Donnerstag 25.
August
Kurze Fahrt im
Hochsommer
Timmendorfer Strand
auf Poel ist nicht mehr weit von Wismar. Das ist gut, hab ich doch so
keinen Stress dort rechtzeitig anzukommen. Auf der anderen Seite
stehen meine Gäste, die gerne segeln und etwas erleben möchten. Wir
beraten uns mit Piet, dessen Heimatrevier dies hier ist. Er rät uns
nicht wieder aus der Bucht hinauszufahren sondern eher um die Insel
herum nach Kirchdorf. Das entspricht mir auch sehr gut, da ich sonst
Sorge habe wieder passend zurück zu kommen. Fehmarn wäre zum
Beispiel auch ein realistische Ziel gewesen – aber der Rückweg?!?
Das ist das Problem beim Segeln: wenn der Wind gut steht fährt man
an einem Tag locker 30-40sm (50-60Km). Steht der Wind ungünstig kann
die Selbe Strecke mega anstrengend oder auch gar nicht in einem Tag
machbar sein.
Kirchdorf it is! Das
heißt auch, dass wir ganz relaxed um 11:00h aufbrechen können und
uns dann mit dem Kreuzen nach Süden beschäftigen können. Das
klappt so gut, dass wir schon fast enttäuscht um 14:00h in Kirchdorf
festmachen. Das Anlegemanöver lässt unseren Puls allerdings noch
einmal steigen. Wir kommen mit gutem Rückenwind in Kirchdorf an. Der
Hafen gliedert sich in drei Stege, von denen ich mir nur bei zwei
sicher bin, dass sie genügend Wasser für uns haben. Kirchdorf liegt
so weit im Landesinneren, dass es quasi auf dem Festland ist und der
Wasserweg ist so klein und flach, dass es mehr ein Bächlein ist als
Boddengewässer mit Zugang zur See. Der Wind ist also frisch und
kommt von hinten, das Wasser ist flach und das Hafenbecken sehr
klein. Wir suchen nach freien Boxen, die mit einem grünen Schild,
und somit für Gäste, gekennzeichnet sind. Wir finden auch eine.
Quer zur Windrichtung, so dass ich im ersten Anlauf die Kurve nicht
kriegen kann. Meine behäbige Illub auf kleinstem Raum zu drehen
gelingt mir zwar schon besser, aber immer noch nicht so souverän,
dass es mich in solchen Momenten nicht zum Schwitzen bring. Es
geltenfolgende Regeln:
- ein Schiff ohne
Fahrt (voraus oder zurück) ist nicht steuerbar
- je stärker der
Seitenwind desto zügiger muss man selber fahren um die Richtung
bestimmen zu können
- sobald ich einmal
vor und zurück gefahren bin verlängert sich der „Anlaufweg“ bis
zur gewünschten Steuerbarkeit des Schiffes drastisch weil sich
ursprünglicher Schwung und Radeffekt erschöpft haben (Radeffekt =
automatisache und unweigerliche Versetzung des Schiffes durch
Drehrichtung des Propellers)
Genannte Effekte
tragen dazu bei, dass ich auch in der zweiten Runde keine Chance habe
die Box ordentlich anzufahren. Also noch eine Kehrtwende im
Hafenbecken und dann mit Schwung rein in die Box. Geschafft! Aber ich
glaube nicht nur meine Knie waren etwas weich. Richard und Anke
erweisen sich als fähige Crew und platzieren ihre Festmacherleinen
zielsicher und helfen das Schiff passgenau Aufzustoppen.
Es ist heiß –
sehr heiß. Wir haben uns einen Eisbecher redlich verdient. Danach
ist uns immer noch heiß und wir verschlafen den Nachmittag im Hafen
unter meiner improvisierten Persenning. An Bord befindet sich noch
genügend Material für eine ordentlich Genähte Kuchenbude
('Vorzelt' für das Cockpit) doch dazu bin ich noch nicht gekommen.
Und heute ist definitiv kein Tag um zu Arbeiten. Allenfalls ein paar
Zeilen für Euch kann ich schreiben während die anderen Lesen und
Schlafen.
Abends machen wir
uns dann doch noch mal auf und spazieren durch die Gegend. Kirchdorf
hat den Namen von einer wirklich schönen Kirche mit noch einem
schöneren alten Friedhof rundherum. Im Mondlicht ein sehr
verwunschener und schöner Ort. Darüber hinaus finden wir nichts von
größerem Interesse und lassen unseren letzten Abend mit einem guten
Wein und Sternenlicht ausklingen.
Die "Sofia" der Schweizer Nachbarn
seht ihr die unglaubliche Atmosphäre auf diesem Friedhof?!? ;-)
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