3:15h mein Wecker
klingelt. Die Nacht war unruhig, das Schiff schaukelte und ruckte
alle paar Minuten kräftig an den Leinen. Ich freue mich das es los
geht. Leider ist es trotz Vollmond noch stockfinster. Es sind zu
viele Wolken. Ich warte. Um 4:00h mache ich einen Rundgang zur Mole
um zu sehen wie das Wasser aussieht. Das Jadefahrwasser ist durgängig
befeuert und kann auch Nachts befahren werden aber als ich das ganze
Geblinke und Geblitze der Tonnen im Wasser sehe entscheide ich mich
weiter zu warten. Dann kommen die Fischer zurück. Um 4:50h traue ich
mich dann ins dämmerige Zwielicht. Der offizielle Sonnenaufgang ist
5:21h. Der Wind weht frisch und ich bin froh als ich das Großsegel
gesetzt habe. Bis ich die offene Nordsee erreiche sind Fahrt- und
Windrichtung ungünstig und so entscheide ich mich zu Motorsegeln.
Einige Tests ergeben das ich nur mit Segel 3,5kn mit Motor
Unterstützung 5,5kn schnell bin.
Um 6:40h ist der
Leuchtturm Mellum erreicht. Der Wind ist wirklich frisch und kommt
aus NW, die Strömung setzt nach NW. Das hatte ich doch schon mal.
Und richtig vor mir sind große Brecher, weißes Wasser und unsichere
Wassertiefe. Das hätte meine (betonnte und offizielle) Abkürzung
werden sollen aber ich fahre lieber den langen Weg. Der hat tieferes
Wasser und weniger brechende Wellen.
9:05h Die offene
Nordsee ist erreicht. Irgendwo unterwegs habe ich meinen Bootshaken
verloren und ein Bändsel, das wird mir allerdings erst viel später
auffallen. Die Nordsee ist auch nicht ruhiger aber wenigstens brechen
die Wellen weniger oft. Auf das Vorschiff will ich nicht mehr bei
diesem Eiertanz und so bleibt es beim Großsegel mit
Motorunterstützung. Das mein Vorsegel nicht mehr festgebunden ist
kann ich nicht ändern. Der Wind pfeift. Die Wogen wogen. Die Illub
fährt - und zwar schnell! Ich muss mich etwas konzentrieren damit
ich genug esse, trinke und bei der Beschaffung der Nahrung den Kurs
halte. Außerdem ist mir ein bisschen mulmig und ich darf nicht zu
viel unter Deck herumturnen sonst wird mir am Ende noch kotzschlecht.
9:57h Mist! Zwei
Segellatten, das sind Fieberglas Verstärkungen die in eingenähten
Taschen im Segel stecken, lösen sich. Die obersten beiden sind schon
halb herausgerutscht. Damit ich sie nicht verliere muss ich das Segel
bergen und die Dinger neu befestigen. Ich tue mein Besstes die Illub
in den Wind zu drehen, wo sie ohne Unterstützung bei dem Wellengang
natürlich nicht bleiben möchte, und klettere schnell zum Mast um
die nötigen Handgriffe zu erledigen. Im Ganzen muss ich zweimal
zurück ins Cockpit um die Illub wieder in den Wind zu drehen doch an
Ende sind die Segellatten wieder an Ihrem Platz und das Segel steht
wieder. Puhh!
11:20h Die Sonne
kommt heraus! Ich erreiche das Elbfahrwasser und sichte das erste
Segelboot außer mir. Ab jetzt fahre ich vor dem Wind, der sich mit
den Wellen deutlich beruhigt hat. Der Motor wird ausgestellt und die
Fock aufgeheisst. Toll endlich ein bisschen Ruhe zu haben. Hinzu
kommt das Gefühl es geschafft zu haben. Ich werde vor einsetzen der
Ebbe und wie geplant mir der Strömung in Cuxhaven einlaufen!
12:50h Wieder
Probleme mit diesen Segellatten. Aber jetzt habe ich schon Übung.
Trotzdem muss ich mir etwas ausdenken um das Problem in den Griff zu
bekommen. Ich hatte zu Hause schon Probiert die fehlenden Teile zu
Bestellen war aber bis zur Abfahrt erfolglos geblieben...
14:55h Fest in
Cuxhaven! Ich bin stolz auf meine Manöver und die ordentliche
Vorbereitung der selben! Im Hafen werde ich direkt mehrfach auf mein
Schiff angesprochen. Ein Schwede, natürlich ein Albin Vega Fan und
meine Nachbarn „Wir hatten selber eine Vega. 'Tim' Baunummer 1494.
20 Jahre lang sind wir damit herum gefahren. Ein tolles Schiff!“
Ja ja, noch ein
bisschen small Talk aber dann schnell ins Bett. Um 17:00h ist mein
Schiff aufgeklart, ich habe mich im Hafen angemeldet, der Höflichkeit
mit den Nachbarn ist genüge getan, ich habe gegessen und mich bei
den wichtigsten Menschen als „sicher im Hafen“ gemeldet. Fertig.
49sm
5kn Durchschnitt
10Std. Auf dem
Wasser
Windstärke 6-7Bf
(40-60km/h)
Wellen bis 3,5m
(mein GPS hat eine Höhendifferenz von max 7m aufgezeichnet!)
Am Ende werde ich
ca. 16Std. Schlafen
Meine gefahrene Route stimmt übrigens exakt mit der Planung überein ...sieht man von der Entscheidung ab nicht durch die gigantischen Wellen beim Leiuchtturm Mellumplate zu fahren ;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen