Etwas mehr als 100 km, jede Menge Spaß und eine Priese Abenteuer. Wer genauer sehen will wo wir gewesen sind oder ich mal wieder mit der Windfahne durch Wasser getaumelt bin, der kann sich das ganze hochauflösend hier anschauen.
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Sonntag, 20. August 2017
Gesamtstrecke Sommer 2017
Etwas mehr als 100 km, jede Menge Spaß und eine Priese Abenteuer. Wer genauer sehen will wo wir gewesen sind oder ich mal wieder mit der Windfahne durch Wasser getaumelt bin, der kann sich das ganze hochauflösend hier anschauen.
Montag, 14. August 2017
Rügen - Wismar einhand und nonstop
So ging
unsere Zeit in Lohme auch schnell dahin und es wird Zeit Sarah nach
oben ins Dorf zum Bus zu bringen. Gemein, da das Wetter, heute am
Montag, wieder richtig gut geworden ist. Aber so ist das Leben. Sarah
muss wieder an die Arbeit und ich muss die Illub endgültig parken
gehen. Nachdem Sarah im Bus sitzt mache ich mich daran alles für
meine große Überfahrt vorzubereiten. 100 Seemeilen! Die Fahrt nach
Bornholm waren 50sm und das hat schon 12Std. gedauert. Der
Wetterbericht sagt für den weiteren Tagesverlauf Flaute an, gegen
19:00h soll es dann aus Ost aufbriesen. Genau mein Ding, 3-4
Windstärken aus Ost! Am Dienstag dann ab Mittag auf Süd drehend,
was für mich weniger günstig ist. Meine beste Option ist am
Nachmittag unter Motor das Kap Arkona zu umrunden und dann am Frühen
Abend die Segel zu hissen und die Nacht über durch zu fahren… Ich
mach‘s!
Um
13:00h bin ich schon fertig mit den Vorbereitungen und will nicht bis
15:00h warten; dafür bin ich viel zu nervös und auch etwas
melancholisch weil Sarah ja gerade gegangen ist. Also rausfahren und
was erleben!
Good bye Lohme
Kap Arkona voraus
Insel Hiddensee backbord querab
Der
Anfang der Fahrt verläuft ruhig. Ich motore bis ich die Insel
Hiddensee erreicht habe. Dabei kann ich gut lesen und in der Sonne
Faulenzen. Pünktlich um 19:00h setzt der Wind ein und ich kann die
Segel hochziehen bzw. den Motor ausstellen. Zuvor hatte ich die Segel
auch schon oben, aber nur um ein wenig Extraspeed zu geben und das
Schiff zu stabilisieren. Für die nächsten zwei Stunden bin ich mal
das Schiff, dass ich sonst immer so schön und beneidenswert fand:
Man sitzt am Strand und im goldenen Licht der Abendsonne zieht noch
ein einsames Segelschiff daher. Vom Cockpit aus gesehen auch eine
herrliche Erfahrung. Leider muss ich zur Handsteuerung übergehen, da
die Wellen und der Wind meinen genauen Kurs mit der Windsteueranlage
nicht möglich machen. Ich komme zur Landspitze von Darßer Ort,
dort gibt es Strömung, Flachwasserzonen, Naturschutzgebiete und
einen Windpark. Wenn ich frühzeitig gut ziele ist das alles kein
Problem da zwischen her zu flutschen. Wenn ich aber zu weit im Süden
oder im Norden herauskomme, wird das ein ziemliches Gegurke damit ich
auch sicher und gut herum komme. Also steuere ich per Hand und werde
so leider etwas von dem Sonnenuntergang abgelenkt, da meine
Referenzpunkte an Land und nicht in der untergehenden Sonne zu finden
sind.
Die ersten Schiffe von der Hansesail in Rostock. Von denen werden mir noch einige im Dunkeln begegnen.
Und
dann beginnt die Nacht.
Pünktlich
mit dem versinken der Sonne frischt der Wind deutlich auf. Oder meine
ich das nur?Vielleicht spielt die Psychologie eine Rolle aber die
spätere Recherche im Wetterbericht verzeichnet stärkeren Wind als
ursprünglich vorhergesagt und gibt meinem Gefühl recht. Statt 3-4Bf
sind es tatsächlich 4-5Bf. Nichts was ich nicht schon kennen würde
aber in der Dunklheit doch beeindruckend. Ich werfe einen letzten
Blick auf das rote und grüne Licht, was die Einfahrt des Nothafens
Darßer Ort markiert. Letzt Chance Auszusteigen. Quatsch! Genau das
hier hab‘ ich mir doch gewünscht. Zugegeben ein bisschen mulmig
ist mir aber wie soll ich mich erst fühlen wenn ich im Hafen sitze
und nichts zu tun habe. Ich fahre auf jeden Fall weiter!
Dann
wird es dunkel und noch dunkler als auch der letzte Schimmer der
Sonne vom Himmel verschwindet. Ich wundere mich und suche den Mond.
Vor fünf Tagen war noch Vollmond, da muss doch noch was von dem
Kollegen übrig sein. Keine Chance. Dafür blinkt und blitzt es
reichlich um mich herum. Da ist der Windpark mit gefühlten tausend
Lichtern, der Leuchtturm bei Darßer Ort, die Gefahrentonne und noch
jede Menge andere Seezeichen, die so weit weg sind, dass ich sie nur
grob zu Rostock oder dem Seetrennungsgebiet zuordnen kann.
Ich
kann die Windsteueranlage wieder in Betrieb nehmen und lege mich ins
Cockpit. Es ist sternenklar. Nach einiger Zeit haben sich meine Augen
eingestellt und ich sehe so viele Sterne wie selten zuvor. Auch
Sternschnuppen häufen sich und ich wünsche mir fleißig einen
Wunsch nach dem anderen, bis mir nur noch Wiederholungen meiner
vorherigen Wünsche einfallen. Sollte also klappen hoffe ich.
Einen
kleinen Schrecken erlebe ich dann doch noch. Bei meinem
routinemäßigem Rundumblick entdecke ich ein neues Licht: rot und
weiß. Das bedeutet Schiff in Fahrt; oder nicht?!? Doch! Müsste! So
hab ich das gelernt, rot zeigt mir, dass ich die Backbordseite
(links) sehe und das weiße Licht ist am Heck angebracht. Meine
Perspektive müsste also schräg von hinten sein. Ist aber noch weit
weg. Ich lege mich wieder zu meinen Sternen und bin total erschrocken
als die kleine Segelyacht 10min. später beim nächsten Rundumblick
schon an mir vorbei gesegelt ist. Ups! Und jetzt erkenne ich auch,
dass das weiße Licht kein Hecklicht sondern ein Toplicht ist und
statt 135° nach achtern (hinten) 360° vom Masttop leuchtet. Ich
hoffe der andere Skipper hat etwas besser aufgepasst als ich. Aber
das Meer ist groß und das Wort „Nähe“ bezieht sich auf 500
Meter Radius um die Illub herum, hat also nichts mit den gewohnten
Dimensionen z.B. im Straßenverkehr zu tun.
So geht
es eine ganze Weile entspannt und im Sternenlicht weiter.
Leider
stelle ich fest, dass ich dem Seetrennungsgebiet immer näher komme,
die Windsteueranlage kann unter diesen, immerhin recht ruppigen
Bedingungen mit 1m Welle und 4-5Bf, nicht weiter südlich steuern.
Also muss ich mal wieder ran. Wir kommen Warnemünde immer näher und
ich wundere mich was hier los ist. Ich sehe gut 20 Schiffe, und das
um 01:30h! Einem schönen Dreimaster komme ich relativ nahe, der
geisterhaft an mir vorbei zieht. Dann sehe ich mal wieder einer
Riesigen Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff frontal entgegen. Kurz
bin ich erschreckt und dann werden die Abstände deutlicher. So wie
so krieg ich immer mal wieder einen kleinen Adrenalinschock wenn sich
eine Welle vom Timing und der Wellenhöe passen bricht, dass im
Schaum mein rotes Positionslicht reflektiert. Es scheint dann als ob
etwas im Wasser schwimmt was viel zu schnell auf dich zu kommt und
gegen die Bordwand klatscht. Ich bin bestimmt drei oder vier mal
darauf reingefallen. Andererseits hilft es beim wach bleiben. So
langsam werde ich müde. Gegen 02:15h denke ich, dass ich weit genug
von den Kreuzfahren, Frachtern und sonstigen Hanse Sail Besuchern
fern bin, dass ich es mit der Windfahne wieder probieren kann. Da
habe ich ja lust drauf: wieder schön im Cockpit liegen und den
Sternen zuschauen, dabei gewiegt werden und das gute Gefühl zu
haben, dass ich unter Wegs bin. So schön… Leider kommt es anders.
Ist ja auch klar. Auf der Illub weiß man nie so genau was man
bekommt. Dieses mal muss ich leider feststellen, dass nach 450
Semeilen, ein paar Schrauben harausgebrochen sind und ich fast mein
Pendelruder von der Windfahne verloren hätte. Noch hält eine
Schraube aber die Steuerwirkung ist dahin. Es ist ohnehin schon doof
sie so weit über die Reling bücken zu müssen, es ist zwei Uhr
nachts mit ordentlich Wind, und deshalb packe ich beherzt zu und
reiße das Ruder komplett ab, um es wenigstens reparieren zu können
und nicht ganz neu bauen zu müssen. Im zweiten Gedankengang bin ich
aber ganz zufrieden. 450sm mit dem ersten Prototyp, davon hat das
Ding vielleicht 200sm oder sogar 250sm gesteuert! Mit diesen
Erfahrungswerten kann ich nochmal zu Freun Manu in die Werkstatt und
die Version 2.0 in Angriff nehmen; die schafft dann hoffentlich
2500sm.
Für
den Moment bedeutet das aber leider das ich bis nach Hause selber
steuern muss. Mist. Gerade als es entspannt und chillig werden
könnte. Den Elektropilot will ich nicht gebrauchen, da schon meine
Positionslampen leuchten und ich die Batterie zum Motorstart
benötige.
