Donnerstag, 10. August 2017

Auf Rügen mit Sarah

Sarah kommt pünktlich und wie verabredet mit der Bahn in Sassnitz an. Die Freude ist groß, immerhin haben wir uns drei Wochen nicht gesehen ;-)
Ich finde es immer wieder herrlich, wie selbstverständlich sie sich auf der Illub bewegt, alle Plätze für die Dinge kennt, und die Namen und Knoten der entsprechenden Leinen weiß. Sie selber ist immer ein wenig Schüchtern mit ihrem Segel-Know-How aber mir ist sie eine große Hilfe. Die Winde stehen gut und so beschließe ich unter Segel den Hafen zu verlassen. Wir wollen nach Lohme ein Stück um die Kreideküste herum. Den Motor starte ich zwar und benutze ihn auch um aus der Box heraus zu kommen, danach werden aber alle Manöver unter Segel gefahren. Im Hafen ist noch alles ruhig und klar, das Wasser im Schutz der Mole bewegt sich wenig und die Ausflugsdampfer fahren artig um uns Segeler herum; Segelfahrzeug vor Motorfahrzeug. Draußen ist es dann schon nicht mehr ganz so chillig. Aus den 4 Windstärken werden stellenweise 5 und die See türmt sich auch immer höher. Sarah findet das nur noch bedingt entspann. Sie ist sehr froh einfach nur Salzstangen zu mümmeln und Passagier sein zu können. Ich probiere eine Weile mit der Windsteueranlage herum, bin aber nur mäßig zufrieden mit dem Ergebnis. Die Wellen sind zu hoch und die Illub schiebt zu viel Lage, so dass das Servoruder immer wieder aus dem Wasser kommt und somit kurzzeitig keine Kraft hat. Dadurch können wir unseren Kurs nicht genau halten. Weit draußen auf dem Meer ist das nur eine Frage wie schnell man ankommen möchte, vor den Kreidefelsen Rügens nicht. Täglich fahren die Touri-Dampfer an die Kreideküste, den Kaiserstuhl und das Kap Arkona, genau auf unserer Strecke. Besser gesagt sind wir genau auf deren Strecke. Hinzu kommen die großen Fähren nach Schweden, Dänemark, Finnland und Lettland, die alle von Sassnitz aus abgehen. Wir müssen Kreuzen um Lohme zu erreichen. Das ist nett um die Felsen zu begucken aber gleichzeitig so, als wenn wir eine Hauptverkehrsstraße immer wieder kreuzen und dabei Schaufenster begucken.
Einmal wird mir richtig mulmig. Wir haben gerade eine Wende gemacht und entfernen uns wieder von der Küste, um im nächsten Schlag ums Kap herum zu kommen. Dann entdecke ich in noch beträchtlicher Entfernung eine Scandlines Fähre, wahrscheinlich auf den Weg nach Trelleborg in Schweden. Ich habe schon mal erwähnt wie schwierig das Einschätzen von Entfernungen, Winkeln und Geschwindigkeiten auf dem Wasser ist. Normalerweise denkt man: „Das wird jetzt aber knapp“ und es stimmt nie. Hier wurde es immer knapper und knapper und ich denke mir: „ Scheiße! Der muss doch jetzt was machen. Ich habe schließlich Vorfahrt und bin schon lange hier auf meinem Kurs!“ Aber der Kapitän der Fähre ist eiskalt und hält drauf. Mein Problem ist, das wir auch nicht mehr ausweichen können. Die Fähre ist mindestens dreißig Meter breit und wir sind genau vor Ihr. Eine Wende dauert viel zu lange und wir verlieren komplett unsere Geschwindigkeit. Eine Kursänderung von ein paar Grad wären vorhin möglich gewesen, verschlechtern die Situation momentan aber auch nur noch. Also stur Kurs halten, auf meine Vorfahrt pochen und hoffen das der Kapitän uns sieht und genügend Übersicht und Seeraum zum Manövrieren hat.
Ich glaube Sarah hat gar nicht so genau hingeschaut. Mir wurde jedenfalls ganz anders als diese gigantische Fähre direkt auf uns zukommt. Und das mit mindestens der vierfachen Geschwindigkeit von uns und einem langen Reaktionsweg. Am Ende sind wir doch noch so gerade vor der Fähre hergefitscht und ich unterstelle dem Kapitän mal, dass er das genau gesehen und gewusst hat; er ist nämlich kein Grad von seinem Kurs abgewichen.
Unter einigem Geschaukel nähern wir uns Lohme und ich beschließe die Illub erst im Hafenbecken Hafenfein zu machen und unter Segel einzulaufen. Klar ist das nicht ohne Nervenkitzel: fremder Hafen, recht viel Wind und keine Ahnung wie die Boxen, Slips oder Stege aussehen. Aber ich habe ja meine bewährte erste Offizierin und Captain‘s wife Sarah mit an Bord, von daher mache ich das einfach ;-)
Siehe da, es klappt wie am Schnürchen. Im Hafen ist es ruhig, Sarah übernimmt das Steuer und ich berge die Segel, dann übernehme ich wieder und mache die Achterleinen klar währen Sarah die Fender raushängt und sich mit den Vorleinen befasst. Butterweich biegen wir in die Box, ich erwische den Dalben in Luv und Sarah gibt souverän Abstände bis zum Steg durch, so dass wir passend aufstoppen können. Danach nur noch ein wenig getüddel mit den Leinen bis alles genau so ist wie es sein soll und es ist geschafft. Heute gab es ein kleines Mädchen, die uns gebannt zugeschaut hat. Die Mutter meinte dann auch: „Es ist so schön wie ihr zwei das macht.“ Dankeschön!

Der Hafen ist sehr schön und sicherlich 50m unterhalb des eigentlichen Dorfes gelegen. Es gibt neben dem Hafengebäude mit Hafenmeister, WC und Duschen eine große Feuerstelle mit Campingmöglichkeit für Kanuten. Der Abend wird windstill und nachdem wir mit Hilfe des Wetterberichtes beschlossen haben, unsere gemeinsame Zeit über hier zu verbringen, gesellen wir uns zum Lagerfeuer. Neben dem Hafenmeister, ein paar Holländischen Hobbyfischern und Yachties lernen wir Jörn mit seiner Frau von der „Big Dad“ kennen und später noch die beiden Mädchen, die mit dem Seekajak Rügen umrunden. Die „Big Dad“ liegt im Nachbarverein in Wismar und ich nutze die Chance mir ein paar Tips für den Rückweg geben zu lassen. Die Herausforderung besteht in dem langen Stück Küste zwischen Rügen und Warnemünde. Zusätzlich kommen die Winde eher aus West. Ich denke daran, dass die Segelzeit langsam zu Ende geht und es formt sich der Plan die Tour nach Hause in einem einzigen Schlag zu machen. Es muss nur noch ein passendes Wetterfenster her…


Sarah und ich sind jedenfalls froh eine Entscheidung für unsere gemeinsame Zeit getroffen zu haben. Das Wetter wird leider nicht so rosig und deshalb planen wir uns einzumuckeln und „Ferienhaus“ in Lohme zu spielen.  

Es ist aufgeräumt und geputzt, jetzt noch ein bisschen Tippen und ich bin bereit für meine Liebste.



Am Freitag, bevor wir auslaufen, gehen wir noch spontan in das Museums U-Boot.



Auslaufen unter Segel. 






Die Verlobung von letztem Jahr haben wir auch noch einmal nachgespielt ;-)









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