikale' Gastlandflagge. Stolz hisse ich sie und wir fahren ganz
korrekt beflaggt in Marstal ein.
Das Einlaufen und
Anlegen in wunderschöner Abendstimmung ist Anfangs zwar wieder aufregend
klappt aber am Ende vorzüglich. Ganz in Ruhe fahren wir durch den
etwas großzügigeren Hafen und suchen eine Box für uns. Wiederum
scheint alles voll und wir versuchen zunächst die Illub mit ihren
2,5m Breite in eine Box von 2,4m einzuparken. Es Quietscht und
Krackst aber nichts passiert denn ich war zum Glück sehr langsam.
Tja! 10cm zu wenig ist immer noch zu wenig. Bei der nächste Box zwei
Gänge weiter hinten haben wir mehr Glück und legen sauber an. Es war auch
knapp, passte aber dieses Mal.
Der Hafen hat eine
schöne Atmosphäre und gutes kostenloses WiFi – herrlich. Der
Abend wird mal wieder spät...
Die rustikale Dänemarkflagge im Wind
Mein alter Herr an Kompas und Pinne
Dänemark voraus
Die Suche nach einem Liegeplatz.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen