Mittwoch 27. Juli
Es geht wirklich
früh los. Ich nehme um 7:30h mit den Rentnern ein Bad in der Ostsee
und mache mich putzmunter daran, das Schiff seeklar zu machen. Heute
ist der erste trübe Tag und es verspricht mehr Wind zu werden. Weil
wir schon eine Weile kein Internet mehr hatten, wissen wir über das
Wetter auch nichts genaues mehr. Zur Vorsicht wechsele ich das
Vorsegel von der großen Genoa zur kleineren Fok. Das stellt sich
jedoch als unnötig heraus und ein paar Stunden später ändern wir
das wieder. Mir ist es im Grunde recht, dass die Sonne mal nicht so
knallt. Trotz wiederholter Aplikation von Lichtschutzfaktor 50 habe
ich mir Nase, Nacken und Handrücken ordentlich verbrand. Überhaupt
müssen sich meine zarten Händchen an das raue Seeleben gewöhnen.
Seit dem ich das Getriebe auseinander genommen habe werden meine
Hände durch mechanische Reibung, Öl, Fett, Diesel, Sonne, Salz und
Wind beansprucht und tun bei jedem Handgriff ein wenig weh. Aber ich
will nicht jammern – es ist herrlich mit der Illub unter Wegs zu
sein und in neue Gebiete vor zu stoßen!
Gegen Mittag stehen
wir in einer Flaute und holen die Segel runter. Ich meine Stimmungen
in der Crew wahrzunehmen, den Motor anzuwerfen und Meter zu machen,
setze mich aber durch und wir sitzen es aus. Immerhin ist es noch
früh am Tag und wir müssen erst morgen in Kopenhagen sein. Gegen
14:00h frischt es dann wieder auf und wir machen schöne 5 bis 6
Knoten Fahrt unserem Ziel entgegen.
Ich hatte von Rolf,
dem etwas Kauzigen einhandsegler von der Zausel den Tip bekommen auf
jeden Fall die Segler Vereine im Südhafen von Kopenhagen
aufzusuchen, anstatt wie alle anderen in den Nordhafen zu fahren. Das
kommt uns sehr entgegen, denn es ist bereits 19:30h und der Nordhafen
wäre mindestens noch zwei Stunden entfernt.
Hinter uns braute
sich schon seit Stunden etwas Wetter zusammen und ich dachte schon
wir würden dem Regen davon Fahren aber dann holt er uns zum Schluss
doch noch ein. Eingepackt in Ölzeug und Gummistiefel berge ich die
Segel eben selber. Eigentlich lass ich so etwas meine Crew machen;
Leichtmatrosen müssen Beschäftigt werden! In diesem Fall entscheide
ich mich aber für die schnelle Variante.
Am Vereinshafen
angekommen finden wir schnell eine leere Box. Hier stehen viele
„Projekte“ um es mal vorsichtig zu sagen. Die meisten Boote sind
mehr Projektionsfläche der Träumenden Besitzen denn eigentliche
Seefahrzeuge. Ich fühle mich sehr an meine Zeit in Wanssum erinnert
und frage mich wie viele Boote tatsächlich fahren können. Die Frage
ist nun ob wir bleiben dürfen. Ich mache mich also auf die Suche
nach Menschen und werde nach einiger Zeit auch fündig. Das ich eine
so große Verwirrung auslösen würde hätte ich nicht gedacht. Auf
der einen Seite ist Englisch jetzt ein Hadicap, auf der anderen Seite
sind Gäste im Hafen so gut wie unbekannt: „Nobody comes here! We
don't have a Harbour Master. It's just us.“ Ob ich bleiben kann ist
auch erst unklar. Nach einigem Hin und Her der lokalen Kneipen-Gang
beschließt man mir Box Nr 16 zu zuteilen. Der Besitzer ist ein
junger Kerl, der wie sich herausstellt noch Meilen weit entfernt von
einer Wasserung seines Bootes ist. Er hat auch noch nie gesegelt,
will aber jetzt alles aus dem alten Schiffchen herausholen und es als
Wohnung in Kopenhagen nutzen bevor er dann in die Welt hinaus fährt.
Geld will keiner von mir haben. Das erleichtert mich auch. Ich hatte
schon sorge was Kopenhagen von mir in meiner Abwesenheit verlangen
würde. Die Illub wird 5 Nächte ind Box Nr. 16 verbringen. Vier davon
ohne Crew. Ich hoffe es geht alles gut!
Aber ich habe keine
Wahl. Im engeren Familienkreis wird geheiratet und das darf ich mir
natürlich nicht entgehen lassen!
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