Ab hier
zeigt der „Seegang“ im GPS Track deutlich wie ich im Halbschaf
steuere und teilweise nicht den Kompas benutze, sondern meine Saling
und einen besonders hellen Stern. Eigentlich total einfach, nur wenn
das Schiff schaukelt verliere ich auch den hellsten Stern
gelegentlich aus den Augen und dann muss sich erst mal wieder neu
orientiert werden. Auf dieser Fahrt stellt sich übrigens auch
heraus, dass mein stylischer Kompass unbedingt beleuchtet werden
muss. Da war die Stirnlampe mit angenehmem Rotlicht superpraktisch.
Ganz
ehrlich – ab hier wird mir die Zeit etwas lang. Es nähert sich
zwar bald das Morgengrauen, ein Event dem ich entgegenfieber aber
noch ist es für zwei Stunden dunkel, nass und kalt wird es auch. Um
03:20h bemerke ich, dass neben den Leuchttürmen an Land zwei fette
rot und grüne Lichter sichtbar sind, die die Hafeneinfahrt von
Kühlungsborn markieren. Ich bin so müde und es lockt mich der
sichere Hafen. Gleichzeitig ist es ein Umweg und ich möchte es auch
gerne schaffen nach Hause zu fahren. Ob die Windfahne jetzt kaputt
ist oder nicht. Das letzte Gegenargument ist im Dunkeln bei Wind eine
freie Box zu suchen und dort festmachen zu müssen – so müde gar
nicht mein Ding.
04:00h
Es zeigt sich der Morgen und als ich um 4:45h um „die Ecke“ bin
Kühlungsborn endgültig außer Sicht ist färbt sich der Himmel
endlich rot und ich weiß, dass ich es geschafft habe. Ich bin durch
die Nacht gefahren! Wieder einmal finde ich es doof, steuern zu
müssen und nicht nach Hinten schauen und dem Schauspiel zuschauen
kann. Ein frischer Tee fällt auch flach und zu Essen gibt‘s nur
noch Schokoriegel und Kekse.
Als ich
um 06:30h die Insel Poel erreiche ist es Zeit den Motor starten. Zum
einen soll er warmlaufen, zum Anderen hat der Wind weiter auf Süd
gedreht und ich muss gleich nach Süden abbiegen und durch eine
Untiefe – oder einen großen Umweg fahren. Jetzt heisst es Daumen
drücken, dass acht Stunden Positionslichter die Batterie noch frisch
genug lassen um den Motor in Gang zu setzen. Es kommt wie es kommen
muss und der Motor springt nicht an, gibt nicht mal ein Mucks. Na
gut. Alle Instrumente und Verbrauer ausstellen und in einer Stunde
noch einen Versuch. In der Zwischenzeit versuche ich die
Oldschool-Trecker-Ankurbel-Methode. Leider habe ich keine Kurbel,
hatte ich nie. Ich probiere es mit dem Schraubenzieher. Das Problem
ist, dass ich eine Hand zu wenig habe: Schwung geben,
Kompressionshelbel umlegen und gleichzeitig Starterknopf drücken.
Theoretisch müssete es auch ohne den Starterknopf gehen aber so oder
so tut sich nichts. Ich kann auch nie zu lange herumfummeln weil die
Illub in der Zwischenzeit führerlos herumdümpelt. „Eins nach dem
Anderen“ sag ich mir und konzentriere mich drauf bis nach
Timmendorf auf Poel zu kommen. Durch die Untiefe will ich trotzdem
fahren. Ich habe keinen Bock auf Umwege und theoretisch müsste es
knapp sein aber passen. Motorgebastel und die Untiefen halten mich
wach und ich übe langsam Fahren bei frischem Wind und zu viel
Segelfläche. Inzwischen ärgere ich mich schon eine Weile mit der
großen Genoa losgefahren zu sein und nicht die Fok benutzt zu haben.
So spiele ich mit dem Kurs und den Schoten, dass ich im Falle des
Falles nicht mit 5 oder 6 Knoten auf Grund laufe. Letztlich habe ich
immer noch 1,5m Wassr unterm Kiel. Bestimmt nicht zu letzt wegen der
vielen guten Wünsche, die mir von so vielen lieben Menschen
mitgegeben werden „...und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!“
Vielen Dank dafür; es hilft!
Endlich
habe ich Poel erreicht. Endlich Pause, und Pinkeln und Schlafen! Es
ist 07:30h und ich bin seit 18 Stunden auf dem Wasser. Aber auch hier
werde ich noch einmal auf die Probe gestellt. Der Hafen ist voll. So
voll, dass fünf Schiffe in der Bucht vor der Hafeneinfahrt vor Anker
liegen. Keine Chance das ich da unter Segel einlaufen und irgendwo
festmachen kann, ohne dass ich etwas kaputt mache, Leute aus dem
Schlaf reiße und ein riesen Chaos veranstalte. Also noch etwas
durchhalten und weiter zum Stadthafen. In den WS11 komme ich durch
die Schmal Rinne niemals rein und dann wäre mir auch alles zu eng.
Im Stadhafen kann ich schön längseits an den Kai gehen. Ich fahre
also weiter in die wismarer Bucht ein. Leider herrscht inzwische
direkter Südwind und ich bräuchte ewig, biss ich in den Stadthafen
gekreuzt wäre. Ich habe langsam echt keine Lust mehr und möchte
gerne irgendwo fest machen. Zum Glück ist die wismarer Bucht voll
von Häfen und so sind Boltenhagen und Hohen Wirschendorf in
Reichweite. Ich kenne keine der Marinas und entscheide mich für
letztere da der Weg kürzer ist. Natürlich ist es ein winziger Hafen
mir enger Fahrrinne und Anfangs weiß ich überhaupt nicht, wo der
Eingang ist. Es gibt Tonnen, die die schmale Einfahrt markieren und
direkt auf eine Betonmauer und eine Slipanlage führen. Mir ist alles
egal. Da liegen Boote hiterm Beton, und irgenwie müssen die von hier
nach dort kommen. Schwungvoll, ich kann unter Segel nur schwungvoll,
sonst geht die Steuerfähigkeit verloren, fahre ich auf die
Betonmauer zu, in dem Vertrauen, dass ich genauso schau bin wie die
anderen Skipper. Die sind ja auch in den Hafen reingekommen. Siehe
da, es gibt noch andere, kleine, bewachsene Tönnchen. Eigntlich eher
drei Luftballons aber genug. Ich fahre rum und muss mich orientiern
und entscheiden. Schwimmstege steuerbord querab, T-Form. Gut. Vor der
Halberg Rassy ist noch was frei. Halber Wind. Gut. Fok fliegen
lassen, Leine nehmen, ...scheiße zu schnell! Ich bemerker einen
Panischen Skipper, der kauend aus der großen teuren Segelyacht auf
den Steg klettert. Ich sehe ein, dass das so nichts wird, schnappe
mir meine Vorschot um wieder Geschwindigkeit zu bekommen und besser
steuern zu können. Es geht knapp vorbei an der Halberg Rassy und
rasant zu auf den Strand. Steuerbord, die Yacht, an Backbord
Flachwasser, voraus noch die kleinen offenen Anglerboote. Ich drehe
mich um entdecke doch noch eine Lücke auf der anderen Seite vom
T-Stück des Steges und mache eine rasante Halse (Großsegel war
schon vor dem Hafen geborgen) und einen butterweichen Aufschießer in
die Lücke. Die Geschwindigkeit passt so gut, dass der Skipper und
seine Frau mich mit dem kleinen Finger annehmen können. Wir sind
alle drei ganz baff! Mir egal ich will nur schnell festmachen!
Geschafft!
Jetzt merke ich wie aufgekratzt ich bin. Ich weiß nicht ob ich wirr
gesprochen habe. Der Skipper hat sich ständig wiederholt, was das
für ein krasser Anleger war und ich habe dafür in einem einzigen
Satz die ganze Überfahrt erzählt und das ich so was noch nie zuvor
gemacht hätte und das ich ganz aufgeregt bin und das ich gefürchtet
hätte das die Batterie lehr geht und das die vielen Schiffe von der
Hanse Sail alle da waren und ich ja nicht „dunkel“ fahren kann,
man muss ja überhaupt froh sein wenn die einen auf dem Radar sehen,
…
Naja
wir haben uns dann alle erstmal wieder Beruhigt. Die beiden haben zu
Ende gefrühstückt und ich habe klar Schiff gemacht. Kurz danach
habe ich denen dann geholfen, dass sie ohne Kratzer, gegen den Wind,
vom Steg wegkommen und bin endlich schlafen gegangen.
100
Meilen in 20 Stunden durch die Nacht Rügen – Wismar nonstop. Nicht
ganz wie geplant, aber gesund und munter – äh müde – aber
happy!
Sonnenaufgang. Die Nacht ist geschafft!
Donnerstag, 10. August 2017
Auf Rügen mit Sarah
Sarah
kommt pünktlich und wie verabredet mit der Bahn in Sassnitz an. Die
Freude ist groß, immerhin haben wir uns drei Wochen nicht gesehen
;-)
Ich
finde es immer wieder herrlich, wie selbstverständlich sie sich auf
der Illub bewegt, alle Plätze für die Dinge kennt, und die Namen
und Knoten der entsprechenden Leinen weiß. Sie selber ist immer ein
wenig Schüchtern mit ihrem Segel-Know-How aber mir ist sie eine
große Hilfe. Die Winde stehen gut und so beschließe ich unter Segel
den Hafen zu verlassen. Wir wollen nach Lohme ein Stück um die
Kreideküste herum. Den Motor starte ich zwar und benutze ihn auch um
aus der Box heraus zu kommen, danach werden aber alle Manöver unter
Segel gefahren. Im Hafen ist noch alles ruhig und klar, das Wasser im
Schutz der Mole bewegt sich wenig und die Ausflugsdampfer fahren
artig um uns Segeler herum; Segelfahrzeug vor Motorfahrzeug. Draußen
ist es dann schon nicht mehr ganz so chillig. Aus den 4 Windstärken
werden stellenweise 5 und die See türmt sich auch immer höher.
Sarah findet das nur noch bedingt entspann. Sie ist sehr froh einfach
nur Salzstangen zu mümmeln und Passagier sein zu können. Ich
probiere eine Weile mit der Windsteueranlage herum, bin aber nur
mäßig zufrieden mit dem Ergebnis. Die Wellen sind zu hoch und die
Illub schiebt zu viel Lage, so dass das Servoruder immer wieder aus
dem Wasser kommt und somit kurzzeitig keine Kraft hat. Dadurch können
wir unseren Kurs nicht genau halten. Weit draußen auf dem Meer ist
das nur eine Frage wie schnell man ankommen möchte, vor den
Kreidefelsen Rügens nicht. Täglich fahren die Touri-Dampfer an die
Kreideküste, den Kaiserstuhl und das Kap Arkona, genau auf unserer
Strecke. Besser gesagt sind wir genau auf deren Strecke. Hinzu kommen
die großen Fähren nach Schweden, Dänemark, Finnland und Lettland,
die alle von Sassnitz aus abgehen. Wir müssen Kreuzen um Lohme zu
erreichen. Das ist nett um die Felsen zu begucken aber gleichzeitig
so, als wenn wir eine Hauptverkehrsstraße immer wieder kreuzen und
dabei Schaufenster begucken.
Einmal
wird mir richtig mulmig. Wir haben gerade eine Wende gemacht und
entfernen uns wieder von der Küste, um im nächsten Schlag ums Kap
herum zu kommen. Dann entdecke ich in noch beträchtlicher Entfernung
eine Scandlines Fähre, wahrscheinlich auf den Weg nach Trelleborg in
Schweden. Ich habe schon mal erwähnt wie schwierig das Einschätzen
von Entfernungen, Winkeln und Geschwindigkeiten auf dem Wasser ist.
Normalerweise denkt man: „Das wird jetzt aber knapp“ und es
stimmt nie. Hier wurde es immer knapper und knapper und ich denke
mir: „ Scheiße! Der muss doch jetzt was machen. Ich habe
schließlich Vorfahrt und bin schon lange hier auf meinem Kurs!“
Aber der Kapitän der Fähre ist eiskalt und hält drauf. Mein
Problem ist, das wir auch nicht mehr ausweichen können. Die Fähre
ist mindestens dreißig Meter breit und wir sind genau vor Ihr. Eine
Wende dauert viel zu lange und wir verlieren komplett unsere
Geschwindigkeit. Eine Kursänderung von ein paar Grad wären vorhin
möglich gewesen, verschlechtern die Situation momentan aber auch nur
noch. Also stur Kurs halten, auf meine Vorfahrt pochen und hoffen das
der Kapitän uns sieht und genügend Übersicht und Seeraum zum
Manövrieren hat.
Ich
glaube Sarah hat gar nicht so genau hingeschaut. Mir wurde jedenfalls
ganz anders als diese gigantische Fähre direkt auf uns zukommt. Und
das mit mindestens der vierfachen Geschwindigkeit von uns und einem
langen Reaktionsweg. Am Ende sind wir doch noch so gerade vor der
Fähre hergefitscht und ich unterstelle dem Kapitän mal, dass er das
genau gesehen und gewusst hat; er ist nämlich kein Grad von seinem
Kurs abgewichen.
Unter
einigem Geschaukel nähern wir uns Lohme und ich beschließe die
Illub erst im Hafenbecken Hafenfein zu machen und unter Segel
einzulaufen. Klar ist das nicht ohne Nervenkitzel: fremder Hafen,
recht viel Wind und keine Ahnung wie die Boxen, Slips oder Stege
aussehen. Aber ich habe ja meine bewährte erste Offizierin und
Captain‘s wife Sarah mit an Bord, von daher mache ich das einfach
;-)
Siehe
da, es klappt wie am Schnürchen. Im Hafen ist es ruhig, Sarah
übernimmt das Steuer und ich berge die Segel, dann übernehme ich
wieder und mache die Achterleinen klar währen Sarah die Fender
raushängt und sich mit den Vorleinen befasst. Butterweich biegen wir
in die Box, ich erwische den Dalben in Luv und Sarah gibt souverän
Abstände bis zum Steg durch, so dass wir passend aufstoppen können.
Danach nur noch ein wenig getüddel mit den Leinen bis alles genau so
ist wie es sein soll und es ist geschafft. Heute gab es ein kleines
Mädchen, die uns gebannt zugeschaut hat. Die Mutter meinte dann
auch: „Es ist so schön wie ihr zwei das macht.“ Dankeschön!
Der
Hafen ist sehr schön und sicherlich 50m unterhalb des eigentlichen
Dorfes gelegen. Es gibt neben dem Hafengebäude mit Hafenmeister, WC
und Duschen eine große Feuerstelle mit Campingmöglichkeit für
Kanuten. Der Abend wird windstill und nachdem wir mit Hilfe des
Wetterberichtes beschlossen haben, unsere gemeinsame Zeit über hier
zu verbringen, gesellen wir uns zum Lagerfeuer. Neben dem
Hafenmeister, ein paar Holländischen Hobbyfischern und Yachties
lernen wir Jörn mit seiner Frau von der „Big Dad“ kennen und
später noch die beiden Mädchen, die mit dem Seekajak Rügen
umrunden. Die „Big Dad“ liegt im Nachbarverein in Wismar und ich
nutze die Chance mir ein paar Tips für den Rückweg geben zu lassen.
Die Herausforderung besteht in dem langen Stück Küste zwischen
Rügen und Warnemünde. Zusätzlich kommen die Winde eher aus West.
Ich denke daran, dass die Segelzeit langsam zu Ende geht und es formt
sich der Plan die Tour nach Hause in einem einzigen Schlag zu machen.
Es muss nur noch ein passendes Wetterfenster her…
Sarah
und ich sind jedenfalls froh eine Entscheidung für unsere gemeinsame
Zeit getroffen zu haben. Das Wetter wird leider nicht so rosig und
deshalb planen wir uns einzumuckeln und „Ferienhaus“ in Lohme zu
spielen.
Es ist aufgeräumt und geputzt, jetzt noch ein bisschen Tippen und ich bin bereit für meine Liebste.
Am Freitag, bevor wir auslaufen, gehen wir noch spontan in das Museums U-Boot.
Auslaufen unter Segel.
Die Verlobung von letztem Jahr haben wir auch noch einmal nachgespielt ;-)
Dienstag, 8. August 2017
Bornholm -Rügen
Dienstag
08.08.2017
02:30h
Der Wecker klingelt. Hab ich mir das echt überlegt?!? Scheiß Idee!
Ich sehe trotzdem zu, dass ich in die Gänge komme und um 03:10h
schmeiße ich die Leinen los. Ich bin inzwischen wach und aufgeregt.
Wir haben Vollmond und somit ist zwar Nacht aber es gibt trotzdem ein
wenig Licht. In der Hafeneinfahrt bin ich nochmal verwirrt. Was ist
dass den für ein Licht? Rot und Grün und nochmal Rot? Es ist wohl
doch dunker als gedacht denn erst spät erkenne ich die andere Yacht
die genau dann einläuft als ich den Hafen verlasse. Komische Zufälle
gibt es, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet!
Auf dem
Wasser ist es dann schnell „normal“. Ich habe ruck zuck die Segel
oben und die Windfahne eingestellt und rausche über spiegelglattes
Wasser mit leichtem Wind und 5,5 Knoten dahin. Herrlich!!! Ich bin
begeistert und frage mich warum ich da so einen Respekt vor hatte.
Viel zu
schnell zeigt sich schon nach einer Stunde das erste Morgenrot und
das Gefühl von der Nacht verschwindet. Der Sonnenaufgang ist aber
auch wunderschön und es ist ein tolles Gefühl mit einer Tasse Tee
kuschelig im Cockpit zu sitzen und dem Wetter zuzuschauen; weit
draußen auf dem Meer.
Der Tag
vergeht relativ schnell. 10 Stunden lang muss ich das Steuer nicht
anfassen und die Illub macht ihren Job von alleine. Ich höre
Hörbuch, achte darauf genug zu trinken und zu essen und genieße es
hier draußen zu Faulenzen. Kurz vor Rügen muss ich erst aktiv
werden und das auch nur weil die Konstruktion der Windfahne ein zu
kurzes Pendelruder hat, welche unter diesen Bedingungen immer wieder
aus dem Wasser taucht und eine Wirkung verliert. Mein Heck, die
Schräglage und die Wellen sind eine ungünstige Kombination und ich
werde für die nächste Saison wohl ein neues Pendelruder
‚schnitzen‘.
Im
Hafen von Sassnitz führt mich der Zufall mit Wilhelm und Wiebke
zusammen. Ein älteres Paar aus den Niederlanden, die ich im
Trockendock auf der Raderinsel vor zwie Jahren kennen gelernt habe.
Es ist ein herzliches wiedersehen und zur Belohnung für meine
Überfahrt in der ‚kurzen‘ Zeit von 12 Stunden bekomme ich ein
kühle Bier. Danach gehen die Beiden in die Stadt, ich mache klar
Schiff und gehe um 20:00h schlafen. Ein guter Tag.
Übermorgen
kommt endlich Sarah an Bord, also bedeutet das für morgen Aufräumen,
Putzen und Einkaufen. Sie kann leider nur kurz bleiben und da soll
dann alles vorbereitet und parat sein. Nicht mehr lange und wir
stehen ‚vorm Altar‘.
Sassnitz auf Rügen voraus!
Ein bisschen fertig, aber zufrieden :-)
Willhem uns Wiebke legen ab. Wie schön, dass wir uns wieder getroffen haben. Die beiden sind seit 45 Jahren verheiratet und machen so einen zufriedenen und gesunden Eindruck, dass ich mir die beiden als Vorbild für meine kommende Ehe nehmen möchte. Seit zwei Monaten tingeln die beiden durch die Gegend, haben noch einen Monat vor sich und machen ihr Ding. Die Kinder und Enkel waren gerade zu Besuch. Mit Übernachtungen auf dem Campingplatz sind sie dann zu fünft unter Wegs gewesn. Aber die Stimmung zwischen den Beiden und die Herzlichkeit mit der sie mir wieder begegnet sind, ist einmalig!
