Heute fahren wir
endlich weiter! Es ist nicht so, dass ich Schirmonnikoog nicht mögen
würde, aber ich habe nach 4 Tagen im gleichen Hafen große
Motivation in See zu stechen.
„A ship in the
harbour is safe, but it's not what ships are made for“
(so, oder so
ähnlich ;)
Also haben wir
beschlossen um 5:45h mit dem Hochwasser auszulaufen. Christoph hat
Sorge, da das Hochwasser immer weniger hoch ist (wir nähern uns der
Nippzeit). Zurecht wie sich herausstellen soll. Schon in der zweiten
kurve der Hafenausfahrt fährt er sich fest. Was dann folgt kann ich
nur aus der Ferne sehen: Ein Katamaran, der gerade einläuft, will
helfen, kann aber nichts ausrichten. Trotz aller Tricks bewegt sich
die Schabernack nicht vor und nicht zurück. Dann wird ein großes
Plattboot „wach“ und möchte raus; vorbei an der gestrandeten
Schabernack. Die Jungs sind so PS-stark und erfahren, dass sie den
Befehl geben alle anderen Maschinen zu stoppen, eine dicke Trosse
rüberreichen, die an zwei Klampen Belegt wird, und mit roher Gewalt
eine neue Fahrrinne mit der Schabernack im Schlepptau anlegen. Es
sieht schon krass aus, wie Ute und einer von der Katamaran-Crew auf
dem Baum liegen um der Schabernack zusätzliche Schräglage und somit
weniger Tiefgang zu verleihen und das Plattboot mit Vollgas zieht.
Von weitem erkenne ich das Kielschwert, den schon verblassten
Antifouling-Anstrich unter dem Rumpf und Christoph, der sich bemüht
nicht über Bord zu fallen. Motoren heulen, Auspuffe Qualmen und die
Schabernack „rumpelt“ über Grund ins große Fahrwasser. Geshafft!
Nach gut einer Stunde sind wir um 7:00h endlich bereit um die
Überfahrt nach Borkum an zu treten!
...doch wir sollten
nicht so weit kommen... Wieder stellt sich die Frage nach dem langen
und betonnten Weg, oder einer Abkürzung die laut Seekarte tief genug
sein müsste. Ich entscheide mich für den langen Weg (man lernt ja
dazu und außerdem werden Tonnen und andere Seezeichen nicht zum Spaß
aufgestellt). Christoph versucht es mit der Abkürzung. Man erkennt
schon von weitem die Gischt und brechende Wellen, ein sicheres
Zeichen für extrem flaches Wasser. Hinzu kommt, das ca. 5 Bf Wind
aus Norden der Strömung entgegen stehen. Das führt in Verbindung
mit flachem Wasser zu extremer Wellenbildung. Es kommt wie es kommen
muss, die Schabernack läuft erneut auf Grund. Ich sehe das noch
durch die Gischt, die uns trennt und habe dann selber alle Hände
voll zu tun! Der lange Weg ist nämlich auch fast unpassierbar
geworden für meine 10PS starke Illub. Meter hohe Wellen aus ganz
diffusen Richtungen schlagen neben, vor und über mir zusammen! Es
kostet mich und die Illub einiges an Kraft und Willen da
durchzuhalten. Zum Glück schaffen wir es und auch die Schabernack
kommt frei und sicher durch diesen Hexenkessel.
Wer jetzt wie ich
geglaubt hat, dass es nach danach viel ruhiger und entspannter wird,
der hat sich getäuscht. Die See ist von den zwei Tagen Sturm immer
noch sehr in Aufruhe. Unsere Schiffe werden durch das komplette Fehlen von Wind leider gar nicht durch die Segel stabilisiert und so
verbringen wir noch 10 weitere Stunden mit ziemlichem Geschaukel auf
der Nordsee. Am Ende Motoren wir die letzten drei Stunden um
wenigstens am selben Tag noch anzukommen.
Das Gelbe Lämpchen
ist wie ich rausgefunden habe meine Tankanzeige und hat nichts mit
dem Ölstand zu tun. „Wenig Diesel“ wollte mir mein Schiff
mitteilen.
He, ich habe bereits sehnsüchtig auf die Berichterstattung dieses besonderen Tages gewartet. Toll, beim lesen ist alles noch mal ganz lebendig. Was ich vermisst habe ist ein Vermerk bezüglich meiner Schlaffähigkeit bei Seegang *lach*. Ich freue mich schon auf das Video, bin ganz neugierig. Am Sonntag werde ich die Schabernack wieder betreten *freu*. Euch alles Gute. VLG Ute
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