Sonntag, 6. August 2017
Der Wille nach Westen
Sonntag
06.08
Ich
vertrödel den Morgen fast komplett. Irgendwie habe ich den
Wetterbericht nicht ganz richtig interpretiert und mir wenig Gedanken
um die Karte gemacht. Plötzlich stelle ich fest, dass es an der
Südseite der Insel eigentlich keine Häfen gibt. Dort ist Arnager
beim Flughafen, ein winziger Hafen. Ich bin mir nicht mal sicher ob
ich rein gepasst hätte mit 1,2m Tiefgang und außerdem liegt das
fast in Sichtweite von Rønne. Was die Südseite in meinen Augen
zusätzlich unattraktiv macht ist der Militärstützpunkt, nebst
Sperr- und Schießgebieten auf dem Wasser. Obwohl ich die Regeln
kenne bleibt immer eine Restunsicherheit ob ich durch diese oder jene
Zone durchsegeln darf. Hat man ja auf dem Weg hier her gemerkt mit
der Caoution area bei den Windmühlen.
Der
Wind steht günstig auf West für eine Überfahrt nach Polen – aber
das ist weit! Fast 70sm bis Kolberg oder Dziwnow wenn ich etwas nach
Westen steuern kann. Ich versuche lieber nach Arnager oder Rønne zu
Kreuzen und wenn es geht noch weiter nach Norden zurück nach Hasle.
Im Grunde unter zwanzig Meilen, wenn ich Kreuze vielleicht 30, bis
Hasle dann 40. OK, los!
Der
Wind ist nicht so stark wie Gestern, dafür aber leider sehr böig.
Die Windfahne kommt damit nicht gut zurecht und wir verlieren immer
einiges an Geschwindigkeit und unseren Kurs wenn uns eine Böe packt
und die Illub anluvt (in den Wind lenkt). Also steuere ich viel
selber und nutze die WF nur um mich mit Essen usw. zu versorgen. Um
12:00h ist die Südspitze der Insel erreicht und und wir verlassen
die Landabdeckung. Innerhalb von zehn Minuten steigern sich Wind und
vor allem Wellen deutlich. Ich bin mir sicher längst in der
vorhergesagten 2m Zone zu sein. Wenn nicht sogar mehr. Man hat das
Gefühl durch ein Gebirge zu fahren. Ich war vorher schon nass und
jetzt muss ich den Niedergang dicht machen, nachdem zwei besondere
Wellen Lieterweise Gischt und Wasser unter Deck gespült haben. Ich
finde es ungemütlich, aufregend und bin wieder mal ganz angetan
davon wie meine Illub auch diese Bedingungen meistert. So muss es auf
hoher See sein! Wenn man von Bornholm absieht ist das nächste Land
mindestens 100km weit entfernt und die Wellen haben lange Zeit sich
aufzutürmen und in Wallung zu kommen. Tun sie auch.
Ich
habe mir einen Wegpunkt ausgemessen und Wendewinkel überlegt um
heute um die Insel herum zu kommen. Irgendwann ist meine Geduld am
Ende und ich meinte auch den Wendepunkt erreicht zu haben, da fahre ich meine
Wende. Leider mit super enttäuschendem Ergebnis. Ich komme im Grunde
kaum vorwärts. Ich muss mehr als 3 Meilen Segeln um etwas weniger
als 1 Meile in meine gewünschte Richtung Westen zu kommen. Ich
möchte gerne 15 Meilen nach Westen, das heißt also 45 Meilsen
Kreuzen bei einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten ergibt das eine Fahrzeit von
9 Stunden. Das alles gegen 5-6 Windstärke mit 2m Wellen gegen an.
...ich
drehe doch lieber um und versuche mein Glück an der Nordspitze der
Insel. Schön ist ja, dass man bei viel Wind auch schnell fährt. Am
Ende wird mir der Tag aber doch ganz schön lang. Die, bei Westwind
einsetzende, Strömung am Nordkap habe ich natürlich nicht
mitbedacht und abgesehen davon komme ich erst gar nicht in die Nähe.
Ich komme zwar auf Höhe des Kaps, bin aber noch viel zu weit im
Osten. Na gut! Dann schaffe ich es halt nicht. Ich mache eine Wende
und steuere Gudhjem an. Trotzdem war es ein interessanter und
lehrreicher Tag. Wichtigste Lektion: Bei starkem Wind und Wellen kann
man sich nur im Hafen verstecken oder eben mitfahren. Gegen an haben
die Illub und ich keine Chance.
Als ich
nach 9 Stunden auf dem Wasser endlich den Hafen erreiche, bin ich
einigermaßen erledigt. Jeder Handgriff wird schwieriger je mehr Wind
und Wellen das Schiffchen tanzen lassen. Zum Glück bin ich die
meiste Zeit unter Landabdeckung gefahren, hatte also kräftigen Wind,
aber vergleichsweise stilles Wasser. „Still“ ist natürlich
relativ. Den ganzen Tag über bin ich in unregelmäßigen abständen
Geduscht worden. Eine von Tausend Wellen geht immer über die
Bordwand und klatscht einem mit voller Wucht ins Gesicht oder in den
Nacken oder ins Schiff wenn man nicht aufpasst. Es war der erste Tag
an dem ich die Luken zum Schiff zu machen musste!
Im
Hafen ist es eng und gemütlich. Es sind nur wenige draußen gewesen.
Die meisten haben etwas mehr Erfahrung als ich, müssen nicht mehr so
viel Ausprobieren und wissen wann es sich lohnt für eine schöne
Fahrt den Hafen zu verlassen. Ich fand den Tag trotzdem gut, auch
wenn ich keines meiner Ziele erreicht und sogar etwas Equipment im
Wind verloren habe.
Witziger
weise ist der letzte freie Platz im Hafen wie für mich gemacht.
Hinter einer, mir aus Sandvig bekannten Motoryacht, ist ein Platz
frei und dann kommen die „Axt“ von Julius und die „Avanti“
von Klaus-Peter a.k.a. K-P. K-P hatte mir in Hammer Havnen von dem
Steinbruch-See erzählt und nimmt zusammen mit dem Motorboot Skipper
meine Leinen an. Gut! Denn es ist mega eng und Windet noch doll.
Zusätzlich ist es mal wieder eine neue Parksituation, die ich in
dieser Form auch noch nie hatte. Anstatt der Mooringbojen sind die
Mooringleinen einfach an der Kaimauer. Man fährt also vor und muss
sich die Leine vom Bug angefangen zum Heck vom Hafenbecken hochholen.
Ende gut alles gut.
Julius
und K-P finden sich nach dem Abendessen auf der Illub ein. Am Ende
trefft man sich eben auf der Illub – so ein gastliches Schiff meine
kleine Illubovic!
Julius
ist gerade fertig mit dem Abi, kommt aus einer gut betuchten
Seglerfamilie und hat sein eigenes Schiff, mit dem er sich bald mit
der Familienyacht irgendwo trifft. K-P ist Sonderpädagoge und mit
seiner 33-Fuß Yacht im 6 Wochen Sommerferien Modus. Beide kennen
sich schon lange. Die Ostsee ist scheinbar doch nicht so groß und
wenn man hier oben Wohnt und oft raus kann, läuft man sich wohl über
den Weg. Julius hat sein Boot in Masholm an der Schlei und K-P nicht
weit bei Kiel in einem obskuren kleinen Vereinshafen. Irgendwie
sitzen wir dann trotz des langen Tages noch bis nach 1:00h zusammen
und erzählen Segelgeschichten. Ich nutze die Zeit mich ganz als
Anfänger zu geben und die beiden übertreffen sich gegenseitig mir
ihr Wissen über Segeltrimm, Rigging weiter zu geben. Ich lerne
einiges wie sich am folgetag zeigen soll.
Die "Axt" von Julius, die Illub und die "Unawatuma" der freundlichen Motoristen.
K-P mit seiner "Avanti" läuft als erster aus.
Montag
07.08.2017
Ursprünglich
wollte ich zwischen 10:00 und 11:00h auslaufen, um gegen 13:00h oben
am Kap zu sein, da die Winde drehen sollen und ich dann mein
günstiges Zeitfenster gesehen habe. Sowohl Julius als auch
Laberschädel K-P raten mir früher zu fahren und ich beherzige ihren
Input. Um 9:15h habe ich bereits den Hafen verlassen und Segel mit
Motorunterstützung auf das Nordkap der Insel zu. Heute kann ich es
mir nicht leisten die Westseite nicht zu erreichen, denn morgen ist
der einzige Tag mit östlichem Wind, mit dem ich Rügen erreichen
kann. Danach dreht es wieder auf West und ich habe gestern ja
gelernt, dass ich dem nichts entgegen zu setzen habe und hierbleiben
müsste; oder nach Schweden oder Polen fahren…
Deshalb
gehe ich auf Nummer Sicher. Ich starte drei Versuche, den Motor doch
abzuschalten, aber jedes mal verliere ich die Hälfte der
Geschwindigkeit und kann den Kurs nicht mehr halten. Ok. Motorsegeln
bis zur entscheidenden Wende und dann wird gesegelt. 11:30h die
entscheidende Wende Kurs 200° - ne. Mist! 180° zu knapp. Der Wind
dreht. Na gut dann kreuze ich halt. Wenigstens ist der Motor aus und
die Windfahne steuert. Mist! Nein tut sie nicht. Warum? Mist! Der
erste Verschleiß zeigt sich nach dem vielen Wind der letzten zwei
Tage. Eine Öse hat sich aufgebogen und die Schubstange ist ab.
Reparieren kann ich das erst im Hafen und so verbringe ich die
nächsten vier Stunden mit Steuern und einer Wende alle 30min. Der
Wind dreht immer weiter und um 14:30h hab ich die Schnauze voll.
Erstens werden wir immer langsamer und zweitens komme ich immer
weniger voran in meine Richtung. Um 14:30h schmeiße ich den Diesel
an und fahre die letzten 45min. In den Hafen nach Hasle.
Aufräumen,
dänische Kronen ausgeben, Essen Vorbereiten und ab in die Sauna. Da
wollte ich gestern schon so gerne rein. Um 9:00h geht die Sonne in
einem perfekten Szenario unter und ich bin versucht jetzt schon
auszulaufen, habe dann aber doch ein bisschen schiss und entscheide
mich einfach ganz früh aufzustehen.
Direkt neben mir wird im Hafenbecken "Kajak-Ball" oder "Paddel-Ball" gespielt
Ein wunderbarer, lauer Sommerabend...
...und die Illub ist klar zum Auslaufen...
...soll ich?!?
Nee, komm! Ich stell mir einen frühen Wecker.
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